Kutath die sterbende Sonne
fragenden Augen der Sen'ein, wandte das Gesicht von ihren Blicken ab. Er hatte bereits den halben Weg zurück zum Kel hinter sich, bevor er sich wieder an den Schleier erinnerte.
Und plötzlich, beim Sandsturz, schreckte ihn ein Schatten auf, kel-schwarz und düster. Ras. Er beendete die Befestigung des Schleiers, trat ihr gegenüber. »Ras?« Er ging höflich auf sie ein und versuchte, Kameradschaft herzustellen.
Aber sie sprach kein Wort. Das tat sie nie. Sie folgte ihm wie Kälte an seinem Rücken.
* * *
Schweigen trat im Kel ein, als er kam. Sie warteten, ein Ring schwarzer, golden umrahmter Gesichter. Mit Ras hinter seinem Rücken ging er zwischen ihnen hindurch, bis zum Kreis des zweiten Ranges; die anderen blieben sitzen, als er sie mit einem Wink dazu aufforderte. Neben den Lampen sank er Hlil gegenüber auf die Knie und nahm als Zeichen der Bescheidenheit, der Bitte, Schleier und Kopftuch ab, Mez und Zaidhe .
»Kel'ein«, sagte er in diese Stille hinein, »die She'pan sagt ja, zumindest was die Wiedergewinnung unserer Habseligkeiten aus der Stadt angeht.« Er stützte die Hände auf die Knie und holte Atem, betrachtete die Reihen ihrer schattigen Gesichter bis zu den Grenzen des Schlupfwinkels. »Hlil wird diese Gruppe führen; Hlil, die She'pan wird dich in dieser Sache gewiß beraten. Wenn nicht, bitte sie darum.«
»Aye«, brummte Hlil mit einem höhnischen Blick in seinem breiten Gesicht.
»Ich gebe dir diese Warnung: sei wachsam. Ein Kel'en sollte vor den anderen hineingehen und nach irgendwelchen Landungsspuren suchen. Es könnten dort Geräte, sehr kleine Geräte angebracht worden sein, um eure Anwesenheit zu spüren. Alles, was dort nicht hinzugehören scheint... Götter, Kel Hlil, sei argwöhnisch, achte auf das geringste. Und wenn ihr Schiffe über euch seht, dann führt sie nicht; geht einen anderen Weg, werdet sie los, bis der Wind eure Spuren ausgelöscht hat! Sie sind nicht auf Augen angewiesen, aber auf Instrumente.«
»Du lehnst es ab, zu führen, Kel'anth?«
»Ich bin woandershin geschickt.« Sein Herz geriet von selbst in schmerzhaftes Hämmern. »Kel Seras, übernimm die Leitung des Kel, das im Lager bleibt! Hlil, dir habe ich alles gesagt. Guten Abend.«
Sie stellten ihm keine Fragen; er war verzweifelt bemüht, sie nicht dazu einzuladen. Er erhob sich, sammelte einen leeren Nahrungsbeutel auf, legte das Kopftuch wieder an und verschleierte sich.
Und wandte sich zu Kel Ras um, die zwischen den anderen aufgestanden war, deren kaltes Gesicht unverschleiert war, die Augen über den Kel-Narben hart. »Ras«, sagte er mit einer Stimme, von der er wünschte, daß sie nicht weiter trug als nötig. »Ras, geh mit Hlil bei dieser Sache!«
»Wenn Hlil es wünscht«, sagte sie ebenso ruhig, aber im Schweigen des Kel war es sicherlich weithin hörbar. Sie zeigte mehr Vernunft, als er erwartet hatte; und schon das ließ ihn ein verschlungenes Motiv vermuten.
»Danke«, sagte er und ging fort, zwischen den anderen hindurch.
»Kel'anth!« rief Hlil aus, und als Niun stehenblieb und zurücksah: »Willst du nichts mitnehmen?«
»Kath und Sen werden zuwenig Jäger haben. Das Dus und ich kommen zurecht.«
»Das Tier...«
»... sorgt für mich«, sagte er in dem Wissen, daß sie nicht damit einverstanden waren. »Leben und Ehre.«
Hlil unterließ es, seinen Wunsch zu erwidern. Nur Ras kam und sah mit ironischem Blick zu, wie er hinaus auf den Weg ging. Sie folgte ihm nicht. Um sicherzugehen, blickte er zurück, dann noch einmal; und dann verbannte er sie aus seinen Gedanken und marschierte los, durch den langen Korridor hinaus.
Mit seinem Hinausgehen um diese Zeit alarmierte er den Posten. Er gab das Signal, ein tiefes Pfeifen, und ging vorbei, hörte dabei, wie sich der Kel'en oben zwischen den Felsen wieder auf seinem Platz niedersetzte.
Dus , rief er, als er draußen auf der Höhe der Ebene angekommen war.
Es war da. Er ging weiter und spürte es, bevor er es hörte, eine schwere Gestalt, die sich zwischen den Felsen bewegte, und ein schnaubender Atem ertönte plötzlich an seinen Fersen, als er an einem Felsbrokken vorbeikam. Er spürte die Verstörtheit in dem Tier, ein Echo auf sein eigenes sorgenerfülltes Bewußtsein, und versuchte sich zu beruhigen, wie es ein Mann tun mußte, der mit Dusei wanderte.
* * *
Er schlug den Weg ein, den er täglich genommen hatte, den er an diesem Abend zurückgekommen war. Schon bei seinem Aufbruch war er fußwund; Tag für Tag hatte er sich
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