Kutath die sterbende Sonne
Wahnsinns, daß die Vorfahren, die hinausgezogen waren, sich selbst und das Leben der Welt für keinen geistig gesunden Zweck verbraucht hatten; oder daß das Schauen selbst entartet war und sie zum logischen Ende der Dinge heimgeführt hatte, um zu zerstören – die wahnsinnige She'pan einer wahnsinnigen Rasse.
»She'pan.«
Ein Schatten regte sich, goldgewandet, als er ins Licht trat. Sathas, der Sen'anth. Sie blinzelte und hob die Hand, gab die Erlaubnis; und der betagte Sen'en kam und setzte sich ihr zu Füßen. Sie hatte die Anth'ein gerufen, die Kastenältesten. Sie holte Luft und betrachtete Sathas mit ruhiger Überlegung.
Er war neu auf seinem Posten. Keiner der ursprünglichen Anth'ein hatte den Marsch aus An-ehon überlebt – es sei denn, man zählte Niun mit; der Stamm war durch diesen Verlust an Erfahrung verkrüppelt worden. Aber von allen Kasten war Sen der Felsen, auf dem Melein stand.
»Sathas«, sagte sie sanft, »wie läuft es?«
»Gewiß hast du vor, uns das zu fragen.«
»Ich frage nach dem Stamm, Sathas.«
Er runzelte die Stirn... war kel-narbig wie sie, einer der sehr wenigen dieses Sen, die aus derselben Kaste hervorgegangen waren wie sie. Und sie schätzte ihn deswegen, wegen dieses Kerns gesunden Verstandes, der von der Kel-Ausbildung kam. Wind und Sonne und Jahre hatten sein Gesicht in eine ausgezehrte Maske verwandelt, in der nur die Augen schnell und lebendig waren, und die Flächen seines Gesichtes waren von tausend Falten zerknittert.
»Als She'pan – oder als Mutter?«
Das war gut gezielt. Sie schlug die Augen nieder und lehnte es ab, zu antworten, hob den Blick wieder und sah die Kath'anth und Hlil in der Öffnung zwischen den Vorhängen. »Kommt!« befahl sie ihnen.
Die Kath'anth setzte sich und senkte respektvoll den Kopf. Anthil war eine fünfzigjährige, ältliche Kath'en und vielleicht niemals schön gewesen; aber die Verwitterung der Jahre hatte ihr die Sanftheit vermittelt, die Kath'ein erlangten. Der junge Hlil s'Sochil – er war ganz anders, dachte Melein; eines Tages würde er ein Gesicht wie Sathas haben, vollkommen grimmig.
Daß Hlil hier war und nicht Niun... sie versuchte, sich keine Gedanken darüber zu machen.
»She'pan«, murmelten sie grüßend.
»Anth'ein«, erwiderte sie und faltete die Hände im Schoß. »Können wir morgen das Lager verlegen?«
Die Köpfe senkten sich auf der Stelle, wenn auch das Gesicht der Kath'anth nicht von Glück zeugte, und das von Kel Hlil war so ungerührt, wie man es von einem Kel'en nur erwarten konnte.
»Versteht«, sagte sie, »nicht... zurück in euer Gebiet, sondern zu einem Ort, den ich ausgesucht habe. Wir sind heimgekehrt; es gibt alte Schulden; und wir haben uns eines Dienstes zu entledigen.«
Membranen blinzelten in den Augen der Kath'anth und Hlils. Sie waren beunruhigt. »Das Kel«, sagte Hlil rauh, »bittet um Erlaubnis, zu fragen.«
»Wir haben An-ehon verloren, Kel-Zweiter; aber was du dort gesehen hast, bestätigt meine Hoffnung, daß wir nicht ohne Quellen sind. Es gibt eine Stadt jenseits der Hügel, die jüngste aller Städte, eine, die während des Angriffs nicht mit uns verbunden war... und nie eine unserer eigenen.«
»Die Elee«, murmelte Hlil, und sein unverschleiertes Gesicht zeigte offen den Schreck.
»Die Stadt Ele'et«, sagte Sen Sathas. »Das Sen stimmt mit der She'pan bei dieser Unternehmung überein. Vielleicht ist sie unser Untergang. Wir tun, was wir tun müssen.«
»She'pan«, murmelte Hlil schwach.
»Den Elee galt unser erster Dienst«, drang Melein in ihn. »Ist die Rückkehr daher nicht – angemessen? Sind die Elee und wir nicht die letzten von den Rassen dieser Welt? Und in den Schwierigkeiten, die uns begleiten, halte ich dies für die beste Richtung. Ich habe mich mit dem Sen beraten, ja, schon vor einer geraumen Weile.« Sie warf Anthil einen kurzen Blick zu. »Im Haus meiner Geburt habe ich das Kath vergehen sehen; Kath'ein und Kinder gingen verloren durch meine eigene She'pan, die sie getötet hat in der Schmiede, die meine Generation formte, auf einer Welt, die zu rauh für sie war... aber nicht so rauh wie Kutath. Ihr seid stärker, Kath. Aber frag nur, und ich werde euch vom Stamm trennen, euch eine Zukunft geben und unter den Schutz von Kel'ein stellen.«
»Nein!« rief die Kath'anth sofort aus.
»Denk darüber nach, bevor du antwortest«, sagte Melein.
»Wir gehen«, sagte sie Kath'anth mit einer Stimme, so freundlich, wie es ihr ziemte, aber unnachgiebig. »Ich
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