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Kusswechsel

Kusswechsel

Titel: Kusswechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Frage.«
    »Du lieber Gott.«
    »Ich will dir aber noch etwas anderes sagen, bevor unser Gespräch mal wieder an Würde verliert. Ich habe heute Junkman getroffen. Ungefähr vor einer Stunde. Ich saß gerade in Rangers Truck, vor dem Büro, da klopfte Junkman ans Fenster und stellte sich vor.«
    Ein weiter leerer Raum tat sich auf, in dem nicht gesprochen wurde, und ich spürte den energetischen Mix aus Gefühlen, der durch die Telefonleitung rann. Staunen über das Geschehene. Angst um meine Sicherheit. Wut, dass ich überhaupt mit dem Kerl gesprochen hatte. Enttäuschung, dass er das Problem nicht beheben konnte. Als Morelli schließlich etwas sagte, tat er es in seiner nüchternen Polizistenstimme.
    »Erzähl.«
    »Er war groß. Knapp eins neunzig. Bullig. Sah aus wie Muskeln, aber ich weiß nicht genau. Sein Gesicht konnte ich nicht erkennen. Er trug eine dunkle Sonnenbrille. Und er hatte ein überweites Sweatshirt an und die Kapuze übergezogen.«
    »Weiß, Latino, Afroamerikaner?«
    »Afroamerikaner. Vielleicht mit Latinoeinschlag. Er hatte einen leichten Akzent. Er sagte, er würde mich töten, aber zuerst müsste er noch einen Bullen töten. Er sagte, er täte es aus Spaß, aber ich glaube, das ist nicht alles. Zum Abschied machte er irgendein Handzeichen. Wahrscheinlich das Erkennungszeichen der Gang. Jedenfalls nichts Italienisches.«
    »Jetzt ist es fast zehn Uhr. Was hast du so spät noch vor dem Kautionsbüro gemacht?«
    »Lula, Connie und ich haben nach Ward gesucht.«
    »Wo?«
    »In der Umgebung.«
    Wieder folgte eine tiefe Stille, und ich spürte, dass jetzt der Zeitpunkt war, an dem unser Gespräch tatsächlich rapide an Würde verlieren würde, deswegen kam ich lieber gleich zum Ende. »Ich muss Schluss machen«, sagte ich zu ihm. »Ich will heute mal früh nach Hause. Ich wollte mich nur bei dir melden. Und ich wollte dir sagen, dass ich … äh, dich gerne habe.«
Scheiße.
Ich hatte gekniffen. Was war los mit mir? Warum konnte ich das große Wort mit L am Anfang nicht aussprechen? Ich bin ein Idiot.
    Morelli seufzte ins Telefon. »Du bist ein Idiot.«
    Ich erwiderte das Seufzen und legte auf.
    »Das hat ja prima geklappt«, sagte ich zu Rex.

13
    Es war zehn Uhr abends, und ich war hundemüde. Ich war klatschnass und den ganzen Tag über war mir kalt gewesen. Gerade hatte ich ein peinliches Telefongespräch mit Morelli hinter mir. Ein Becher fettarmer ungesüßter Naturjoghurt ohne Obst und Schokoladenstückchen reichte mir da nicht.
    »Manchmal müssen Opfer gebracht werden«, sagte ich zu Rex. »Manchmal muss man einen Gewichtsverlust opfern, um sich in den Genuss eines Erdnussbutter-Sandwichs aus schlappem Weißbrot zu bringen.«
    Nach dem Erdnussbutter-Sandwich aus schlappem Weißbrot fühlte ich mich gleich besser, deswegen ließ ich die Milch mit 2 % Fettanteil links liegen und trank ein Glas von Rangers wässriger, absolut geschmacksfreier Magermilch. Bin ich nicht selbstgerecht?
    Ich sagte Rex gute Nacht und knipste das Küchenlicht aus. Fürs Fernsehen war ich zu müde, und ich fror immer noch. Aber um gleich unter die Bettdecke zu kriechen, dafür war ich zu schmutzig. Also schleppte ich mich unter die Dusche.
    Ich stand so lange unter dem heißen Strahl, bis meine Haut ganz schrumpelig und mir schnuckelig warm war. Ich zog mir ein rotes Unterhöschen an und schlüpfte in eins von Rangers schwarzen T-Shirts, dann trocknete ich mir die Haare und stieg ins Bett.
    Himmlisch. Schade, ach, wie schade, dass das Bett, das Hemd, die ganze gemütliche Wohnung nicht mir gehörten. Schade, dass alles einem Mann gehörte, der mir ein klein wenig unheimlich war. Das brachte mich auf das Schloss an der Wohnungstür. Hatte ich beim Betreten den Riegel vorgeschoben?
    Ich stand noch mal auf, taperte zur Wohnungstür und überprüfte die Schlösser. Obwohl das bei Ranger eigentlich egal war. Er hatte so seine Tricks mit Schlössern. Ob es sich um ein Bolzenschloss, ein Riegelschloss oder eine simple Kette han-delte, Ranger konnte nichts aufhalten. Zum Glück wurde er noch nicht zurückerwartet. Und der Durchschnittseinbrecher, -ver-gewaltiger, -mörder oder Gangboss besaß nicht Rangers Fähigkeiten.
    Ich schlurfte zurück ins Bett und schloss die Augen. Ich war an einem sicheren Ort, wenigstens noch für ein paar Tage.
    Mühsam rappelte ich mich aus dem Schlaf, weil ich spürte, dass etwas nicht stimmte. Irgendwas hatte mich an der Grenze zum Traum erwischt und mich aufgeweckt. Es war das Licht, dachte

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