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Kutath die sterbende Sonne

Titel: Kutath die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J.Cherryh
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Sekretär im Vorzimmer vorbeikam und den äußeren Korridor hinabging. Er nahm an, daß ihm noch mehr Flüge bevorstanden; Rückendeckung oder nicht, sie würden noch Verwendung für ihn haben. Er hatte die Gefahren des Krieges überstanden, und es war angenommen worden, daß der Krieg zu Ende war. Das hatte er geglaubt. Jeder lebende Mensch hatte es geglaubt.
    Er nahm die Biegung hinab zum Vorbereitungsraum, sah nur halb die verstreuten Männer und Frauen, die es wie üblich hier gab, zog diese Gesellschaft vor, bis er die Nerven wieder im Griff hatte. Hier war der inoffizielle Ort für Begegnungen vor dem Flug und das Vertreiben der Gespenster nachher; es gab heißen Kaffee rund um die Uhr, einen Automaten, und menschliche Gesellschaft, die keine Forderungen stellte. An den Wänden gab es ein Durcheinander von Karten dieser Zone, überkritzelt mit inoffiziellen Bemerkungen – Heimat , hatte ein Witzbold auf eine Karte des Systems gekritzelt, mit einem Pfeil, der spiralig und verloren vom Brett weg wies. Ein Schirm war mit den Scannern des Schiffes verbunden; es gab Tische und harte Stühle und Schließfächer für persönliche Ausrüstung.
    Er ging hinüber zum Kaffeespender und füllte sich einen Becher, verrührte Sahneersatz darin und wurde sich plötzlich der Stille im Raum bewußt. Eine Gruppe von Männern und Frauen hatte sich um den Tisch in der Mitte versammelt, einige stehend, einige im Sitzen... Er sah in diese Richtung, stellte fest, daß ihn niemand direkt anblickte, und fragte sich, ob wohl er der Gegenstand des Geflüsters war. James, Montoya, Hale, Suonava – er kannte sie... zu gut, um dieses Schweigen zu verstehen.
    Hartnäckig und unbehaglich wagte er sich zwischen sie, und Suonava nahm für ihn den Fuß von einem Stuhl: sein zerknittertes Blau und das frische der anderen kennzeichnete in diesem Raum die Priorität am Tisch, ohne den Rang heranzuziehen. Er sank auf den Stuhl und nippte an seinem Kaffee.
    Das Schweigen hielt an. Niemand regte sich, keiner von den Sitzenden, keiner von den Stehenden. Er stellte den Becher ab und sah sich um.
    »Stimmt was nicht?«
    »NAS-10 ist nicht am Treffpunkt aufgetaucht«, sagte jemand. »Van wird da unten vermißt.«
    Sein Herzschlag rutschte auf die Panik zu, genau wie beim Auftauchen der Schiffe im Tastbereich. Mit zitternden Händen nahm er wieder den Becher, trank vor dem Kaffee, setzte ihn wieder ab, die Finger immer noch um die Wärme gekrümmt. Er kannte Van. Erfahren bei Haven. Einer der besten. Er sah sich nach anderen um, die zusammen mit ihm hinausgeflogen waren, auf seiner Spur und der Galeys. Da war sonst niemand; wahrscheinlich hingen sie noch in der Einsatzbesprechung bei der Sicherheit fest, der mit den dreifachen Ausfertigungen... wenn sie zurückgekommen waren.
    »Irgendwelche Einzelheiten?« wollte er wissen.
    »Hat sich nicht gezeigt, das ist alles«, sagte Montoya. »Alle anderen sind drin; hätte vor dir da sein sollen, wo du bei der FLOWER gewesen bist. Aber Van ist nicht aufgetaucht.«
    »Da draußen schwirren Phantome herum«, brummte Harris, schuldig des Beitrages zur Gerüchteküche, deren operatives Zentrum dieser Raum war. Man würde dem nachspüren, und es würde einen Verweis dafür geben. Aber diese Leute würden als nächste in das fragliche Gebiet hinausfliegen. Leben hingen von solchen Gerüchten ab; das Begreifen der Situation beschleunigte die Reflexe.
    »Mri«, spie Suonava. »Mri!«
    Harris' Kopf ruckte hoch. »Das habe ich nicht gesagt«, beharrte er, zwang sich zu den Worten. Und da er bereits kompromittiert war: »Und ich glaube das auch nicht. Das Gefühl war anders. Ich glaube nicht, daß es Mri waren.«
    Danach herrschte Schweigen unter den ernstgesichtigen Männern und Frauen, die sich um den Tisch versammelten. Niemand sagte etwas. Mit der nächsten Wache würde es auf dem ganzen Schiff bekanntwerden, mit der darauffolgenden auf der SANTIAGO. Harris bat nicht um Verschwiegenheit. Auf einmal waren Beförderungen und Karrieren weniger wichtig.
    »Das bringt uns ganz schön in die Klemme«, meinte Montoya, »nicht wahr?«
    »Ruhe«, brummte Hayes.
    Becher wurden neu gefüllt; einer nach dem anderen ging zum Spender und kam wieder zurück. Piloten ließen sich wieder am Tisch nieder und tranken ihren Kaffee mit grimmigen Gesichtern. Niemand sagte viel. Harris starrte auf die Lichter, die sich in seinem Kaffee spiegelten, und dachte immer wieder von neuem darüber nach.
    * * *
    Es war ein freudiger Anblick, das

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