Kyria & Reb - Die Rückkehr
angesehen. Und natürlich hatte ich mich jedes Mal erneut über die Art geärgert, wie Reb sich mit seinen Bewunderinnen umgab. Er suhlte sich förmlich in ihrer Schwärmerei. Und alle nannte er Princess, dieser schleimige Hund.
»Kyria, Männer seiner Art sind unberechenbar. Nimm es nicht tragisch.«
»Er ist absolut berechenbar. Er nimmt, was er kriegen kann. Und das war’s.«
Dass sie ein leises Lachen hören ließ, machte mich sauer, und ich schob ihre Hand fort, die mich trösten wollte.
DESASTER IN DUBLIN
D as Rennen in der heruntergekommenen Arena von Dublin fing schon schlecht an. Die Pferde waren nervös, einer der Pferdeburschen hatte Fieber und war so wackelig auf den Beinen, dass Reb ihm befahl, sich in die Koje zu verziehen. Die Unterkunft war schmuddelig, die Matratze durchgelegen, heißes Wasser kam nur tröpfchenweise aus der Dusche, und sein linker Stiefel hatte einen losen Absatz.
Klar, alles immer noch besser als damals in der Subcultura. Und natürlich konnte er sich arrangieren. Aber das Essen war wirklich eine Zumutung.
Immerhin, die Groupies waren lustig, und die Stimmung in der Arena denkwürdig. Nur deshalb waren die Rennen wohl so gut besucht.
Viermal hatte er nun schon den ersten Platz gemacht, und allmählich begannen die Berichterstatter ihn Rebell Reb zu nennen, was eine echte Auszeichnung war.
Zwei Mädchen, dunkelhaarig und mit überraschend blauen Augen, wuselten um seinen Wagen herum, als er sich die Armschützer anlegen ließ. Sie bewunderten das keltische Kreuz darauf und begannen ein äußerst rustikales Trinklied anzustimmen. Dabei strahlten sie ihn an, als ob er höchstselbst der »Wild Rover« sei.
»Übertreib es nicht, Princess«, knurrte er die eine an, die ihm über die bloßen Arme streichen wollte.
»Die sind aber hübsch kräftig. So was kriegt man sonst nicht geboten«, gurrte sie.
»Sie gehören mir und stehen nicht der Allgemeinheit zur Verfügung.«
»Wir können nach dem Rennen ja einen etwas privateren Bereich aufsuchen.«
»Nach dem Rennen ist vor dem Rennen. Und nun lasst mich in Ruhe.«
»Mann, was bist du zimperlich.«
Reb wandte sich ab und ging zu seinen Pferden, die bereits angespannt waren. Er kannte sie gut, und er spürte ihr Unbehagen. Leise redete er auf sie ein, legte ihnen die Hände auf den Hals, versuchte ihnen Vertrauen einzuflößen. Vielleicht brauchten sie eine Pause, eine lange Woche auf grünen Weiden, ohne Training, ohne Wettkampf.
»Machst du den Pferdeflüsterer?«, fragte Roaring Roy und lachte gackernd.
Dem Idioten war er schon zweimal begegnet, er hielt ihn für eine Nervensäge. Aber er fuhr gut, wenn auch aggressiv und wagemutig. Außerdem röhrte er die ganze Zeit über seinen Pferden antreibende Parolen zu.
Da Reb nicht antwortete, verzog Roy sich wieder, und mit einer beinahe unbewussten Handbewegung griff Reb zu dem keltischen Kreuz an seinem Hals.
Kyria – man hatte sie fast umgebracht. Ein paar Infoschmuggler hatten die Verfolgungsjagd gefilmt und an die Fischerboote in der internationalen Zone weitergeleitet. Vor drei Tagen, bei der Überfahrt von Brest nach Irland, hatte er eine Aufzeichnung von den Ereignissen am Herbstlaubfest zu sehen bekommen.
Es war ihre Sache, warum kümmerte er sich darum?
Weil sie sich noch immer klammheimlich in seine Gedanken schlich.
Ihr Gesicht war tränenüberströmt gewesen, als sie den kleinen, schmuddeligen Jungen im Arm gehalten hatte. Ein Subcult, ein Ausgestoßener … Hatte sie an ihn gedacht, als sie ihn an sich gedrückt hielt? Die Aufzeichnung war abgebrochen, als die Priesterinnen sich um sie scharten. Was war dem Jungen passiert? Wer war die Irre, die hinter ihr hergelaufen war?
Verdammt, er machte sich Sorgen.
Und das fünf Minuten bevor das Rennen in dieser schrottreifen Arena begann.
Wütend stopfte er das Amulett unter seine Weste und schwang sich auf den Wagen. Selbst die Fanfaren tröteten verstimmt, stellte er fest, als er durch das Portal fuhr.
Einundzwanzig Teilnehmer hatten sich gemeldet – drei Rennen, dann das der jeweils beiden Sieger um diesen grünen Pokal, den er nur gewinnen wollte, weil er mit einem keltischen Kreuz verziert war.
Nach der Einlaufrunde waren die Pferde etwas ruhiger geworden, und als das Tuch fiel, lenkte er sie in gewohnter Manier auf die Außenbahn.
Roaring Roy machte es ihm nach. Brüllend und grölend trieb er sein Gespann an, und Reb erkannte einen Tick zu spät, dass seine Tiere davon wieder nervös wurden. Er
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