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Kutath die sterbende Sonne

Titel: Kutath die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J.Cherryh
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Anzeichen von seinem Dus. Das Tier streifte gelegentlich im weiteren Umkreis umher, jagte vielleicht oder übte an den Verfolgern, fremden Kel'ein, Abwehr durch Angstübermittlung aus. Duncan war stets voller Furcht, wenn es nicht bei ihm war, daß es vielleicht einen Angriff auf die Verfolger versuchte und von ihnen getötet wurde.
    Komm her! befahl er ihm, aber es erwiderte die Berührung seines Geistes nicht, und er ging allein weiter, blind auf dem Sinn, den er brauchte. Er wanderte gleichmäßig – schnitt ein Stück von dem blauen Stengel ab, den er unter seinen anderen Vorräten bei sich trug, und steckte es sich unter den Schleiern in den Mund. Er trug sie doppelt, wie die Gewänder, denn obwohl er sich akklimatisiert hatte, sah er es eigentlich nicht als seine Aufgabe an, den kleinen Tornister zu schleppen, den er trug, überhaupt etwas zu tun, was seine Atmung belastete. Wir sind keine Lastenträ- ger , sagten die Mri stets. Sie verachteten Handarbeit und jeden, der sie ausführte, und Duncan hatte schon vor langer Zeit den Sinn dieser Einstellung begriffen, mit der ein Mri-Kel'en durch das Land wanderte, ohne mehr zu tragen als seine Waffen, oft sogar ohne auch nur eine Feldflasche dort, wo es kein offenes Wasser gab. Er mutete sich zuviel zu. Er erkannte es an der Wundheit seiner Kehle, den Kopfschmerzen, die ihn halb blendeten. Er hielt sich gerade außerhalb der bequemen Reichweite seiner Mri-Schatten – er hielt sie für neugierig, glaubte, daß sie ein Auge auf einen Fremden halten wollten; und es brachte ihm keinen Vorteil, die Geschwindigkeit zu erhöhen. Ständig beobachtete er wachsam den Horizont und den Sand unter seinen Füßen, hielt sich in der Nähe von Sandsteinplatten und -kuppeln, wo immer er konnte, nicht allein, um möglichst keine Spuren zu hinterlassen, sondern um die Gefahren des Sandes zu vermeiden. Mez und Zaidhe , Schleier und Kopftuch mit Visier, und die verschiedenen Lagen der Kel Gewänder: dafür hatte er sich entschieden, obwohl ihm anderes angeboten worden war; und eine Pistole und die altertümlichen Yin'ein , die Ehrenwaffen... sie hatte er aufgrund einer ähnlichen Entscheidung dabei. Er überlegte, vielleicht mit einem Schuß seine Verfolger abzuschrecken, aber auf sie zu schießen... der ganze Kel-Ehrenkodex verabscheute etwas Derartiges; es war mehr als nur die Gewänder, was ihn zum Mri machte, und er würde dergleichen nicht tun.
    Der Staub wurde in Wolken aufgewirbelt, in vom Wind getragenen Wellenfronten. Der Sand floß wie Wasser in gewundenen Strömen über die breite Sandsteinplatte, der er folgte.
    Doch er wandte wieder den Kopf, halb geblendet durch den Sand, senkte das Visier gegen den Staub.
    Und als er sich wieder umwandte und geradeaus blickte, stand eine schwarze Gestalt am nordwestlichen Horizont, bei weitem näher, als er erwartet hatte, und in einer anderen Himmelsrichtung.
    Panik zupfte an ihm, forderte von ihm, sich nach Süden zu wenden, und vielleicht war es das, was sie von ihm wollten. Er starrte zu diesem Horizont und sah nichts außer nacktem Land und nacktem, sandverwehtem Himmel. Er erkannte eine Bodenneigung: sein Auge hatte es gelernt, Veränderungen herauszupicken aus der ungeheuren Gleichförmigkeit, der unglaublichen flachen Ausdehnung. Dort war ein Hinterhalt möglich.
    Er wandte sich nach Westen, rief mit all seiner Kraft nach dem Dus, besorgt jetzt um das, was in allen Richtungen hinter dem Horizont lauern mochte. Sie konnten ihm den Weg abschneiden, um ihn zu befragen; und schon aus der Entfernung eines Steinwurfes würde ihnen sein Anblick sagen, daß er nicht hierher gehörte, daß es eine Verbindung geben mochte zwischen Schiffen und zerstörten Städten und einem fremden Kel'en.
    Nur die Dusei – wenn sie sie nicht getötet hatten, sein eigenes und die wilden, die seine Nachkommen waren – konnten sie mit genug Angst erfüllen, mit Übermittlungen namenlosen Schreckens.
    Aber es würde die Zeit kommen, wenn die Angst selbst sie zum Angriff bewegte, denn Kel'ein waren zur Vorsicht trainiert, nicht zur Feigheit. Sie würden die Angst so bereitwillig bekämpfen wie einen Feind.
    Der Herzschlag hämmerte in seinen Schläfen; zu Zeiten wanderte er blind, mit verschwommener Sicht, betäubt im Verlangen nach Luft. Er wagte nicht zu tun, was er sich verzweifelt wünschte – den Tornister wegzuwerfen. Sie würden ihn finden, an seiner Fremdartigkeit erkennen, daß es hier ein Geheimnis gab, das sie nicht ungelöst lassen konnten. Ein

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