Kusswechsel
ich. Matt, aber doch störend. Ich war eingeschlafen und hatte versehentlich ein Licht brennen lassen. Wahrscheinlich, als ich die Schlösser überprüft hatte. Ich sollte aufstehen und das Licht ausmachen.
Ich lag auf dem Bauch, das Gesicht ins Kissen gedrückt. Aus halb geschlossenen Augen warf ich einen Blick auf den Wecker. Zwei Uhr. Ich hatte keine Lust, mich aus dem Bett zu quälen. Um Grandma Mazur zu zitieren: Kuschelig im Bett ist gemütlich und nett. Ich machte die Augen wieder zu. Sollte das Licht doch brennen.
Ich gab mir alle Mühe, das Licht zu ignorieren, da hörte ich am anderen Ende des Raums das leise Rascheln von Kleidungsstücken. Wäre ich ein Mann, hätten in diesem Moment meine Geschlechtsdrüsen Deckung gesucht. Da ich keine Geschlechtsdrüsen dieser Art hatte, hielt ich die Augen einfach geschlossen und hoffte darauf, dass der Tod nur möglichst schnell käme.
Nach zwanzig Sekunden wurde ich ungeduldig von der Warterei auf den Tod. Ich schlug die Augen auf und wälzte mich auf den Rücken.
Ranger lehnte mit einer Schulter am Türrahmen, die Arme über die Brust gekreuzt. Er trug seine übliche Arbeitskluft, schwarzes T-Shirt und schwarze Cargohose.
»Ich überlege gerade, ob ich dich aus dem Fenster werfen oder mich neben dich legen soll«, sagte Ranger, der weder besonders erstaunt noch wütend wirkte.
»Gibt es noch andere Möglichkeiten?«, fragte ich ihn.
»Was machst du hier?«
»Ich brauchte einen sicheren Ort, wo ich bleiben konnte.«
Sein Mund verzog sich leicht. Er lachte nicht, war aber eindeutig erheitert. »Und hier, denkst du, bist du sicher.«
»Bis eben, ja.«
Die braunen Augen blickten unbewegt, fixierten mich regelrecht. »Wovor hast du größere Angst … aus dem Fenster geworfen zu werden oder mit mir zu schlafen?«
Ich setzte mich auf und zog die Bettdecke an mich heran.
»Keine Selbstbeweihräucherung, bitte.
So
große Angst muss man vor dir nun auch wieder nicht haben.« Lügen haben bekanntlich kurze Beine.
Das Beinahelächeln blieb auf seinem Gesicht. »Ich sah die Pistole und die kugelsichere Weste, als ich hereinkam.«
Ich sagte ihm, dass Junkman mir mit dem Tod gedroht hätte.
»Du hättest Tank um Hilfe bitten sollen«, sagte Ranger.
»Ich fühle mich nicht immer ganz wohl in Tanks Gegenwart.«
»In meiner aber schon.«
Ich zögerte mit der Antwort.
»Babe«, sagte Ranger. »Du liegst in meinem Bett.«
»Ja. Gut, das ist ein gewisser Wohlfühlindikator.«
Sein Blick fiel auf meine Brust. »Trägst du eins von meinen Hemden?«
»Ich muss dringend Wäsche waschen.«
Ranger band sich die Schuhe auf.
»Was machst du da?«
Er sah zu mir herüber. »Ich gehe ins Bett. Ich bin seit vier Uhr früh auf den Beinen, und jetzt bin ich gerade neun Stunden am Stück gefahren. Die Hälfte bei strömendem Regen. Ich bin total kaputt. Ich gehe unter die Dusche und danach gehe ich ins Bett.«
»Hm …«
»Guck nicht so panisch. Du kannst auf dem Sofa schlafen. Du kannst gehen. Du kannst im Bett bleiben. Wie du willst. Ich werde schon nicht im Schlaf über dich herfallen. Jedenfalls habe ich das im Augenblick nicht vor. Darüber können wir morgen weiter verhandeln.«
Er verschwand im Badezimmer.
Das Bett aufgeben? Gott behüte. Niemals. Es war warm und gemütlich. Die Laken waren seidig glatt, die Kissen weich. Und das Bett war groß. Ich konnte auf meiner Seite bleiben, und er konnte auf seiner Seite bleiben, und alles wäre in Butter. Er glaubte doch wohl nicht, mein Bleiben wäre eine Einladung zum Sex. Wir waren schließlich erwachsene Menschen. Damit konnten wir umgehen.
Ich drehte mich auf meine Seite, mit dem Gesicht zur Wand, dem Rücken zum Badezimmer, und ließ mich von dem fernen Rauschen der Dusche und dem Regen gegen die Fensterscheibe in den Schlaf lullen.
Als ich ganz gemütlich wach wurde, dachte ich schon, ich wäre bei Morelli zu Hause. Ich spürte die Wärme eines Mannes neben mir und rutschte näher. Als ich jedoch den Arm ausstreckte und meine Finger seine Haut berührten, bemerkte ich den Irrtum.
»Oh«, sagte ich.
»Babe.« Ranger zog mich an sich.
Ich wollte wieder von ihm abrücken, aber der sexy Duft des Duschgels, gemischt mit dem von Ranger, lenkte mich ab. »Du riechst toll«, sagte ich zu ihm. Beim Sprechen fuhren meine Lippen wie von allein über seinen Hals, irgendwie war die Verbindung zwischen meinem Verstand und meinem Mund plötzlich unterbrochen. »Ich musste immer an dich denken, wenn ich unter der Dusche
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