Kyria & Reb - Die Rückkehr
Auf der Gerade verlor der Grüne die Kontrolle über seine Quadriga und sprang vom Wagen. Reb kam eben noch um die steigenden Pferde herum, flog durch die Wende, ließ den Weißen Sand schlucken. Ein unbeschreiblicher Jubel erfüllte ihn. Die Pferde gaben ihr Letztes, als er an dem vordersten, einem weiß-blau gestreiften Wagen, vorbeidonnerte und unangefochten mit zwei Längen Vorsprung durch das Ziel ging.
Sein Team rannte auf ihn zu, hielt die Tiere, führte ihn zu der Ehrenloge.
Reb sah seinen Vater neben den Ehrengästen stehen, ein schiefes Lächeln auf seinem Gesicht, das ihm sagte: »Na also!«
Aber das war mehr als der Kranz aus vergoldeten Blättern, den man ihm um den sandverkrusteten Hals legte.
Langsam fuhr er unter dem Applaus der Zuschauer die Ehrenrunde.
Seine Helfer kümmerten sich um das Gespann, aber er selbst nahm sich die Zeit, an jedes der vier Pferde einen Apfel zu verfüttern und ihnen einige Worte der Anerkennung in die Ohren zu flüstern. Nicht er allein hatte den Sieg errungen, sondern auch das Gestüt seines Vaters hatte damit seinem guten Namen Ehre gemacht.
Was nun allerdings folgte, erfüllte ihn mit Missbehagen: die Siegesfeier mit Bankett und Ball. Man erwartete gefälliges Benehmen von ihm.
Er suchte die Unterkünfte auf, duschte, zog sich um und machte sich auf den Weg ins Unvermeidliche.
Die Presse war da, auch das noch. Und eine Rothaarige stürzte auf ihn zu. Ember, eine von den jungen Frauen aus Frehel, die sich ihm schon vor drei Monaten an den Hals geworfen hatte. Na ja, sie war ein wildes, schönes Mädchen, und – hatte er sich nicht nach diesem Sieg noch eine weitere Belohnung verdient?
Er legte ihr den Arm um die Hüfte und sagte grinsend: »Die rote Princess!«
Dass er dabei im Mittelpunkt der Fernsehaufnahmen stand, entging im völlig.
BONNIES ENDE
P rincess. Er hatte diese rote Schnepfe Princess genannt und öffentlich mit ihr herumgeschmust. Ich war sauer. Richtig sauer.
Ich würde ihn aus meinem Gedächtnis streichen, den untreuen Lümmel. Diesen arroganten, unverschämten, aufgeblasenen Geck, der sich da mit seinem Siegerkranz aufplusterte. Dieser verlogene, falsche, grinsende Weiberheld mit seinem Lorbeerkranz um den Hals. Dieser …
»Junora Kyria, Maie wünscht Sie zu sprechen«, unterbrach der Majordomus meine wütenden Tiraden.
Ich schaltete den Bildschirm aus und versuchte meine Haltung wiederzugewinnen.
Maie trat ein. Ihre Miene grimmig, legte sie ihr InfoTab auf den Tisch. »Ich habe die Aussage von Bonnie Cordialla.«
Das lenkte meinen Zorn ein wenig in eine andere Richtung. »Erzählen Sie.«
Maie stieß ein Zischen aus. »Ich habe mich noch nie derart zusammenreißen müssen«, sagte sie.
»Bonnie hat Ausflüchte gesucht, gejammert und geweint, stimmt’s?«
»Zuerst, dann wurde sie gehässig. So gehässig, wie ich es nie für möglich gehalten hätte.« Ein grimmiges Lächeln zuckte um ihre Mundwinkel. »Ich habe ihre Contenance erschüttert, und so hat sie sich in ihrer rasenden Wut verraten.«
»Was hat sie verraten?«
»Das, was sie Ihnen angetan hat. Die Digitalisgaben, damit Sie sich krank und elend fühlten und für sie leichter zu manipulieren waren. Die Hornissen, die sie aufgescheucht hat, damit sie Sie stechen sollten. Die Scharade im Heilungshaus, mit der sie Sie an Ihren baldigen Tod glauben ließ. Die vergifteten Bonbons, die das arme Mädchen in Ihrem Zimmer das Leben gekostet haben. Und diesmal wollte sie Ihren Auftritt zu einer Blamage machen. Allerdings ist sie zu spät gekommen, behauptet sie. Kyria, ich bin fassungslos. Eine solche abgrundtiefe Bösartigkeit habe ich nicht geahnt.«
»Sie hat sich früher oft an meinem KomLink zu schaffen gemacht, um Hazels Nachrichten zu löschen, sie hat falsche Nachrichten an meine Mutter weitergegeben. Sie hat so viel Unheil verursacht, und ich weiß nicht, warum.«
»Ich kenne zumindest ein Motiv. Dieses Mädchen ist von Eifersucht derart zerfressen, dass sie vor keinem Mittel zurückschreckt. Insbesondere für diese letzten Aktionen – die Hornissen, die letale Digitalisdosis und der jetzige Überfall – war ihr Neid verantwortlich. Der Neid, dass Ma Donna Saphrina Ihnen das Noviziat im Tempel angeboten hat. In all diesen furchtbaren Ergüssen, die sie von sich gegeben hat, habe ich herausgehört, dass es ihr höchster Wunsch war, selbst im Tempel Dienst zu tun.«
»Heilige Mutter, warum hat sie sich dann nicht zur Priesterin ausbilden lassen?«
Maie zuckte mit den
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