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Kutath die sterbende Sonne

Titel: Kutath die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J.Cherryh
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Verschwinden der Meere Mri hiergewesen waren. Allerdings war von hier aus geschossen worden: Regul und Menschen hatten die Stellen, die gefeuert hatten, unter Punktbeschuß genommen und dadurch ihre Ziele gefunden. Etwas war hier am Leben, jedoch nicht – dessen begann sie sich sicher zu sein – Fleisch und Blut; nicht die Mri, die sie finden mußten.
    Vor ihr blieb Galey stehen, legte den Tornister ab und setzte sich auf einen herabgestürzten Stein, ließ die Arme zwischen den Knien herabhängen. Eine Ruhepause. Boaz freute sich darüber und setzte sich, Kadarin neben ihr. Sie waren zu dritt; dazu hatte sich Galey nach Lanes Tod entschlossen – sie hatten sich einen strengen Zeitplan erstellt und Shibo im Schiff zurückgelassen, um den Kom zu beobachten – und, so vermutete Boaz, um eine Nachricht zurückzubringen, wenn sie auf Schwierigkeiten stießen. Sorglosigkeit konnten sie sich nicht mehr leisten. Shibo war der andere Pilot – dazu in der Lage, sie zu verlassen, und er hatte diesen Befehl für bestimmte Möglichkeiten, vermutete sie. Galey hatte nichts davon gesagt. Vielleicht war es Balsam für das Gewissen eines Soldaten – daß zumindest die Wahrheit zurückgelangte, wenn sie selbst es nicht schafften.
    »Wir müßten kurz vor dem zentralen Platz sein«, meinte Galey, »oder ich habe die Richtung verloren.«
    Sie nickte. Galey und Kadarin sahen fürchterlich aus, die Gesichter durch Kutaths grausame Trockenheit gefurcht und mit den roten Spuren der Masken gezeichnet... die Lippen waren aufgesprungen, die Augen rot wie die von kranken Tieren. Die Nägel brachen bis zum Fleisch durch und die Haut über den Gelenken war abgeschürft, aufgeplatzt und verkrustet. Mri-Gewänder waren sinnvoll, dachte sie: auf keinen Fall hätte sie das Militär dazu überreden können, aber die Mri, die lose Gewänder trugen und kaum ihre Augen dieser Folter aussetzten... hatten mehr Verstand als sie. Sie hätte viel für die Dicke dieser groben Gewänder zwischen sich und dem Wind gegeben, der ihre Füße schon im Sand begrub, während sie nur saßen. Sie dachte an Duncan, der nach Mri-Art durch dieses Land gewandert war – und in seltsam besserem Zustand angekommen war als sie: erinnerte sich an das Gesicht, hager und verändert, mit schmalen Augen und glatt, als wäre das Menschsein daraus weggebrannt und mit der Feuchtigkeit herausgewrungen worden; und gelassen war es gewesen, als wäre Gesichtsausdruck Verschwendung.
    Dort hatte es eine Prägung durch Mri gegeben. Hier paßten – abgesehen von den Edunei – die Dinge nicht zusammen. Boaz sah sich um, betrachtete Steine, die inmitten des rotgelben Nachmittagsstaubes mit Lavendelfarbe überzogen waren, sah Straßen und Bauwerke. Was diese Stadt in ihrer Blütezeit gewesen sein mochte... ihr Expertenauge füllte aus, vermißte Winkel, gestaltete mit den erinnerten Fragmenten der safrangelben Stadt der vielen Toten: fremdartige Bö- gen, bizarre Geometrien, die zierliche Symmetrie der Drei.
    Das Dreifache, dachte sie, das Überwiegen von Dreiecken. Drei Kasten. Die Silhouetten der Edunei. Die dreifachen Straßenkreuzungen. Gebäude mit schrägen Wänden und Grundrissen ergaben eine sinnvolle Geometrie, wenn die Flügel dreiecksförmig unterteilt waren. Sie erschauerte, erkannte eine allem unterliegende Geometrie aus fremdartigen Vorstellungen, etwas anderes, als den Dualitäten der menschlichen Architektur zugrundelag, der menschlichen Beziehungen, des menschlichen Geschlechtslebens, entweder-oder, oben und unten, schwarz und weiß, die Dualität der Alternativen. Die Geister, die dies hier errichteten, hatten eine andere Denkweise und eine andere Sicht gehabt.
    Niemals die richtigen Fragen, dachte sie mit einem Klumpen im Magen.
    Gab es in jeder Situation... drei Alternativen?
    Und die großen Edunei: immer die Edunei, wo Mri im Raum der Menschen und Regul gelebt hatten... nirgends solche Straßen, solche Bauwerke, die sich in der Vervielfachung von Dreiecksformen ausdehnten. Mri hatten die Edunei benutzt: nach Berichten große, weit größere als das von Kesrith... aber selbst diese waren nur schwache Echos des Edun in der safrangelben Stadt; schlammwandige Echos. Residenzen vermutlich, hier wie dort.
    Und was waren diese äußeren Bauwerke, diese ungleichmäßige Ausdehnung um das zentrale Edun? Die Triangularität war dieselbe, der Beigeschmack war es nicht. Die Logik war es nicht. Das Leben in dem in sich geschlossenen Edun und das in den umgebenden Gebäuden...

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