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Kyria & Reb - Die Rückkehr

Kyria & Reb - Die Rückkehr

Titel: Kyria & Reb - Die Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Schacht
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Peitschenschlag.
    Reb hob mühsam die Lider.
    Alvar beugte sich zu ihm nieder. »Beweg dich von der Bahn, oder du bist tot!«
    »Geht nicht«, krächzte er.
    »Hast du dir was gebrochen?«
    Hatte er nicht, er war nur vollends ausgelaugt. Aber er spürte den Blick seines Vaters und sein drohendes Schweigen. Es hielt eine Weile an, dann hörte er ihn kalt sagen: »Ich lasse die Jungs mit der Trage kommen. Schwächling!«
    Auf der Trage aus der Arena geschafft zu werden bedeutete, dass man entweder tot oder dem Tod nahe war. Ansonsten versuchte man aus eigener Kraft an die Bande zu gelangen. So lautete der harsche Ehrenkodex der Wagenlenker.
    Du musst gehen und siegen, hörte er Kyria flüstern.
    Und wenn nicht? Dann konnte er verrecken.
    Mit der letzten Reserve seines Willens kam Reb auf die Knie, stützte sich auf den Händen ab und kroch auf allen vieren ein Stück zur Seite.
    Eine starke Hand half ihm auf, stützte ihn, hielt ihn.
    »Na also, geht doch, Sohn«, brummte Alvar.
    »Gehen? Gehen geht nicht.«
    »Machen wir Schluss für heute, morgen trainieren wir auf der Sandbahn.«
    Reb seufzte leise und richtete sich aus eigener Kraft auf.
    Hatte er sich je darauf gefreut, Wagenlenker zu werden? Seit sein Vater ihn für das Rennen in zwei Wochen angemeldet hatte, war kein Tag vergangen, an dem er nicht mit schmerzenden Muskeln, mit Prellungen und Zerrungen zu kämpfen gehabt hatte. Der kurze Aufenthalt in NuYu war wie in einem Nebel versunken, sein Leben bestand nur noch aus harter Arbeit.
    Die Pferdeburschen führten die Tiere zur Weide, zwei weitere schoben den Wagen zur Remise. Auch sie wirkten erschöpft. Aber es war ebenso wichtig, dass sie wussten, was zu tun war, wenn er die Kontrolle über Wagen und Pferde verlor. Sie waren sein Team, sie mussten auf die Bahn springen, die Tiere stoppen, möglicherweise die Trümmer bergen und vielleicht sogar ihn beiseiteräumen. Langsam ging Reb über die von Hufen aufgewühlte Wiese zum Auto und ließ sich auf den Beifahrersitz fallen.
    »Du weißt, dass es lebenswichtig ist, was ich dir beizubringen versuche«, murmelte sein Vater und startete den Wagen.
    »Ja, ich weiß es.«
    »Du bist kein Feigling, Reb. Und du bist zäh. Was ist heute los mit dir?«
    Nichts, was er mit seinem Vater erörtern wollte.
    Er schloss die Augen und schlief prompt ein.

TEIL 2
    DIE ELECTI

DR. MARTINEZ
    I ch war nun wirklich nach Hause zurückgekommen, und als ich mich in meiner neuen Wohnung umsah, wurde mir klar, dass eine andere Kyria heimgekehrt war. Im Schrank hingen die Gewänder, die ich vor meiner Flucht getragen hatte – sanfte Pastellfarben, wie sie einer jungen Electi angemessen waren. Mein Festgewand, elfenbeinfarbene, schwere Seide mit eingewebten Jonquillen, das flamingorosa Ensemble, das ich an meinem achtzehnten Geburtstag getragen hatte, zartgelbe, hellblaue, lichtgrüne Kleider, alle von höchster Qualität.
    Sie zeigten mir überdeutlich, dass ich andere Welten kennengelernt hatte. Die derben, oft zerlumpten Hosen und Shirts, die die Subcults trugen, die altmodischen Trachten des Reservats, die bunt gemusterten Kostüme mit ihren Rüschen, wie sie die Civitates bevorzugten – Ausdruck anderer Lebensformen.
    Ich zog eine blassrosa Hose mit zugehöriger Tunika an und stellte fest, dass sich mein Körper verändert hatte. Was früher lose und in elegantem Faltenwurf meine Figur umschmeichelt hatte, spannte an den Schultern, und irgendwie schien ich auch noch ein paar Zentimeter gewachsen zu sein. Allerdings fühlte sich der glatte, weiche Stoff weit angenehmer an als all die anderen Kleidungsstücke, die ich in der letzten Zeit getragen hatte.
    Dennoch würde ich mir eine ganz neue Garderobe bestellen müssen. Ich setzte mich vor den Bildschirm und rief die entsprechenden Adressen auf. Und stürzte mich damit in eine massive Krise.
    Pastell ging gar nicht. Am liebsten hätte ich mir eine Kollektion in Schwarz geordert, aber das ging leider auch gar nicht. Schwarz war sehr alten Menschen vorbehalten. Meine Mutter bevorzugte die klassischen Unfarben, die ihr jedoch hervorragend standen. Kieselgrau, Nebellila, Rosabeige, Flechtengrün. Davon ließ ich auch besser die Finger. Leuchtendes Rot, strahlendes Orange, Kobaltblau, Meertürkis – Himmel, wenn ich wirklich auffallen wollte, dann damit.
    Blieben noch die Zwischentöne. Vielleicht Honiggelb und Herbstlaubrot, Jadegrün und Petrolblau. Ich gab die Bestellung für drei Gewänder auf, stellte mich vor die Kamera, damit meine

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