Kutath die sterbende Sonne
Forschungen sowohl von Belang als auch fremd war. Er war langsam in seinen Gewohnheiten, aber nicht im Denken.
»Ich habe wegen der Überfliegungen nachgefragt«, sagte Luiz. Er kreuzte die Arme und drückte den Rücken fester gegen den Türrahmen... seine Knie machten ihm Sorgen; er war alt geworden, so gebrechlich wie Averson. Wir sind alle alt geworden , dachte Boaz verzweifelt. Keiner von uns wird die Menschheit wieder lebend erreichen, nicht mit allen Funk tionen intakt. Ich werde fast sechzig sein, Luiz fünfund siebzig, wenn er die Sprünge noch durchhält. Koch wird zumindest siebzig sein, und manche von uns tot, wie Al din. »Koch hatte es eilig, das Gespräch mit mir zu beenden. Jetzt will er dich oben haben, und Akten über die Regul. Boss hat recht. Etwas geht vor da oben bei unseren Verbündeten.«
Averson blinzelte langsam. »Die Metamorphose. Wir haben damit gerechnet... daß sie mehr Zeit in Anspruch nehmen würde.«
»Streßbedingungen«, vermutete Luiz.
»Möglich.« Averson kaute auf den Fingernägeln und runzelte die Stirn, starrte auf nichts Besonderes, während er einer Gedankenkette folgte.
»Sim«, sagte Boaz, »Sim, sei auf der Hut vor der Sicherheit!«
Aus seinem Grübeln aufgeschreckt, blinzelte Averson sie an.
»Trau ihnen nicht!« sagte Boaz. »Trau nicht dem, was sie mit unseren Informationen vorhaben. Denk nach! Denk nach, bevor du ihnen etwas erzählst... Überleg dir, wie ignorant Menschen etwas interpretieren könnten, was sie daraus machen könnten! Sie sind nicht objektiv. Darauf dürfen wir nicht bauen. Diese Leute wollen Statistiken, um zu rechtfertigen, was sie tun wollen. Das ist der einzige Grund, aus dem wir überhaupt gefragt werden.«
»Boss«, protestierte Luiz mit einem bedeutsamen Blick zum Interkom. Der Bedienungsstab der FLOWER bestand nur aus Militärpersonal.
»Worauf soll ich Rücksicht nehmen? Was kann ich verlieren? Beförderung? Zukünftige Stellenzuweisungen? Keiner von uns wird nach dieser Mission noch fit für einen weiteren Posten sein. Und es ist todsicher, daß sie nur beschränkte Möglichkeiten haben, uns zu ersetzen.«
»Einfluß, Boss.« Luiz blinzelte ihr zu. Boaz lächelte flüchtig über die Vertraulichkeit und die forsche Verballhornung ihres Namens auf der er seit Jahren beharrte.
»Was haben wir denn beeinflussen können? Die SABER und die Regul haben Stätten von unschätzbarem Wert in Trümmer gelegt, die größten Städte dieser Welt zerstört, eine intelligente Lebensform vielleicht bis unter die Grenze der Lebensfähigkeit dezimiert... und wir sehen zu, machen Notizen... und unsere Notizen bieten die nötigen Informationen, damit Regul und Mri einander töten können. Und wir dürfen eventuell mitmachen. Duncan hat seinen Weg da heraus gefunden. Ich schaue mir die Sache an und beginne plötzlich, ihn zu verstehen. Er zumindest...«
Ein Schatten fiel aus dem Korridor durch den Eingang. Boaz hielt inne. Es war Galey von der SABER, und er hatte noch jemanden bei sich. Sie war leicht überrascht darüber, daß Galey heruntergekommen war. Ein alter Bekannter, dieser Mann... ein sommersprossiger junger Bursche voller Versprechungen war er beim Aufbruch von Kesrith gewesen. Jetzt hatte er die Dreißiger erreicht und zeigte einen ständig besorgten Blick. Er würde ein älterer Mann sein, bevor er wieder in Menschenraum zurückkehren konnte, dachte Boaz. Die Sterblichkeit hielt sie alle im Griff; dieser Gedanke fing an, Besitz von ihr zu ergreifen.
»Dr. Averson?« erkundigte sich Galey und kam mit dem schwarzen Mann ins Hauptlabor. Er reichte Luiz eine Cassette, erhielt die Unterschrift dafür und gab das Kärtchen seinem dunklen Gefährten. »Leutnant Harris«, identifizierte er den anderen. »Er fliegt die Fähre für Dr. Averson. Alle Erklärungen sind den Befehlen zu entnehmen. Meine Leute und ich werden hier unten bleiben; die Cassette erklärt auch das, denke ich, mit Ihrer Erlaubnis, Sir, Doktor.«
Für einen Moment herrschte kaltes Schweigen.
»Was geht da oben vor?« wollte Boaz wissen.
»Ich weiß nicht«, sagte Galey und wich ihrem Blick aus. »Sir?« wandte er sich an Averson. »Wir haben nicht viel Zeit. Machen Sie sich am besten so schnell wie möglich auf den Weg.«
Luiz händigte die Depesche aus und erhielt seinerseits eine Unterschrift, von Harris.
»Ich vermute«, sagte Boaz, »Sie werden finden, daß er es geschafft hat, Mr. Galey.«
Galey betrachtete sie mit diesem erstaunten Blick, zu dem er in der Lage war;
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