Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kutath die sterbende Sonne

Titel: Kutath die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J.Cherryh
Vom Netzwerk:
sandbeladener Windstoß riß an ihm, die Körner prasselten vom gesenkten Visier, stachen die Hände, die einzigen ihnen ausgesetzten Körperteile. Er lehnte sich in den Wind, die Hände in die weiten Ärmel der Gewänder gesteckt. Die fauchenden Windstöße ließen ihn taumeln, und nach einer Weile war er sich immer weniger dessen sicher, ob er wirklich weiterhin nach Westen ging. Das Felsgestein unter seinen Füßen war uneben, senkte und hob sich, führte ihn in die Irre, wenn er sein Gleichgewicht fangen mußte.
    Das, sandte er aus, verfluchte es für seine Neigung, woanders zu sein, wenn es am meisten gebraucht wurde. Der Wind blies ihm die Körperhitze weg und schwächte seine Glieder. Er fing an Angst zu haben, fragte sich, ob er aus Angst vor dem Wind Schutz suchen oder weitergehen sollte in dem Versuch, seine Verfolger loszuwerden, solange noch der Wind die Spuren auslöschte und die Sicht hinderte.
    Plötzlich rutschte er aus; Stein schabte unter seinen Füßen. Er trat in weichen Sand, fing das Gleichgewicht, versuchte auf die Steinplatte zurückzukehren, aber sie war zu Ende. Er versuchte ohne das Visier zu sehen – was ein Fehler war. Er senkte es wieder, und in der kurzen Zeit, in der er stehenblieb, um sich die Augen zu reinigen, wurden ihm die Glieder kalt bis auf die Knochen, und er zitterte so stark, daß es an seinen Gelenken zerrte.
    Er war blind und draußen auf dem offenen Sand; und plötzlich hatte er ungeheure Angst, daß er die falschen Entscheidungen traf, daß er auf dem Felsen hätte bleiben sollen. Es war keine panische Angst, nur ein tiefer Schrecken; er ging weiter in den Wind hinein, das einzige Mittel, das er hatte, um den Westen zu bestimmen.
    Die Angst wuchs. Er sah hinter sich, und das verschwommene Auge Na'i'ins zeigte sich durch den Sturm und das Visier wie der Geist einer Sonne, bleich und von kränklicher Färbung. In der ganzen Welt gab es kein Hinauf und kein Hinab mehr, keinen Horizont und keinen Sand unter den Füßen, nur die Sonne, die stark genug war, die Düsterkeit zu durchdringen. Er warf sich wieder herum, sog staubige Luft durch den Schleier ein, ermüdet durch das Hämmern des Winds. Wenn er fiel, dachte er, würde er sterben.
    »Dus«, brummte er laut, wünschte es, flehte es zu sich zurück. Der Wind ertränkte jeden Ton, die Dä- monenstimme verwandelte sich in ein eigenständiges Element. Die Knie zitterten unter ihm, die Gelenke erschöpft durch den gleitenden Sand und die Gewalt der Windstöße, bis er schließlich auf die Knie sank und vor dem Wind wegkroch und mit zitternden Händen nach dem Stengelteil fummelte, das er bei sich trug. Die Finger waren steif; er biß ein Stück ab, anstatt das Messer zu benutzen, steckte den Rest zurück. Sein Mund war so trocken, daß er es nicht schlucken konnte, und die Augen schmerzten vor Trockenheit. »Dus«, brummte er erneut und verzweifelt.
    Eine merkwürdige Lähmung hatte sich über ihn gelegt, das Aufhören des Schmerzes. Sogar seine Knochen vibrierten im Wind, überdeckten jedes andere Geräusch und verwandelten sich in Geräuschlosigkeit. Er spürte keine Gewalteinwirkung mehr an seinem Rücken; Sand häufte sich dort auf, schützte ihn, bildete einen Bogen um ihn und rann in seinen Schoß.
    Und die Angst – wuchs. Schweiß kribbelte ihm auf der Haut, wurde eingesogen, bevor er fließen konnte. Er begann an etwas zu denken, das an ihm emporkroch, etwas, das an den Wind und den Sturm besser angepaßt war als er. Es sickerte in ihn hinein, so daß er sich langsam bewegte, sich regte, auf die Füße sprang und weiter gegen den Wind stolperte. Die Panik trieb ihn, ein Schrecken, der so stark war, daß er sich mit seinen ausholenden Schritten die Knie zerrte.
    Dus-Angst war es, nicht seine eigene, erkannte er plötzlich; nicht die seines eigenen Tieres, sondern die eines anderen, in der Nähe befindlichen. Es bildete sich selbst im rationalen Bewußtsein ab. Ein Ha-dus, ein wildes Tier, wildgeboren von dem zahmen Paar, das die Mri mitgebracht hatten... und gefährlich ohne Duncans eigenes, um es abzuwehren.
    Er blieb in Bewegung; das war alles, was er machen konnte.
    Und auf einmal näherte sich ihm von der anderen Seite ein Schatten.
    Er griff nach dem Kurzschwert, taumelte zur Seite – erkannte es plötzlich.
    Sein Dus. Es tauchte aus der Dunkelheit auf, drückte sich an ihn, und er sank zu Boden, mit dem gewaltigen Körper zwischen sich und dem Wind. Es ging zwischen Duncan und den Windstößen hin und her;

Weitere Kostenlose Bücher