Kusswechsel
stand. Ich liebe das Duschgel, das du benutzt.«
»Das kauft meine Haushälterin für mich«, sagte Ranger.
»Vielleicht sollte ich mal ihr Gehalt erhöhen.«
Er gab mir einen Kuss.
»Oh, Scheiße«, sagte ich.
»Was ist denn jetzt schon wieder?«
»Entschuldige. Ich werde plötzlich von heftigen Schuldgefühlen wegen Morelli geplagt.«
»Warum bist du nicht in
seinem
Bett – wo wir schon mal beim Thema sind.«
»Es ist doch immer das Gleiche.«
»Ihr habt euch gestritten, und du bist ausgezogen.«
»Eigentlich war es nur eine Meinungsverschiedenheit.«
»Erkenne ich da ein ungutes Verhaltensmuster, Babe?«
Sag bloß? »Ich wollte nicht zurück nach Hause, weil Junkman hinter mir her war, und ich wollte meine Familie nicht in Gefahr bringen.« Außerdem wäre ich da verrückt geworden. »Ich wollte in dem Truck schlafen, aber der hat mich hierher geführt. Das GPS war eingeschaltet, und ich habe einfach die Strecke zurückverfolgt.«
»Und dann bist du in meine Wohnung eingebrochen.«
»Ich hatte einen Schlüssel. Du scheinst nicht besonders erstaunt oder verärgert darüber zu sein, dass ich deine Wohnung benutze.«
»Außer dem obersten Geschoss wird das gesamte Gebäude innen und außen von Kameras überwacht. Tank hat mich angerufen, als du vor dem Garagentor standest. Ich habe mir schon gedacht, dass du einen guten Grund haben musst, hierher zu kommen, deswegen habe ich ihm gesagt, er soll dich gewähren lassen.«
»Das war nett von dir.«
»Ja, ja. Ich bin eben ein netter Mensch. Und zu spät zur Arbeit komme ich auch.« Er wälzte sich aus dem Bett, blieb daneben stehen, schaltete die Freisprechanlage ein und drückte einen Knopf.
Eine Frauenstimme ertönte. »Guten Morgen«, sagte sie.
»Herzlich willkommen zu Hause.«
»Frühstück heute Morgen bitte für zwei Personen«, sagte Ranger und legte wieder auf.
Ich sah zu ihm hinüber. Er trug die schwarzen Boxershorts aus Seide. Sie hingen betörend tief um die Hüfte, und seine Haare waren vom Schlaf zerzaust. Wieso ich aufgehört hatte ihn zu küssen und mich von Schuldgefühlen leiten ließ, war mir ein Rätsel. Selbst jetzt fiel es mir schwer, nicht aus dem Bett zu springen und ihn mir zu packen.
»Was sollte das denn gerade?«, fragte ich, dankbar, dass sich meine Stimme nicht so atemlos anhörte, wie ich mich fühlte.
»Ella und Louis Guzman sehen als Hausmeister nach dem Rechten. Ich arbeite hier, und manchmal übernachte ich hier auch. Mehr nicht. Ella nimmt mir alles ab. Sie kocht, sie putzt, sie macht die Wäsche und kauft ein.«
»Und sie bringt dir das Frühstück.«
»Sie steht in zehn Minuten vor der Tür. Bisher hat noch nie eine Frau in meiner Wohnung übernachtet. Ella ist also bestimmt neugierig. Da musst du durch. Immer nur lächeln. Sie ist ein sehr freundlicher Mensch.«
Als Ella klingelte, hatte ich mir schon die Zähne geputzt und war angezogen. Ich machte ihr die Tür auf, und sie trat geschäftig mit einem großen Silbertablett herein.
»Hallo. Guten Morgen!«, sagte sie mit einem breiten Lachen, als sie an mir vorbeihuschte.
Sie war klein und kräftig, hatte kurze schwarze Haare und blitzende Vogeläuglein. Anfang fünfzig. Sie trug hellroten Lippenstift, schwarze Jeans und ein schwarzes Shirt mit V-Ausschnitt. Das Tablett stellte sie rasch auf den Esszimmertisch und legte zwei Platzdeckchen aus.
»Das isst Ranger sonst immer zum Frühstück«, sagte Ella zu mir. »Wenn Sie lieber etwas anderes essen möchten, mache ich es gerne für Sie. Zum Beispiel Eier.«
»Danke. Das hier reicht mir. Es sieht sehr lecker aus.«
Ella entschuldigte sich und zog sich zurück. Sie hatte heißen Kaffee in einer Silberkanne mit passendem Milchkännchen und Zuckerdose gebracht, eine Platte mit Obststücken und Beeren, ein Silbertellerchen mit Räucherlachs und zwei Näpfchen mit Frischkäse. Unter einer weißen Tuchserviette lagen in einem Körbchen aufgeschnittene geröstete Bagels.
Ranger war im Schlafzimmer und band sich seine Boots zu. Er trug wie immer seine Arbeitskluft, die Haare waren noch nass von der Dusche.
»Was soll das denn?«, sagte ich und zeigte mit ausgestrecktem Finger ins Esszimmer.
Er stand vom Stuhl auf und ging zur Tür. »Frühstück?«
»Isst du das jeden Morgen?«
»Wenn ich hier bin, ja.«
»Und die Baumrinde und die Wildwurzeln?«
Er goss sich Kaffee ein und nahm sich etwas Obst. »Von Baumrinde und Wildwurzeln ernähre ich mich nur, wenn ich im Dschungel irgendwo in der Dritten Welt bin.
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