Kyria & Reb - Die Rückkehr
von mir.«
»Ja. Ja, das werde ich wohl tun.«
»Und wünsch mir Glück.«
»Ja, das tue ich auch.«
Und dann warf ich mich noch einmal in seine Arme. Er hielt mich fest, ganz fest.
»Ach, Reb.«
»Pass auf dich auf, Kyria.«
Ein letzter schneller Kuss noch, dann machte ich die Tür auf und lief auf den Eingang zu. Ich drehte mich nicht mehr um.
Ich träumte von ihm.
INSPEKTION IN DER BÄCKEREI
D as Wochenende über fühlte ich mich elend, einsam und verlassen und vertrödelte die Zeit. Am Montag war ich froh, dass mich die Arbeit in der Bäckerei ablenkte. Das tat sie dann sogar noch mehr als gewöhnlich, denn Dienstag morgen, bevor wir öffneten, kam April zu mir hoch.
»Hilf uns, die Backstube aufzuräumen. Maie hat sich gemeldet, es steht eine Inspektion an.«
Terry, der schon seit einer Stunde Kuchen gebacken hatte, war gerade dabei, das letzte Blech aus dem Ofen zu ziehen. Es duftete nach Butter, Vanille, Zucker und warmem Teig. April riss die Fenster auf. Terry schob das Regal zur Seite, ich schnappte mir die Gläser mit Marmelade und brachte sie zu der verdeckten Tür. Dann ließen wir die Säcke mit Zucker und weißem Mehl in dem dunklen Raum verschwinden, und zum Schluss packten wir die fertigen Kuchen in Plastikbehälter. Ich schrubbte Bleche, Terry bereitete Brotlaibe vor, April ließ den Reinigungsroboter herumsausen, leerte alle paar Minuten den aufgesaugten Inhalt aus und warf ihn in den Container im Hof. Schließlich fegten wir noch einmal alle Ecken aus, wischten mit feuchten Tüchern alle Arbeitsplatten ab, sodass kein Zuckerkrümel übrig blieb. Inzwischen war der süße Geruch verflogen, Sauerteigbrote bräunten im großen Ofen, Brötchen lagen vorbereitet auf den Blechen, Dosen mit Körnern, Beutel mit Vollkornmehl, eine kleine Schüssel mit Rosinen standen akkurat auf dem großen Tisch, auf dem die Backwaren zubereitet wurden.
»Ihr solltet in der nächsten Zeit mit Zucker vorsichtig sein«, warnte ich, als wir fertig waren. »Es kann sein, dass ihm etwas beigemischt wird, was Hautausschlag verursacht.«
April sah mich verblüfft an. »Was ist das denn für ein Gerücht, Ria? Ach, du meinst wegen diesem Selbsttest? Aber warum denn etwas in den Zucker mischen?«
»Denk mal nach, April. Wenn euer Kuchen Ausschlag verursacht, dann finden die Ärztinnen heraus, wer ihn kauft und isst. Zuckerkonsum ist aber illegal.«
April wurde blass, und Terry sah mich fassungslos an.
»Aber warum sollte jemand das machen?«
»Und wer würde so etwas tun?«
»Jemand, der gerne herausfinden möchte, wer sich strafbar macht.«
»Du bist verrückt, Ria. Wir haben so strenge Vorschriften bei den Nahrungsmitteln. Niemand kann da etwas reinmischen.«
»Dann glaubt es nicht, Terry. Wartet einfach ab.«
Ich war auf eine Wand des Nichtverstehens gestoßen. Die Civitates waren so daran gewöhnt, dass man sie behütete, für ihr Wohlergehen sorgte, dass die Staatsmütter nur ihr Bestes im Sinn hatten, ihre Gesundheit ihr erstes Anliegen war, dass sie gar nicht mehr merkten, wie sie beeinflusst wurden.
Ich fragte mich, ob ich bei Maie auf mehr Einsicht stoßen würde.
Die Inspektorinnen kamen um die Mittagszeit, gingen mit unglaublicher Akribie vor, und ich musste mich einer strengen Befragung unterwerfen, weil eine Klage gegen mich vorlag. Die Handschuhe, die ich vergessen hatte anzuziehen, wurden mir noch einmal gründlich unter die Nase gerieben. Ich unterließ es, der kleingeistigen Schnepfe ein paar passende Antworten zu geben, und gab mich schuldbewusst und reuig. Schließlich entließ sie mich, wenn auch höchst ungern, aus ihren Fängen, ohne mir eine Buße aufzuerlegen.
Die Nachfrage nach Kuchen war an diesem Tag verständlicherweise nicht vorhanden, die Kunden und Kundinnen, die während der Inspektion in den Laden kamen, waren schweigsam, nahmen ihre Ware in Empfang und verschwanden so schnell wie möglich. Sunny war nicht zu sehen.
Gegen Abend waren die Inspektorinnen schließlich fertig, hatten eine Liste von Beanstandungen zusammengestellt und April die Beseitigung der Missstände aufgetragen. Kuchenkrümel hatten sie nicht gefunden.
Es war schon dunkel, als Terry und ich die Reste und den ganzen Kuchen in den Hof brachten. Er verzog sich schnell wieder, ich blieb im Schatten der Hintertür stehen. Es war Sunnys Bande, die aus dem Papiercontainer gekrochen kam und sich wie die Heuschrecken über unsere Gabe hermachte. Ich hörte es einige Male lustvoll schmatzen. So viel Kuchen bekamen
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