Kusswechsel
Rumschnüffelei ausgekommen war.
Mittlerweile hatte ich das ganze Ankleidezimmer abgesucht, und wenn Ranger seine Unterwäsche nicht in seinem Safe aufbewahrte, dann musste er ohne rumlaufen.
Ich fächelte mir mit der Hand Luft zu, eine alberne Bewegung, die Frauen in Filmen aus den Vierzigern manchmal machen, um eine gewisse Erhitzung zu signalisieren. Keine Ahnung, warum ich das nachmachte. Es kühlte mich nicht im Geringsten ab. Ich dachte an Ranger in seinen schwarzen Cargopants, und mein Gesicht fühlte sich an, als hätte ich einen Sonnenbrand. Es gab noch andere Körperteile, die auch ganz schön erhitzt waren.
Eine Schublade war noch übrig geblieben. Ich zog sie langsam auf und spähte hinein. Ein Paar schwarze Seiden-Boxershorts. Ein einziges Paar. Was hatte das zu bedeuten?
Jetzt kam ich mir doch ein bisschen pervers vor, deswegen schloss ich die Schublade wieder, ging in die Küche, machte den Kühlschrank auf und ließ mich von der kalten Luft umspülen.
Als ich an mir herabsah, konnte ich vor lauter Bauch meine Zehen nicht sehen. Ich seufzte innerlich. »Ab jetzt keine ungesunden süßen Cornflakes mehr zum Frühstück«, sagte ich zu Rex. »Keine Doughnuts mehr. Keine Chips. Keine Pizza. Kein Eis. Kein Bier.«
Rex steckte in seiner Suppendose, daher war es schwierig zu beurteilen, was er von dem Vorhaben hielt.
Ich stellte die Kaffeemaschine an, machte mir eine kleine Schüssel mit Rangers Cornflakessorte und goss fettarme Milch darüber. Mir schmecken Cornflakes, sagte ich mir. Die sind köstlich. Und mit etwas Zucker und Schokolade wären sie noch köstlicher. Ich aß die Cornflakes auf und goss mir einen Becher Kaffee ein. Dann nahm ich den Kaffee mit ins Zimmer und stellte den Fernseher an.
Gegen Mittag langweilte mich das Fernsehprogramm, und die Wohnung bekam zunehmend etwas Klaustrophobisches. Bis jetzt hatte ich nichts von Morelli gehört, was ich als schlechtes Zeichen interpretierte, beruflich und beziehungsmäßig. Ich wählte seine Handynummer und hielt den Atem an, während es bei ihm klingelte.
»Was gibt’s?«, fragte Morelli.
»Ich bin es. Stephanie. Ich wollte mich nur melden.«
Schweigen.
»Da ich bislang nichts von dir gehört habe, gehe ich davon aus, dass ihr Ward noch nicht geschnappt habt.«
»Wir beobachten das Haus seines Bruders, aber bis jetzt ist Anton noch nicht aufgekreuzt.«
»Ihr beschattet das falsche Haus. Ihr müsst über seine Freundin an ihn heran.«
»Ich habe keinen Einfluss auf die Freundin.«
»Ich schon. Die Mutter der Freundin hat ihr Haus als Sicherheit für die Kaution gegeben. Ich kann der Mutter mit Zwangsvollstreckung drohen.«
Wieder Schweigen. »Das hättest du mir auch gestern sagen können«, sagte er schließlich.
»Gestern habe ich geschmollt.«
»Wenigstens siehst du niedlich aus, wenn du schmollst. Was hast du vor?«
»Ich gehe zu der Mutter und übe ein bisschen Druck auf sie aus. Alle Informationen, die ich aus ihr herauskriege, leite ich an dich weiter, und du kannst Ward festnehmen.«
10
Anton Wards Freundin Lauralene Taylor wohnte zusammen mit ihrer Mutter in einem Haus in der Hancock Street. Ich hatte mir vorgenommen, die Taylors zu befragen, und ich dachte, es wäre das Beste, es allein zu tun. So wirkte es nicht ganz so bedrohlich, und ich fand auch nicht, dass ich dazu Hilfe brauchte. Es war ein Jagdausflug, wenn man so will, in ein Viertel, das schon seine Härten hatte, aber noch nicht im roten Bereich auf dem Gefahrenanzeiger lag.
Die Häuser waren klein, in unterschiedlichen Stadien des Verfalls und meistens für mehrere Familien gedacht. Die Bevölkerung war multikulturell, die wirtschaftliche Lage mehr als verzweifelt, die meisten Einwohner arbeiteten hart und blieben arm.
Ich fuhr am Haus der Taylors vorbei, vermochte dort keinerlei Aktivität zu erkennen und kam zu dem Schluss, dass ich mich ihm problemlos nähern konnte. Den Lincoln stellte ich ein paar Häuser weiter ab, schloss ab und ging zu Fuß zurück.
Das Haus der Taylors befand sich in einem besseren Zustand als die meisten anderen in dem Viertel. Der Außenanstrich war ein verblasstes Limonengrün, zwischen der Farbe schimmerte das kahle Holz hervor. Die Rollos sahen billig aus, aber waren in allen Fenstern auf die gleiche Höhe hochgezogen. Die kleine Veranda vor dem Eingang war mit Kunstrasen bedeckt, das Mobiliar bestand aus einem verrosteten Klappstuhl und einem großen Glasaschenbecher, der von Kippen überquoll.
Ich zögerte einen Moment
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