Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kutath die sterbende Sonne

Titel: Kutath die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J.Cherryh
Vom Netzwerk:
weiter bewegt, als er hätte gehen sollen. Der Verstand riet ihm, sich jetzt auszuruhen; aber das konnte er auch unterwegs noch, wenn er mußte. Zeit war kostbar – selbst das Leben, wenn es einem entglitt.
    Und so achtsam, wie er ging, durchforschte er auch den Himmel, um sicherzugehen, daß es dort keine Beobachter gab, ließ den Blick zur Gänze über den flachen Horizont schweifen und die abgerundeten Hügel. Die sich zur Nacht neigende Öde entsetzte ihn, denn sie war noch vollkommener als tagsüber. Über ihm tote Sterne. Und Feinde.
    Ein sachtes Wogen der Kraft erhob sich daraufhin in ihm, völlig tierhafter Dusgeist, ihm angeboten in der Not. Er wollte ihn trösten, streifte ihn im watschelnden Gehen.
    Er nahm die Gabe entgegen und trug sie nach Osten.
    Die Stelle, wo ihr eigenes Schiff gelandet war: dorthin war Duncan sicherlich gegangen, zu der Stelle, wo die Menschen zuerst hingekommen sein würden in dem Versuch, die Mri ausfindig zu machen. Er wanderte stetig – schickte das Dus nicht von seiner Seite weg zur Jagd, hoch nicht. Er war darauf angewiesen, daß es bei ihm war, um in seiner Erschöpfung einen sicheren Weg zu finden, denn die offene Sandfläche enthielt häßliche Überraschungen.
    Das Tier beschwerte sich nicht bei ihm. Dusei schweiften vorzugsweise nachts umher. Es schlingerte mit dem schweren Kopf und wanderte manchmal an Niuns Seite, manchmal ein Stück voraus, schnupperte im Wind, mußte gelegentlich geringfü- gig keuchen aufgrund des Tempos, das er vorgab.
    Duncan hatte es nie geschafft, mit ihm Schritt zu halten. Immer, wenn Duncan bei ihm gewesen war, hatte er kürzere Schritte machen müssen; und schon die Luft Kutaths war schädlich für die Lungen eines Menschen. Es war Wahnsinn, daß Duncan sich allein in diese Wüste gewagt hatte.
    Es bestand die Möglichkeit – gestand er sich selbst ein –, daß es Duncan beim Rückweg erwischt hatte, wenn nicht schon beim Anmarsch. Nur eine Sache hatte zu seinen Gunsten gestanden, die zu handhaben er vielleicht Mri genug gewesen war: die Gesellschaft des Dus.
    Finde es! forderte er sein Tier auf, schickte ihm das Bild. Man sagte, daß Dusei kein Gedächtnis für Ereignisse besaßen, sondern nur für Personen und Orte. Er formte Duncans Gestalt für das Tier, die des anderen Dus, das so lange sein Gefährte gewesen war. Finde sie! Jage!
    Ob es ihn deutlich verstand oder nicht, das konnte er nicht sagen. Am folgenden Tag begann es, eine Antwort auszustrahlen, die im Nacken prickelte und die Haut hinter den Ohren straffte.
    Freund , formte er den Gedanken.
    Es schlingerte mit dem Kopf und fuhr fort damit, begierig auszustrahlen, gab gelegentlich ein kurzes stöhnendes Schnauben von sich. Seine allgemeine Richtung war östlich, aber es hatte keine Spur, nicht mehr als auf all den anderen Wanderungen, die sie gemeinsam gemacht hatten, nur eine vage und beharrliche Nervosität.
    Niun schlief etappenweise, tagsüber und nachts, wann immer er nicht mehr weitergehen konnte, in der Wärme des Dus zusammengekauert, bis er wieder Kraft gewonnen hatte. Mittlerweile war er draußen auf der weiten Ebene, wo das Land sich in endlose Fernen ausbreitete, abgesehen vom Rand und der Leere dahinter, dem Ende der Welt. Er trieb sich an, nicht wahnsinnig wie jemand, der seine Grenzen nicht kannte, sondern wie einer, der es tat, und er dachte, daß er sie vielleicht knapp überschritt.
    Unterwegs fing er ein oder zwei Schlangenhalsvö- gel, und obwohl er rohes Fleisch haßte, aß er sie und teilte dabei mit dem Dus, dessen Kummer weiter andauerte.
    Und schließlich blickte er zurück nach Westen, wo die Sonne unterging, mit einem Schatten vor ihrer Scheibe, bernsteinfarben und rot und mit dunkleren Tönungen.
    Es gab keine feuchtigkeitstragenden Wolken, nicht auf Kutath.
    Staub vor der Sonne.
    Er starrte dorthin, und neben ihm zuckte das Dus unbehaglich mit den Ohren und stöhnte.

3
    Seit Tagen war das Wetter dauerhaft geblieben unter Kutaths ewig wolkenlosem Himmel, aber im Westen schwebte in diesem Morgengrauen eine Düsterkeit, die Schwierigkeiten ahnen ließ.
    Und die Spur, die er hinterlassen hatte... das Tageslicht zeigte nichts, nicht die Andeutung einer Bewegung.
    Duncan ging weiter und blickte oft über die Schulter zurück; eine trügerische Wellung des Landes, eine Täuschung der Augen – auf seiner Seite diesmal. Er ging, so rasch er konnte, erwartete den Sturm voller Hoffnung.
    Verzweifelt benötigte er Deckung.
    Und immer wieder suchte er nach

Weitere Kostenlose Bücher