Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kyria & Reb - Die Rückkehr

Kyria & Reb - Die Rückkehr

Titel: Kyria & Reb - Die Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Schacht
Vom Netzwerk:
Große Mutter, manchmal würde ich so gerne mehr tun.«
    Sie ließ die Schultern hängen, eine grauhaarige, völlig uneitle Frau, die ihren Beruf bitter ernst nahm. Sie tat mir plötzlich leid, und ich stand auf, um ihre Schultern zu streicheln. Mich hatte sie immer mit großer Freundlichkeit und Verständnis behandelt.
    »Ach, Junora«, sagte sie leise. »Ich wünschte, ich hätte Ihnen nicht so viel Kummer bereitet. Vielleicht sollte ich meine Praxis aufgeben.«
    »Tun Sie das nicht. Wo soll ich denn sonst hingehen, wenn ich krank bin oder Hilfe brauche?«
    »Ich habe Ihr Vertrauen nicht verdient, Junora Kyria. Aber wann immer Sie mich brauchen, bin ich für Sie da.«
    Als ich zurückkam, lagen die neuen Kleider bereits auf meinem Bett. Ich probierte das Honigfarbene an und fand es passend und elegant. Dann aber überlegte ich, wie ich die Tabletten zu der Rasselbande im Hinterhof bringen konnte. Selbst verabreichen konnte ich die Medikamente jetzt nicht mehr, aber Xari, ihre Anführerin, wäre wohl die Richtige. Leider kannte ich ihren Aufenthaltsort nicht.
    Allerdings könnte vermutlich Cam herausfinden, wie man sie ihr bringen konnte. Cam, oder besser jetzt Junor Ole.
    Ich nahm das KomLink, und meine Finger schwebten schon über seiner Adresse, um ihn um ein Treffen zu bitten. Aber dann ließ ich es sinken.
    Rebs Bemerkung steckte mir wie eine Gräte im Hals. Cam begehrt dich, hatte er behauptet.
    Darüber hatte ich schon die eine oder andere Stunde nachgegrübelt. Was hatte ihn nur darauf gebracht? Mir gegenüber hatte sich Ole MacFuga, der Electi, immer tadellos höflich verhalten, ein freundlicher Zuhörer, ein netter Begleiter. Aber nie hatte er den Balztanz begonnen wie andere junge Männer, wenn sie eine Frau umwarben. Es gab festgelegte Regeln für diese Art der Werbung, die sie offensichtlich alle auswendig gelernt hatten. So etwa die Komplimente – deine Haare schimmern wie Mondlicht auf nächtlichen Blüten (dreimal gehört), deine Augen strahlen wie Opale (mindesten fünfmal gehört), deine Lippen schmecken wie Milch und Honig (zweimal gehört) und du bewegst dich wie eine Schwänin im Sonnenschein (beim dritten Mal im Lachkrampf halb erstickt). Aber auch die Annäherung erfolgte nach immer denselben Ritualen. Händchen halten, scheues Streicheln der Arme, ein noch scheuere Kuss …
    Ups – Kuss.
    Der erste Kuss, der mich wirklich schwindelig gemacht hatte, war von Cam gewesen, in den sich Ole MacFuga verwandelt hatte. Damals, als ich auf dieses große, gefährliche Huftier steigen sollte, um mit Reb aus La Capitale zu fliehen, hatte er mich zum Abschied geküsst. Und wie! Er hatte mich so durcheinandergebracht, dass ich noch Stunden danach nicht wusste, wie mir war.
    Tja, warum hatte er das getan – Cam, nicht Ole MacFuga?
    Ich war damals eine verängstigte, nörgelige Electi-Zicke gewesen, die geglaubt hatte, nur noch drei Wochen zu leben. War das seine Abschiedsgabe gewesen? So nach dem Motto, sie soll nicht ungeküsst sterben? Oder hatte er irgendetwas an mir trotz allem anziehend gefunden?
    Mhm. In der Arena neulich hatte er Reb herausgefordert.
    Spannend.
    Cam war in meinen Augen ein schöner Mann, und, ja, ein leichtes Kribbeln verursachte er mir auch in verschiedenen Körperteilen.
    Reb war weit fort, und er hatte jetzt seine eigenen Ziele. Oft genug hatte er angedeutet, dass ich ihm dabei nur im Weg stand.
    Andererseits – Reb war Reb. Und er wäre gerne geblieben. Ich hatte ihn fortgeschickt.
    Also: Reb war weg, und ich musste Cam sprechen, rief ich mich zur Ordnung. Und ich sollte besser kühle Distanz wahren.
    Als Junor Ole MacFuga meldete er sich weit höflicher als Cam, aber er zeigte kein Erstaunen, als sich Kyria La Jonquilla – ich – meldete. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag zu einem Bummel auf der Promenade entlang dem einstigen Mainhafen.
    Er trug Steingrau, hatte die typischen hängenden Schultern und den leicht tänzelnden Gang des vornehmen Electi: Ole MacFuga, der Meister der Camouflage. Das machte es mir leichter, ihm mit freundlicher Zurückhaltung zu begegnen.
    »Junora Kyria, Sie sehen bezaubernd aus.«
    »Ja, die Erholungskur hat mir gutgetan. Aber ich bin froh, nun wieder zu Hause zu sein.«
    Andere Flaneure nickten uns grüßend zu, manche stutzten ein wenig, als sie mich erkannten.
    »Sie werden Ihrer Mutter sicher zur Seite stehen«, murmelte Ole.
    »Wir arbeiten ein Programm aus. Gewisse Repräsentationspflichten werde ich übernehmen, wenn sie auf

Weitere Kostenlose Bücher