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Kusswechsel

Kusswechsel

Titel: Kusswechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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fragte Connie.
    Wir richteten unser Augenmerk wieder auf Ward.
    »Wir lassen ihn vorerst hier«, sagte ich. »Vielleicht fällt uns über Nacht ja was ein.«
    Wir schnitten die Fesseln durch, stellten Ward auf die Beine, schubsten ihn ins Badezimmer und banden ihn mit Handschellen an die Wasserleitung des Standwaschbeckens. Eine Hand hatte er frei, und die Toilette war in Reichweite. Den Arzneischrank räumten wir lieber komplett leer. Die Fußschellen ließen wir dran, befestigten eine extra lange Kette an die Fesseln und wickelten die Kette um das Toilettenbecken. Dann sperrten wir hinter ihm die Tür zu.
    »Das kommt mir wie eine Entführung vor«, sagte ich.
    »Quatsch«, sagte Lula. »Wir halten ihn doch nur fest. Das dürfen wir.«
    »Ich überlege, ob ich nicht doch meinen Beruf wechseln soll«, sagte Connie. »Irgendwas ganz Normales … Sprengmeisterin beim Bombenräumkommando oder so.«
    Wir knipsten das Licht aus und schlossen die Haustür ab, dann stiegen wir zu Lula ins Auto und verließen Point Pleasant.
    »Jetzt bin ich gar nicht dazu gekommen, mein Glück an den Spielautomaten zu versuchen«, sagte Lula.
    Rangers Truck stand noch immer vor dem Kautionsbüro. Er war weder mit Graffiti beschmiert noch von Kugeln durchlöchert, ein gutes Zeichen, wie ich fand. Ich stieg aus dem Firebird aus und schloss den Truck mit der Fernbedienung auf. Dann blieb ich kurz stehen, hielt die Luft an und startete den Wagen ebenfalls mit der Fernbedienung. Ich stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als der Truck nicht explodierte.
    »Mach’s gut«, sagte Lula. »Bis morgen. Sei vorsichtig.«
    Ich stieg in den Truck und verriegelte die Türen. Für einen Moment blieb ich in der Dunkelheit sitzen, genoss die Stille und dachte darüber nach, was ich von diesem Tag halten sollte. Ich war müde. Ich war niedergeschlagen. Ich war entsetzt. Ich zuckte zusammen, als jemand ans Fenster klopfte. Mir verschlug es den Atem, als ich den Mann sah. Er war fast eins neunzig groß, seine Statur in der Dunkelheit schwer auszumachen. Er trug ein überweites schwarzes Kapuzenshirt, und sein Gesicht verlor sich im schattigen Dunkel der Kapuze. Seine Haut sah in der Finsternis so schwarz aus wie sein Sweatshirt. Seine Augen versteckte er hinter einer großen Sonnenbrille. Vielleicht war er einer von Rangers Männern. Vielleicht war er ein Botschafter des Todes. Wie auch immer, er konnte einem höllisch Angst machen.
    Ich gab die Handbremse frei und legte einen Gang ein, für den Fall, dass ich durchstarten musste.
    Dann ließ ich das Fenster ein Zentimeterchen herunter.
    »Ja?«, fragte ich.
    »Schöner Truck.«
    »Hm hm.«
    »Deiner?«
    »Vorübergehend.«
    »Weißt du, wer ich bin?«
    »Nein.«
    »Willst du es erfahren?«
    »Nein.«
    Erstaunlich, dass meine Stimme so gleichmäßig und fest klang, denn mein Herz raste wie verrückt und in meinem Dickdarm hatte ich einen Krampf.
    »Ich sag’s dir trotzdem«, fuhr er fort. »Ich bin der aus deinen schlimmsten Albträumen. Ich bin Junkman. Ich werde dich nicht einfach bloß töten – ich werde dich bei lebendigem Leib essen. Das kannst du ganz wörtlich nehmen, das verspreche ich dir.«
    Seine Stimme war tief, seine Modulation getragen. Solche Typen kannte ich zur Genüge. Sie leben von der Angst anderer, und Junkman gierte nach meiner Angst. Ich blickte in seine verspiegelten Brillengläser, und mein Gesicht sah mich an. Ich fand nicht, dass ich besonders verängstigt wirkte. Gut so. Konnte ich den Männern in meinem Leben doch noch was abgucken.
    »Warum willst du mich töten?«, fragte ich.
    »Aus Spaß. Aber du hast noch etwas Zeit darüber nachzudenken, weil ich erst noch einem Bullen die Klöten abschneiden will, bevor ich mir dich vornehme.«
    Es war mehr als reiner Spaß für ihn, überlegte ich. Junkman war kein junger Mensch mehr. Den Muskelpanzer und seine Lebenseinstellung hatte er sich wahrscheinlich im Gefängnis antrainiert. Die Slayers hatten ihn engagiert, und ich glaube, Connie hatte Recht: Junkman zog noch etwas anderes aus diesen Morden außer der Befriedigung seiner Blutgier. Nicht, dass ich die Blutgier herunterspielen wollte, aber ich glaube, Junkman tötete gerne. Wahrscheinlich kastrierte er seine männlichen Opfer vorher, um seine Macht über den Feind zu demonstrieren, und bestimmt badete er seine Hände anschließend in Blut.
    Er machte irgendein Handzeichen seiner Gang und trat von dem Truck zurück. »Genieße deine letzten Stunden auf Erden, Zicke«,

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