Kusswechsel
»Ich habe ihn!« Lula warf sich mit ihrem ganzen Gewicht auf Anton Ward und zeigte noch mal genau die gleiche Nummer wie bei Roger Banker.
Ein Schwall Luft wurde aus Anton herausgepresst, als Lula sich auf ihn niederließ, danach gab er keinen Mucks mehr von sich. Er lag auf dem Rücken, alle viere von sich gestreckt, die Augen offen, der Blick starr.
Lula zwickte ihn am Zeh. »Sie sind doch nicht etwa tot, oder?«
Ward klimperte mit den Wimpern.
»Er ist nicht tot«, stellte Lula fest. »Schade.«
Ich legte ihm die Handschellen an, und Lula und ich stellten ihn auf die Beine.
»Nach Waffen brauchen wir ihn ja wohl nicht zu durchsuchen«, sagte Lula. »Das ist der Vorteil, wenn man nackte Männer zur Strecke bringt.«
»Kommen Sie«, sagte ich zu Ward. »Wir gehen zurück zum Auto.«
»Ich gehe nirgendwo hin«, sagte er.
»Legen Sie sich nicht mit mir an«, sagte ich. »Ich habe heute erst ein Ei gegessen, und ich bin ziemlich bissig.«
»Nicht nur das«, sagte Lula. »Es juckt mir im Hintern, mich noch mal auf Sie draufzuhocken. Ich bin dabei, meine Sitztechnik zu verfeinern. Was Sie eben erlebt haben, das war mein neuer Spezialtrick. Der kriegt sogar einen Namen verpasst. So wie der Wrestling-Kämpfer Rock seine ganzen Wrestling-Griffe auch benannt hat, wie zum Beispiel der
Volksellbogen
oder der
Rock-Hintern,
auch
der menschliche Tiefpunkt
genannt. Ich werde meinen Spezialtrick
Lulas Arschbombe
taufen.«
Ward brummte irgendwas vor sich hin und wandte sich von ihr ab. »Sie sind so gut wie tot«, sagte er zu mir.
»Ach Gottchen, jetzt haben wir aber Angst. Wir zittern schon richtig vor Angst. Ein nacktes Jüngelchen mit hässlichem Arsch will uns drohen. Wenn Sie meinen, wir hätten Angst vor Ihnen, haben Sie sich getäuscht. Sie haben ja nicht mal Ihre ausgebeulten Szeneklamotten an.«
»Wenn Sie sich mit mir anlegen, legen Sie sich mit The Nation an«, sagte Ward. »Die Kopfgeldzicke heben wir für den Junkman auf, nur deswegen haben meine Brüder sich noch nicht an Ihnen vergriffen.« Ward grinste mich an.
»Junkman wird Ihnen gefallen. Es heißt, mit blöden Zicken kann er besonders gut.«
Wir bogen um die Ecke, und von weitem sah ich den Lincoln am Straßenrand stehen, nur Wards Auto war nicht mehr da.
»Scheiße«, sagte Ward. »Jetzt ist die blöde Kuh auch noch mit meinem Wagen abgehauen.«
Es war kein schwerer Verlust, allerdings lagen seine Kleider in dem Auto. Lula und ich sahen uns Ward an.
»Den lasse ich nicht in meinen Firebird einsteigen«, sagte Lula. »Ich will nicht, dass sich sein hässlicher Nacktarsch auf meinem Autositz lümmelt.«
Ich wollte seinen Nacktarsch auch nicht auf meinen Sitzpolstern haben. Nicht dass ich besonders an meinem Lincoln hing, aber momentan hatte ich keinen anderen Wagen zur Verfügung.
»Ich rufe Morelli an«, sagte ich. »Sollen die ihn abholen.«
»Du hast Ward in Handschellen gelegt?«, fragte Morelli nach einer Schweigeminute.
»Ja. Und ich habe mir gedacht, du könntest ihn abholen.«
»Wir hatten abgemacht, dass du ihn nicht alleine festnimmst.«
»Ich hab’s vergessen. Es ging alles so schnell. Es kam für mich selbst ganz überraschend.«
Zehn Minuten später fuhren zwei Streifenwagen vor. Aus dem ersten stieg Robin Russell und kam auf mich zu.
»Mann, eye«, sagte sie, »der ist ja nackt. Ich verlange sofort mehr Gehalt.«
»Dass er nackt ist, ist nicht unsere Schuld. Wir haben ihn in flagranti erwischt. Auf dem Rücksitz eines Hyundai. Da hat er gerammelt wie ein Kaninchen.«
Nach Russell stieg Carl Costanza aus dem Wagen. Er musterte Ward und grinste mich an. »Willst du mir nicht die näheren Details verraten?«
»Nein«, sagte ich. »Die darfst du dir unterwegs selbst zusammenreimen.«
»Joe wird begeistert sein«, sagte Costanza.
»Wo steckt er eigentlich?«
»Er wartet auf der Polizeiwache. Er war so stinksauer auf dich, dass er Angst hatte, es würde noch Mord und Totschlag geben, wenn er dich sieht.«
Robin legte freundschaftlich einen Arm um Costanzas Schulter. »Ich muss dich um einen großen Gefallen bitten …«
»Abgelehnt.«
Robin Russell kniff die Augen zusammen. »Du weißt doch noch gar nicht, was ich sagen wollte.«
»Du wolltest mich bezirzen, den Nacktarsch in meinen Streifenwagen zu hieven, habe ich Recht?«
»Nein, das wollte ich nicht«, bockte Russell. »Na gut, zugegeben.« Sie sah Costanza scharf an. »Würde es dir sehr viel ausmachen?«
Costanza lächelte sie an.
»Du bist eine Schande für
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