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Kyria & Reb - Die Rückkehr

Kyria & Reb - Die Rückkehr

Titel: Kyria & Reb - Die Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Schacht
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Pferdebursche hatte sich gegen eine großzügige Bezahlung bereit erklärt, bis Mitternacht sein Id zu übernehmen und sich in seinem Zimmer aufzuhalten. Unbelastet von der Möglichkeit, jederzeit aufgespürt zu werden, bewegte Reb sich wie in alten Zeiten durch die Gassen.
    Die Koordinaten, die Cam ihm geschickt hatte, führten ihn in eine der zahlreichen Kirchen, die einst Verehrungsstätten der alten Männerreligion gewesen waren. Früher hieß sie Groß Sankt Martin, doch heute war sie ein Tempel der Göttin Rhenania. An diesem Abend schien eine der Prunkzeremonien darin stattzufinden. Zahllose Frauen in weißen und rosafarbenen Gewändern folgten der singenden und tanzenden Gruppe der Priesterinnen, ein Trüppchen Männer, vermutlich Inhaber der niedrigen Weihen oder Gefährten der Göttin, trugen Blumengirlanden und schwenkten Gefäße mit duftendem Rauch.
    Reb mischte sich unauffällig unter die Gruppen der Zuschauer am Straßenrand, und als die Prozession vorüber war, suchte er den Eingang zum Hof neben dem Gebäude auf. In dem wohlgepflegten Garten hielt sich jetzt niemand auf, man widmete sich der Zeremonie im Innern des Tempels. Zielstrebig ging er auf den alten Brunnen zu, in dessen Schacht gut instand gehaltene Sprossen in den Untergrund führten. Diese Stadt war unterhöhlt von alten und uralten Gängen, die zu überwachen eine Unmöglichkeit war. Ein kleines, lichtstarkes Lämpchen wies ihm den Weg durch die staubigen Tunnel, und unversehens öffneten sie sich zu einem großen Saal.
    Er war mit allerlei Materialien in einzelne Abteile abgegrenzt, und ein unfreundlicher Zerberus stellte sich ihm in den Weg, als er in den Raum trat.
    »Reb, aus La Capitale. Ich suche Willi. Er hat Nachrichten für mich.«
    »Mhm.«
    Der Mann schien misstrauisch, aber nicht zu sehr. Haltung und Sprache wiesen Reb als Subcult aus, und nach einer weiteren Musterung nickte er und schickte ihn in den hinteren Bereich der unterirdischen Ansiedlung.
    Willi, ein grauhaariger, hagere Mensch mit müden Augen, händigte ihm wortkarg einige Codenummern aus und wandte sich dann wieder seiner Schnitzerei zu.
    »Braucht ihr was?«, fragte Reb leise.
    »Ham alles. Verschwinde.«
    Reb gehorchte ohne Widerworte. Die Organisation, für die Cam arbeitete, setzte sich aus seltsamen Individuen zusammen, die es gewöhnt waren zu schweigen und kaum je Fragen stellten. Zumindest nicht Außenstehenden.
    Eine Stunde später war Reb wieder in seinem Quartier, entlohnte den Stallburschen und machte sich daran, sein Id über das KomLink mit den neuen Codes zu füttern. Eine bewährte Technik aus alten Zeiten, die sich schon häufig als nützlich erwiesen hatte und mit der man die Überwachungscomputer überlisten konnte. Bisher war noch keiner darauf gekommen, was die Wardens hier zusammengebastelt hatten.
    In zwei Tagen würde er in die Hauptstadt von NuYu reisen.
    Seine Finger verharrten über den Tasten. Ob Kyria seine Nachricht erhalten hatte?
    Wenn sie wieder bei ihrer Mutter lebte, würde sie wohl kaum zu einem Wagenrennen kommen. Das waren Veranstaltungen für die Civitates. Wenn überhaupt, saßen sie in den Logen für Ehrengäste …
    Warum machte er sich eigentlich Gedanken um sie?
    Weil sie verflucht noch mal klammerte. Er bekam sie einfach nicht aus dem Kopf. Immer wenn er mal nicht aufpasste, war sie da und nervte ihn.
    Hoffentlich kam sie.

TREFFEN MIT MA DAMA ISHA
    M a Dama Isha bewohnte ein elegantes Haus an den Mainlogen, und der ganz besondere Reiz dieses Gebäudes lag darin, dass es über einen beinahe parkähnlichen Garten zum Mainufer hin verfügte. Alte Bäume, sorgsam gestutzte Hecken, mit Marmor gepflasterte Wege luden zum Lustwandeln ein, und ich wusste, dass meine Mutter sich hier gerne mit ihren Gästen aufhielt. Sie selbst hatte sich sogar einen kleinen Pavillon errichten lassen, ein zierliches, weiß gestrichenes Häuschen mit Blick auf den Fluss. Ihr Sanktuarium nannte sie es, und wenn sie anstrengende Tage hinter sich hatte, zog sie sich darin manchmal zurück, um Ruhe zu finden. Wenn sie das tat, wusste das Personal, dass sie nicht gestört werden durfte. Ich hingegen hatte einen Zugangscode zu dem Pavillon, auch wenn ich ihn nur selten aufgesucht hatte.
    Diesmal allerdings war es der ideale Ort für unser Treffen. Ich betrat den Garten von einer Seitentür aus, zu der ansonsten nur der Gärtner Zutritt hatte, und eilte zielstrebig zum Sanktuarium.
    Ma Dama Isha erwartete mich bereits. Sie erhob sich von dem blauen

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