Kutath die sterbende Sonne
konnte nicht dasselbe sein.
»Nicht mri«, sagte sie laut. »Die Erbauer von dem... waren keine Mri.« Und als Galey und Kadarin sie ansahen, als habe sie den Verstand verloren: »Die Ruinen sind nicht das, was wir brauchen. Die andere Stadt hat Duncan in allem recht gegeben; und in dieser... keine Toten. Verlassen, so wie er sagte. Ich finde, daß wir zur Fähre zurückkehren sollten. Hinaus auf das Land. Dort haben wir die Lampen des Schiffes... bei Nacht dürften sie gut sichtbar sein.«
»Boss«, sagte Galey, »wovon sprechen Sie – wieso nicht mri?«
»Hat Duncan uns nicht einmal die Wahrheit gesagt? Und hier wieder: in diesen Städten werden wir keine Mri finden. Was Mri ist , befindet sich in den Maschinen, und an die kommen wir nicht heran; und was es auf den Straßen gibt, nützt uns nichts. Diese Gebäude... nutzen uns nichts. Wir ergreifen bereits eine Chance, wenn wir hier draußen bleiben. Ergreifen wir doch noch eine. Gehen wir den ganzen Weg. Finden wir die Mri. Hier gibt es vielleicht etwas, das zu finden wir uns nicht leisten können, wer immer die äußere Stadt erbaut hat. Eine Logik, mit der wir nicht umgehen können. Eine Sprache, von der wir nichts wissen.«
Galey starrte sie an, ließ den Blick über die Gebäude schweifen, und sein maskiertes Gesicht zog sich zu einer Grimasse des Schmerzes zusammen. Vielleicht nahmen sogar für seine Augen die Dinge eine neue Ordnung an; er zeigte diesen Blick eines Mannes, der etwas sah, was ihm zuvor verborgen geblieben war.
»In was für einer Sache stecken wir?« fragte er. »Boss, sind Sie sicher?«
»Ich bin mir über gar nichts sicher. Aber ich schlage vor, wir nutzen unsere Möglichkeiten nach einer bekannten Größe. Es könnte sein, daß wir, wenn wir lange genug hinsehen – etwas ausfindig machen, das nicht den Regeln folgt, die wir kennen, nicht einmal den wenigen. Und was machen wir dann?«
»Und was machen wir mit den Mri?«
»Wir nehmen Kontakt auf. Wir versuchen es mit den Namen, die wir kennen. Wir kehren in das Gebiet von Duncans Mri zurück und drehen die Lichter an.«
Galeys Augen glitten seitlich zu Kadarin und wieder zurück. »Dadurch brechen wir völlig mit den Befehlen, die ich habe.«
»Das weiß ich.«
»Wir ruhen uns hier aus, solange es Nacht ist. Morgen früh gehen wir zurück, wenn es das ist, was wir vorhaben.«
»Jetzt.« Schon der Gedanke ließ sie erschauern. »Meinen alten Knochen gefällt der Gedanke an eine Nachtwanderung nicht; aber wieviel Zeit können wir haben? Wenn wir uns hier verzögern, verlieren wir Zeit; und wenn es ans Warten geht – auf die Mri, dann ist Zeit das einzige, was wir einsetzen können.«
Galey saß für eine geraume Weile reglos und starrte auf nichts im besonderen. Schließlich blickte er Kadarin an. »Du kannst etwas dazu sagen.«
»Was funktioniert«, meinte Kadarin. »Was funktioniert und uns nach Hause bringt, wenn wir es erledigt haben.«
»Es fällt auf mich«, sagte Galey. »Berichtet, daß ich es euch befohlen habe, durch die Bank.«
* * *
»Kel'anth«, flüsterte Dias. »Die Wachen sagen, daß sie kommen.«
Niun sprang vom Morgenmahl auf und entschuldigte sich durch das Kel, das sich zerstreute und nach den Waffen rannte. Er ging neben Kel Dias hinaus in die Dunkelheit vor der Dämmerung und in einen heftigen Südwind; er hatte sein Kel-Schwert bei sich, und sein Dus war entschlossen, ihm zu folgen, eine geistlose und lebendige Kampfausrüstung. Er zupfte den Schleier in die richtige Position und spürte irgendwo nicht weit entfernt das andere Dus und Duncan, hörte in allen Richtungen durch das Lager rennende Schritte von Botschaftern, die den anderen Zelten die Nachricht von näherkommenden Außenweltlern brachten. Neben ihm tauchte Hlil auf und paßte sich seinem Schrittempo an. Vor ihm erwachte aus dem Anschein eines Felsens die Wache auf dem Kamm einer sich nach Osten erstreckenden Düne, ein gewandeter Kel'en, der sich nun offen zeigte und stumm nach Osten wies zu den im Sternenlicht kaum sichtbaren Dünen.
Mit dieser Dunkelheit zugewandten Gesichtern verteilte sich das Kel entlang des Kammes, beobachtete den sich in weiter Entfernung bewegenden Anflug eines Schattens. Niun fand sich, wie es auch sein sollte, im Zentrum der Reihe, mit Hlil zu seiner Rechten und dem Dus zu seiner Linken. Duncan befand sich nicht weit von ihm entfernt – er und sein Dus waren nicht berechtigt, so dicht beim Mittelpunkt zu stehen; Niun wandte den Kopf und sah ihn bei Ras stehen,
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