Kusswechsel
Lastwagenfuhre zur Kippe geschafft hatten. Um beide Grundstücke herum hatte man einen fast drei Meter hohen Stacheldrahtzaun aufgestellt. Auf dem einen Grundstück waren Kühlschränke, Waschmaschinen, Gasgrills, Gartenmöbel und einige uralte Geländewagen ausgestellt, alles in verschiedenen Stadien des Verrostens, auf dem anderen Grundstück standen Autos.
»Die beiden Grundstücke gehören einem gewissen Hog«, sagte Lula. »Außer diesen beiden Grundstücken besitzt er noch eine Werkstatt, die ist eine Straße weiter. Er kauft Schrottautos auf, repariert sie so weit, dass sie wenigstens fahrtüchtig sind, und verkauft sie dann an Dummköpfe wie unsereins weiter. Manchmal bezieht er seine Autos auch von ganz speziellen Quellen, aber darüber brauchen wir ja nicht zu reden.«
»Das wären dann die Autos ohne Papiere«, sagte ich.
»Hog kann für jedes x-beliebige Auto echte Papiere besorgen«, sagte Lula. »Nur muss man dafür extra bezahlen.«
Grandma war schon aus dem Firebird ausgestiegen. »Diese Gartenstühle mit den gelben Kissen sind doch recht hübsch«, sagte sie. »Ich sehe sie mir mal näher an.«
Ich sprang hinter ihr her und hielt sie am Handtaschenriemen zurück. »Nicht von meiner Seite weichen. Nicht einfach abhauen. Und mit niemandem reden. Hast du mich verstanden?«
Ein großer Mann von der Hautfarbe einer heißen Tasse Schokolade und mit einem Körper wie ein Betonmischer kam zu uns herübergeschlendert. »Lula hat mir gesagt, dass jemand von Ihnen ein Auto kaufen will«, fing er an. »Da sind Sie bei mir an der richtigen Adresse. Wir haben einige sehr edle Limousinen im Angebot.«
»Allzu edel darf das Auto nicht sein«, sagte Lula. »Wir suchen eher ein Schnäppchen.«
»Wie teuer darf das Schnäppchen denn sein?«
»Zweihundert. Einschließlich Nummernschilder und Zulassung.«
»Das deckt ja nicht mal meine Unkosten. Ich habe auch Ausgaben. Meine Mittelsmänner und so.«
»Deine Mittelsmänner sind alle im Knast«, sagte Lula.
»Die einzigen Ausgaben, die du hast, sind die Benzinkosten, damit du deine unterbelichteten Verwandten aus dem Armenhaus holen kannst.«
»Autsch«, sagte Hog. »Ganz schön gemein. Das törnt mich richtig an.«
Lula gab ihm eine Ohrfeige.
»Ja, so habe ich es gerne«, sagte Hog.
»Hast du nun ein Auto oder nicht?«, fragte Lula. »Wir können sonst auch ein Stück weiter zu Greasy Louey gehen und da gucken.«
»Klar hab ich ein Auto«, sagte Hog. »Habe ich jemals keins gehabt für dich? Habe ich dich jemals enttäuscht?« Er wandte sich an Grandma und mich. »Wer von den beiden reizenden Damen will denn nun ein Auto?«
»Ich«, sagte ich.
»Welche Farbe hätten Sie gern?«
»Eine für zweihundert Dollar.«
Er drehte sich um und betrachtete das bunte Gemisch der Autos, die sich dicht hinter dem Stacheldraht drängten.
»Für zweihundert Dollar kriegt man kein tolles Auto. Vielleicht wären Sie besser beraten, wenn Sie sich ein Auto von Hog mieten.« Er ging zu einem silbermetallic Sentra. »Das hier ist gerade reingekommen. Die Karosserie muss ein bisschen ausgebessert werden, aber sonst ist es solide.«
Ausbesserungsarbeiten war eine charmante Untertreibung. Die Motorhaube war verbeult und mit Klebeband am Auto befestigt, und hinten links fehlte der Kotflügel.
»Es ist so«, erklärte ich Hog. »Ich brauche ein Auto, das in der Masse untergeht. Das hier ist zu auffällig. Man würde sich daran erinnern, dass es nur drei Kotflügel hat.«
»In diesem Viertel nicht«, sagte Hog. »Hier fahren viele Autos rum, die so aussehen wie der Sentra.«
»Guck sie dir doch an«, sagte Lula. »Sieht die vielleicht wie eine aus, die sich oft in diesem Viertel aufhält?«
»Wie wäre es mit diesem Auto?«, rief Grandma quer über den Platz. »Das hier gefällt mir.«
Sie stand vor einem lila Lincoln Town Car, das einen halben Häuserblock lang war. Vom Fahrwerk her kroch eine finale Rostattacke aufwärts, aber die Motorhaube war normal befestigt, wie bei anderen Autos auch, und die Kotflügel waren auch noch alle dran.
»In so einen Schlitten passt eine ganze Killerbande«, sagte Grandma.
»Das will ich nicht gehört haben«, sagte Hog. »Mir ist es egal, mit was für Menschen Sie Ihre Zeit totschlagen.«
»Wir schlagen keine Zeit mit ihnen tot. Wir nehmen sie fest«, stellte Grandma klar. »Meine Enkelin ist eine Kopfgeldjägerin. Das ist Stephanie Plum«, sagte sie stolz. »Sie ist berühmt.«
»Oh, Mist«, sagte Hog, dem beinahe die Augen
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