Kyria & Reb - Die Rückkehr
Geständnisse befürchtet hat«, warf ich ein.
Ich grübelte über den Text, etwas daran kam mir vertraut vor. Irgendwo hatte ich schon einmal diese gestelzte Sprache gehört, aber mir wollte nicht einfallen, wann und wo das gewesen sein könnte.
»Die Gottlosen«, murmelte ich. »Wer oder was sind die Gottlosen? Man sollte eine Priesterin befragen.«
»Ja, eine gute Idee. Ich kümmere mich darum«, sagte Maie. Und dann zwinkerte sie mir zu. »Ist die Inspektion reibungslos verlaufen?«
»Es gab nicht viel zu beanstanden. Nur – können Sie sich vorstellen, dass jemand dem Zucker etwas beimischt, was Hautausschläge verursacht?«
Meine Mutter und Maie sahen mich entsetzt an.
Maie sprach als Erste, und es raubte mir den Atem. Sie sagte nämlich laut und deutlich und in Gegenwart von Ma Dama Isha: »Verdammte Scheiße!«
»Das wäre kriminell«, fauchte meine Mutter.
Maie hingegen schenkte mir einen merkwürdigen Blick. Sie würde mich vermutlich später nach der Herkunft dieser Information fragen.
»Als ich herkam, Mama, standen an den Pharmazien viele Menschen an. Kannst du das untersuchen lassen?«
»Oh ja, das kann ich. Gibt es noch etwas zu klären, Maie?«
»Ihre Angelegenheit ist wichtiger. Ich bringe Ihre Tochter nach Hause, wenn es Ihnen recht ist, Kyria.«
»Ich werde wieder hier leben, Maie. Ich brauche nur meine Kleider abzuholen und meinen Auszug mit April zu klären.«
»Das ist gut. Ich sorge dafür, dass man Sie anschließend hierher zurückbringt.«
»Und ich richte dir deine Räume. Möchtest du dein altes Zimmer beziehen oder das Apartment im rechten Flügel?«
Überrascht sah ich meine Mutter an. Sie bot mir eine gewisse Selbstständigkeit an, mit der ich nicht gerechnet hatte. Mein früheres Zimmer lag neben ihren Räumen, sie und Bonnie hatten jederzeit Zutritt gehabt. Das kleine Apartment, bisher für Gäste gedacht, war fast so gut wie eine eigene Wohnung. Sie musste es in meinem Gesicht gelesen haben, denn sie lächelte.
»Okay, das Apartment. Bis später, Kyria.«
»Sie werden es mir vermutlich nicht verraten, woher Sie die Information über die Zuckerbeimischungen bekommen haben«, sagte Maie, als wir im Fahrzeug saßen.
»Nein, das werde ich nicht.«
»Reb terHag war hier, hörte ich?«
»Mhm.«
Sie lachte leise. »Schon gut. Die Arena ist ein aufregender Ort. Gehen Sie nicht allein dort hin.«
Ich dachte an den grässlichen Victor und schüttelte mich. »Oh nein, bestimmt nicht.«
»Gibt es sonst noch etwas, was ich wissen müsste?«
Ich berichtete ihr von den Subcult-Kindern, die Terry und ich fütterten. Sie presste die Lippen zusammen, und ich beeilte mich zu erklären, dass ihre Schwester nichts davon wüsste.
»Das glauben Sie doch selbst nicht. Sie weiß es, und sie schweigt darüber. Wie so viele, Kyria.«
»Dann hoffe ich, dass sie weiterhin die Reste für sie rausstellen.«
»Darauf können Sie sich verlassen.«
Wir hatten die Bäckerei erreicht und verabschiedeten uns in einvernehmlichem Schweigen. Ich begann die Amazone zu mögen.
REB TRAINIERT
J etzt!«, brüllte Alvar, und Reb sprang. Er rollte sich über die Schulter ab, schlitterte ein Stück über die nasse Wiese und blieb bäuchlings mit einem Stöhnen in der Pfütze liegen. Die Quadriga raste ohne ihn weiter, das Donnern der Hufe verklang.
Er hätte aufstehen, zur Seite kriechen, Platz machen müssen für das nächste Gespann. In der Arena wäre es sein sicherer Tod, wenn er liegen bliebe.
Hier nicht, oder?
Seine Wange lag im Matsch, Wasser drang durch die Lederweste, Nieselregen netzte seine Haare. Seine Muskeln schmerzten, sein Körper weigerte sich nach dem gefühlten hundertsten Sturz, auch nur noch die kleinste Bewegung zu machen. Er schloss die Augen.
Sein Vater war ein Dämon in Menschengestalt. Seit Tagen trainierte er ihn auf der Rennbahn des Gestüts, forderte ihn, trieb ihn an, quälte ihn Runde um Runde. Und jeden Tag wurden die Bedingungen härter. Wäre es nur um die Beherrschung der Tiere und des Wagens gegangen, er hätte durchgehalten. Aber Alvar bestand darauf, dass er übte, in jeder möglichen und unmöglichen Lage vom Wagen abzuspringen und sich von der Bahn zu bewegen.
Möwen kreisten mit höhnischem Gelächter über ihm, und noch immer fühlte er sich nicht in der Lage, auch nur ein Glied zu bewegen. Er was so unsäglich müde.
»Hoch mit dir!«, herrschte ihn die Stimme seines Vaters an.
Er rührte sich nicht.
»Steh auf, Reb!«
Es klang wie ein
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