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Kyria & Reb - Die Rückkehr

Kyria & Reb - Die Rückkehr

Titel: Kyria & Reb - Die Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Schacht
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Opfer und Vergänglichkeit, die mich anrührten. Dann nickte sie der Novizin zu, die zu mir trat und mir die Urne überreichte. Das überraschte mich, aber ich nahm sie an und trat ans Grab.
    »Sunny – sein Leben hat wenig Sonne gesehen, ein Ausgesetzter, Niemandskind, bettelarm und doch von heiterem Gemüt. Sunny, du hast dein Leben für meines gegeben. Ich werde dich nie vergessen.«
    Und als ich das Gedicht vom friedlichen Herbsttag wiederholte, liefen mir die Tränen über die Wangen. Mit dem letzte Satz kniete ich auf der Decke nieder und senkte Sunnys Asche in die Erde.
    Xarina stand neben mir und half mir, angemessen anmutig aufzustehen. Dann streute sie Gänseblümchen auf das Grab.
    Wir traten zurück, und, seltsam, einer nach dem anderen, Electi wie Civitates, Frauen wie Männer, traten vor und verbeugten sich vor dem kleinen Subcult-Jungen.
    Nachdem die Zeremonie beendet war, kam die Hochmutter zu mir.
    »Du hast für deine Mutter heute mehr getan als bei allen anderen Veranstaltungen«, sagte sie leise. »Danke.«
    »Glauben Sie wirklich?«
    »Du wirst schon sehen.«
    Dann ging – nein, schwebte – sie zu ihrem Gefolge zurück.
    Priesterinnen, insbesondere die Hohepriesterin Saphrina, waren mir bisher immer pompös und scheinheilig vorgekommen, mehr auf ihre Auftritte konzentriert als darauf, Hilfe- und Trostsuchenden beizustehen. MyFrouw Carita schien völlig anders zu sein.
    »Deine High-Mom hat das sehr schön gemacht«, sagte ich zu Xarina.
    »Mhm. Ich habe ihr einiges gestanden. Du weißt schon, wegen der Subcults.«
    »War sie sehr entsetzt?«
    »Nein, nur ein bisschen. Wir werden jetzt auf andere Art versuchen zu helfen, zumindest den Kindern.«
    Ich gab Sanne den Auftrag, mir einige Termine freizuhalten, an denen ich meine eigenen Verabredungen treffen wollte. Bei den Amazonen übte ich, auf Attrappen und dann auch auf bewegliche Ziele zu schießen, mit Xarina verbrachte ich etliche Stunden mit tiefschürfenden Gesprächen, und als meine Mutter zurückkam, musste ich die Ereignisse um Bonnie ausführlich besprechen.
    Ma Dama Isha wurde kühl, dann kalt, dann frostig. »Das wird Konsequenzen haben.«
    Eiskristalle funkelten in der Luft. Und ich stellte mir gerade vor, wie Bonnie schockgefroren wurde. Doch dazu kam es nicht.
    Wieder war es Maie, die uns die entsetzliche Nachricht überbrachte.
    »Bonnie ist tot. Vergiftet. Und bei ihr ein Zettel mit diesem Spruch hier.« Sie legte uns eine Kopie davon vor. »Die Gottlosen sollen zuschanden werden und hinabfahren zu den Toten und schweigen. Verstummen sollen die Lügenmäuler, die da reden wider den Gerechten frech, stolz und höhnisch.«
    »Schon wieder die Gottlosen. Maie, Sie haben einen Maulwurf in Ihrer Organisation«, sagte meine Mutter scharf. »Finden Sie ihn und eliminieren Sie ihn!«
    »Jawohl, Ma Dama Isha.«
    Nachdem die Amazone gegangen war, stützte meine Mutter die Hände auf ihre Schreibtischplatte und sah mich an.
    »Hier geht etwas vor, was mir langsam unheimlich wird, Kyria.«
    »Warum haben sie Bonnie umgebracht? Waren es die gleichen, die auch die beiden Saboteure getötet haben? Und – wollen sie uns schaden oder schützen?«
    »Wir haben nicht die richtigen Leute dafür, so etwas herauszufinden«, murmelte sie.
    »Was für Leute braucht man dazu?«
    »Solche, die unentdeckt ermitteln können. Früher hat es derartige Einheiten bei den Amazonen gegeben, aber sie sind vor fünfzig Jahren abgeschafft worden, weil man unerlaubte Bespitzelung vermeiden wollte.«
    »Ist es Bespitzelung, wenn man Verbrechen aufklären will?«
    »Möglicherweise ist es eine Gratwanderung. Aber derzeit … Im Untergrund bewegt sich so vieles, vor dem wir die Augen verschließen.« Dann lächelte sie mir zu. »Du hast zumindest für eine gute Presse gesorgt, Kyria. Dein Auftritt und dein Einsatz bei Sunnys Begräbnis haben etlichen Leuten die Augen geöffnet. Ich hatte einige erfreuliche Gespräche in den vergangenen Tagen, es sieht aus, als ob verkrustete Schalen allmählich aufbrechen.«
    Ich fragte mich, ob ich meiner Mutter vielleicht doch etwas von der Gruppe erzählen sollte, der Cam angehörte. Es lag mir schon fast auf der Zunge, aber dann biss ich mir drauf und schwieg.
    »Übrigens hat Alvar terHags Sohn offensichtlich eine steile Karriere begonnen. Ich nehme an, du verfolgst, wie er von Sieg zu Sieg fährt.«
    »Nein. Diese Wagenrennen langweilen mich.«
    Meine Mutter hob fragend eine Braue. Ich wurde rot. Natürlich hatte ich sie mir

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