Kusswechsel
siebten Monat schwanger, und dann machen sie auf dem Rücksitz von ihrem beschissenen Kompaktwagen einen los. Wenn sie wenigstens so viel Anstand hätten, woanders hinzufahren.«
»Die müssen es ganz schön eilig haben«, sagte ich.
»Ich bitte dich, das ist einfach nur geschmacklos. Er hätte ja auch mal ein Auto mit einem größeren Rücksitz klauen können. Die Frau, die er besteigt, ist immerhin schwanger. Ist denn das so schwierig, einen Cadillac aufzutreiben? Die alten Leutchen drüben in Hamilton Township fahren doch alle Cadillacs. Diese Autos sind doch im Nu geklaut.«
»Ich glaube nicht, dass er sie nur besteigt«, sagte ich. »Ich habe noch nie ein Auto so doll auf und ab hüpfen sehen.«
»Der macht sich noch die Stoßdämpfer kaputt, wenn er so weitermacht.«
Lautes Stöhnen schwappte zu uns herüber, und Lula und ich kurbelten die Fenster hinunter, damit wir besser hören konnten.
»Entweder ist er Spitzenklasse, oder sie bekommt Wehen«, sagte Lula. Sie beugte sich aus dem Fenster und blinzelte.
»Sehe ich da etwa einen Mond? Was macht der Kerl denn da? Sein Arsch klebt an der Heckscheibe. Wie hat er das bloß geschafft?«
Der Anblick war abstoßend und faszinierend zugleich.
»Vielleicht wäre es besser, wir schnappen ihn uns jetzt, bevor er fertig ist«, sagte Lula. »Mit prallem Ständer kann er nicht so schnell reagieren, dann ist es leichter, dem Kerl Handschellen anzulegen.«
Lula hatte wohl Recht, aber ich konnte Anton Ward schlecht festnehmen, wenn er mir seinen Schwengel entgegenreckte. Letzten Monat hatten Morelli und ich uns mal einen Porno ausgeliehen. Gut, da wurde auch heftig rumgemacht, aber das war ein Film, und hier hatten wir es mit Anton Ward aus Fleisch und Blut zu tun, der mit der schwangeren Lauralene Taylor das Auto zum Hüpfen brachte. Ih! Aus der Nähe wollte ich mir das nicht ansehen.
»Oh«, sagte Lula. »Das Auto hat aufgehört sich zu bewegen.«
Wir steckten den Kopf durchs Fenster und lauschten. Stille im Land.
»Der kommt mir nicht wie einer vor, der noch das Nachspiel genießt«, sagte Lula.
Wir sprangen aus dem Lincoln und schlichen uns an Wards Auto heran. Die Handschellen hatte ich in den Hosenbund meiner Jeans gesteckt, in einer Hand hielt ich Rangers Maglite-Stablampe, in der anderen eine Dose Pfefferspray. Lula kramte beim Laufen in ihrer Tasche nach ihrer Pistole.
Ich holte einmal tief Luft, flehte zu Gott, dass Anton und Lauralene wieder bekleidet wären, riss die Wagentür auf und leuchtete mit der Lampe ins Innere.
»Was soll der Scheiß?«, sagte Anton Ward, dessen Nacktarsch im Lichtstrahl der Lampe erglühte.
»Oh«, sagte ich. »Entschuldigen Sie. Ich dachte, Sie wären fertig.«
»Die haben ihre Stellung verändert«, stellte Lula mit sachkundigem Blick fest.
»Du fette Sau«, schrie Ward die schwangere Lauralene an.
»Du hast mich reingelegt.« Er schlug ihr ins Gesicht.
Ich ließ die Stablampe und das Spray fallen und beugte mich in den Wagen, um Ward festzunehmen, aber der Mann war in Rage, und ich bekam nur seine Hose zu fassen. Er wand sich aus der Hose heraus, stürzte sich aus der anderen Hintertür auf die Straße und lief davon.
Ich rannte hinter ihm her, die Straße entlang bis zur nächsten Ecke. Dort bog er ab, aber ich blieb an ihm dran. Er war jünger und wahrscheinlich trainierter als ich, aber er lief splitterfasernackt durch die Gegend, nur mit Strümpfen bekleidet. Die Strümpfe, überlegte ich, würden irgendwann schon dafür sorgen, dass er langsamer wurde, von seinem baumelnden Außengehänge mal abgesehen.
Ein Stück hinter mir hörte ich keuchend Lula über das Straßenpflaster stampfen. Wie schön, dass es Leute gibt, die noch langsamer sind als man selbst.
Ward kürzte den Weg über eine schmale Gasse zwischen den Häusern ab, sprang über einen Zaun und fiel hin, als er mit einem Fuß an der oberen Kante des Zauns hängen blieb. Er rappelte sich wieder hoch, aber er hatte an Vorsprung verloren. Ich sprang über den Zaun und packte mir Ward.
Ward war eigentlich nicht von großer Statur, aber er war ein niederträchtiger Kämpfer. Wir wälzten uns auf dem Boden, verkrallten uns ineinander, schimpften laut. Es ist gar nicht so einfach, einen nackten Mann festzuhalten. Nicht, dass ich zu schüchtern wäre, ihn da zu packen, was sich gerade anbot, aber meistens bekam ich
überhaupt nichts
zu fassen. Er rammte mir ein Knie in den Bauch, und ich ließ schmerzgebeugt von ihm ab.
»Stehen bleiben!«, rief Lula.
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