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Kusswechsel

Kusswechsel

Titel: Kusswechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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lang, horchte erst, bevor ich klopfte. Geschrei war hinter der geschlossenen Tür nicht zu hören, keine Pistolenschüsse, kein Hundeknurren, nur der gedämpfte Ton eines Fernsehers. So weit, so gut. Ich pochte einmal an die Tür, wartete. Ich pochte ein zweites Mal.
    Ein hochschwangeres Mädchen öffnete. Sie war einige Zentimeter kleiner als ich und trug rosa Trainingsklamotten, die nicht für eine Frau in anderen Umständen gedacht waren. Sie hatte ein rundes Gesicht, noch weich vom Babyspeck. Das Haar stand aufrecht und war honiggelb gefärbt. Ihre Haut war dunkel, aber ihre Augen hatten eine gewisse asiatisch anmutende Schrägstellung. Sie war viel zu hübsch für einen wie Anton Ward, und viel zu jung, um schwanger zu sein.
    »Ja?«, fragte sie.
    »Lauralene Taylor?«
    »Sie sind entweder von der Polizei oder vom Sozialamt«, sagte sie. »Und auf beides können wir verzichten.«
    Sie versuchte, die Tür zu schließen, aber ich hatte einen Fuß darin.
    »Ich vertrete Anton Wards Kautionsagentur. Ist Ward da?«
    »Wenn Anton hier wäre, wären Sie längst tot.«
    Es hörte sich an, als fände sie das völlig in Ordnung, was mir wiederum Gelegenheit gab, meine Ansicht über sie zu überdenken. »Anton muss mit dem Gericht einen neuen Termin vereinbaren«, sagte ich.
    »Da können Sie lange drauf warten.«
    »Ihre Mutter hat dieses Haus als Sicherheit angegeben. Wenn Anton nicht vor Gericht erscheint, wird das Haus gepfändet.«
    »Anton wird schon für uns sorgen.«
    Mrs. Taylor kam an die Tür, und ich stellte mich ihr vor.
    »Ich habe Ihnen nichts zu sagen«, begrüßte mich Francine Taylor. »Sie reden über den Vater meines ungeborenen Enkels. Das müssen Sie mit ihm selbst aushandeln.«
    »Die Kautionsvereinbarung trägt Ihre Unterschrift«, sagte ich. »Sie haben das Haus als Sicherheit angegeben. Wenn Anton nicht vor Gericht erscheint, werden Sie das Haus verlieren.«
    »Das wird er nicht zulassen«, sagte Francine. »Er lässt seine Verbindungen spielen.«
    »Er hat keine Verbindungen«, sagte ich. »Wenn er hier in der Gegend bleibt, werden wir ihn irgendwann zu fassen kriegen, und er wandert ins Gefängnis. Ihm bleibt nur die Flucht. Und wenn er flieht, wird er wohl kaum eine Schwangere mitnehmen wollen. Es wird ihm egal sein, ob Sie das Haus behalten oder nicht. Und Sie stehen am Ende auf der Straße.«
    Es war die Wahrheit. Und ich konnte sehen, dass Francine das auch wusste. Sie war nicht so blöd wie das Mädchen.
    »Ich weiß«, sagte sie, »ich hätte das Haus niemals als Sicherheit für ihn hergeben sollen. Ich wollte nur, dass er sich für Lauralene zum Guten verändert.«
    »Dieses Loch ist doch sowieso nichts wert«, sagte Lauralene.
    »Ich arbeite hart, um die Raten für das Haus abzuzahlen«, sagte Francine. »Du hast hier ein Dach überm Kopf. Dein Kind wird hier auch ein Dach überm Kopf haben. Und das will ich für so einen Nichtsnutz wie Anton Ward nicht aufs Spiel setzen.«
    »Es ist mir egal, was andere von ihm halten«, sagte Lauralene. »Ich gebe Anton nicht auf, und dagegen kannst du gar nichts machen. Er wird mich heiraten. Und er wird mich aus diesem Loch herausholen. Wir haben schon einen Plan.«
    Ich gab Francine meine Karte und bat sie, mich anzurufen, wenn sie Neues von Anton Ward in Erfahrung gebracht hätte. Ich wünschte Lauralene viel Glück mit ihrem Baby, worauf sie sagte, ich könnte sie mal kreuzweise. Ich habe keine Vorurteile, aber den Gedanken, dass sich Lauralene Taylor und Anton Ward fortpflanzten, fand ich doch erschreckend.
    Ich begab mich zurück zu meinem Lincoln und blieb eine Weile im Auto sitzen, behielt das Haus der Taylors dabei im Auge. Zum Frühstück hatte ich eine Schüssel Körnerfutter gegessen, zu Mittag noch nichts. Ich hatte Heißhunger, und es fand sich nichts mehr zu essen im Auto. Keine Krispy Kremes, keinen Big Mac, keine Jumbofritten.
    Ich hatte zwei neue Fälle von entflohenen Kautionsflüchtlingen, aber mir fehlte jede Motivation, mich denen zu widmen. Harold Pancek lief auch noch frei herum, aber der konnte mir gestohlen bleiben. Ich wollte mir Anton Ward greifen, und ich wollte ihn hinter Schloss und Riegel bringen. Ich war nicht besonders erpicht darauf, die Festnahme selbst vorzunehmen, doch daran war augenblicklich ja auch gar nicht zu denken. Ich fühlte mich einigermaßen sicher. Daher beschloss ich, mich nicht vom Fleck zu rühren.
    Um vier Uhr beobachtete ich noch immer das Haus der Taylors. Es war zum Verrecken langweilig, und

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