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Kutath die sterbende Sonne

Titel: Kutath die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J.Cherryh
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Niun machte eine vage Handbewegung, die seinen Körper einschloß.
    Duncan grinste, ein erschreckender Anblick auf seinem dünnen, nur zur Hälfte sonnengebräunten Gesicht, nur um die Augen herum braun. Mehr noch, er lachte lautlos. »Es würde lange dauern. Soll ich?«
    Das war nicht die sachliche Reaktion, die Niun erwartet hatte. Er entdeckte, daß er verlegen war, machte ein finsteres Gesicht und faßte sich an die Stirn. »Hier ist Mri, Sov-kela. Das Äußere ist ein Schleier, wie der andere. Wir beide sind ähnlich genug.«
    Duncan wurde ernst und schien zu verstehen.
    »Mein Bruder«, sagte Niun, »tut sich dadurch selbst einen Gefallen. Für sie...« Er machte eine umfassende Geste zum gemischten Lager und den umliegenden.
    Duncan zuckte die Achseln. » Sollte ich alles entfernen?«
    »Götter«, brummte Niun, »nein!«
    Und Duncan verwirrte ihn durch ein nach innen gerichtetes Lächeln und ein Nicken. »Ich höre dich.«
    »Mein Bruder ist verstockt wie ein Dus.«
    »Und hat einen ähnlichen Pelz.«
    Niun zischte gereizt und fand sich gezwungen zu lachen, weil Duncan ihn so geschickt lenken konnte. Menschliches Lachen war respektlos angesichts der meisten ernsten Angelegenheiten, aber daß Duncan seinen Sinn fürs Gleichgewicht bewahrt hatte, das war ein Wissen, so reinigend wie ein Luftzug.
    »Götter, Götter, ich habe dich vermißt.«
    Und das brachte aus demselben Grund eine Spur von Schmerz in Duncans Gesicht, den Schatten eines Kummers.
    Auch diese Frage hätte Niun gerne gestellt, aber um seines Friedens und den Duncans willen versagte er es sich.
    Duncan setzte sich und zog sich die Stiefel an, atmete tief, als er damit fertig war, stand wackelig auf, schnallte sich Waffen und Ehrenzeichen um. Beide legten sie sich die visierbewehrten Kopftücher an, und dann gab es zwischen ihnen nur noch den Unterschied des Gesichtes und Duncans kleinerer Statur.
    »Du meinst...«, sagte Duncan daraufhin, als sei es etwas, das lange darauf gewartet hatte, zur Sprache gebracht zu werden. »Du meinst, daß diese fremden Kel'ein mit uns zusammen zum Schiff zurückgehen würden?«
    »Das zu sagen liegt nicht beim Kel.«
    »Die She'pan hat gesagt, daß sie es sich überlegen will. Was überlegt sie sich?«
    »Das Sen macht sich Gedanken.« Niun fühlte sich durch das Ausweichen entblößt und beschämt. Manchmal schaffte es Duncan, einen Blick gleichzeitig wie eine Kath'en und mit der Standhaftigkeit eines Kel-Meisters zu erwidern. »Habe ich dir nicht beigebracht, Geduld zu haben und keine Fragen zu stellen?«
    »Sie machen sich jetzt seit zwei Tagen Gedanken.«
    »Sov-kela.«
    »Aye«, gab Duncan zur Antwort und wandte den Blick ab. Niun rollte die abgelegten Kleider zu einem Bündel zusammen, verknotete es und stand auf. Die andere Hand legte er Duncan auf die Schulter und drehte ihn wieder zum Hauptbereich des Lagers, und Duncan streckte trotz seiner ganzen Unruhe die Hand aus und packte das Bündel an der Schnur, trug die Last mit der automatischen Höflichkeit von jemandem, der dazu geboren ist. Niun beobachtete es und fühlte sich noch unbehaglicher.
    »Zweifelst du an der She'pan?« wollte er wissen. »Denkst du, daß sie nicht das Beste tut?«
    »Es gibt Gedanken, die ich auf Hal'ari nicht ausdrücken kann, wozu ich es nicht gut genau beherrsche.« Mit auf dem windgetriebenen Sand knirschenden Stiefeln gingen sie langsam neben ihren nach außen führenden Spuren her, die bereits vom Wind teilweise verwischt worden waren. »Wenn du hören wolltest – wenn du dich für einen kurzen Moment an die Menschensprache erinnern würdest und es mich mit menschlichen Begriffen sagen ließest...«
    »Verschleiere dich!« schnitt Niun ihm das Wort ab. »Atme nicht den Wind! Das ist nicht gut für Kranke.«
    Duncan tat wie geheißen und schwieg.
    »Du hattest auf dem Schiff Jahre, um mit uns zu sprechen«, meinte Niun. » Du bist die Rede, die du halten würdest, und sie ist bereits gut gehalten.« Auch er zog sich ein Stück des Schleiers aus Höflichkeit über den Mund, um Duncan nicht auffällig erscheinen zu lassen, und verkürzte achtsam seine langen Schritte. »Es ist alles gesagt, Duncan.«
    Morgennebel fiel sanft über die Zelte und berührte alle mit der Ruhe dieser Stunde. Selbst das schwarze Tuch des Kel-Zeltes und des angrenzenden Behelfszeltes hatten auf der rauhen Oberfläche einen goldenen Schimmer angenommen; und Gold färbte die blasseren Schattierungen des Zeltes der She'pan und der anderen. Das

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