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L wie Leiche

L wie Leiche

Titel: L wie Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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    »Ich
weiß, daß du Broderick nicht umgebracht hast, weil ich während der Tatzeit mit
dir zusammen war«, stellte ich fest. »Aber wer war es ?«
    »Ich
würde am liebsten auf Sarah tippen. Aber wenn sie hätte jemand ermorden wollen,
wäre ihre Wahl auf mich gefallen .« Sie zuckte die
Achseln. »Ich weiß wirklich nicht, wer es auf Broderick abgesehen haben könnte.
Ich meine, er war ein ganz unwichtiger Mensch. Ohne jede Initiative. Er hat
niemals wirklich etwas getan. Natürlich ist er gewissen Verpflichtungen
nachgekommen, die seine Position und sein familiärer Hintergrund mit sich
brachten. Aber der führende Kopf ist immer Sarah gewesen. Sie kümmerte sich um
die geschäftlichen Angelegenheiten und den Familienbesitz .«
    »Du
bist wirklich eine große Hilfe«, bemerkte ich ironisch.
    »Ja,
ich weiß, und es tut mir leid«, versetzte sie kühl. »Es ist ganz komisch,
Danny. Aber seit wir angefangen haben, von Geld zu sprechen, bist du ganz
anders geworden .«
    »Ich
habe mich nur wieder in den Detektiv verwandelt, den du beauftragt hast«,
stellte ich richtig. »Und dazu gehört nun einmal, daß ich tausend Fragen
stellen muß. Okay?«
    Sie
hob resigniert die Schultern. »Okay.«
    »War
er dir treu ?«
    »Soviel
ich weiß, ja .«
    »Und
du?«
    »Bis
zu dem Zeitpunkt, als ich auszog«, antwortete sie. »Danach hat es ein paar
flüchtige Affären gegeben, aber keine feste Beziehung .«
    »Schlaflosigkeit«,
erklärte ich mit einem Zucken um die Mundwinkel. »Ich erinnere mich, daß du
gestern davon gesprochen hast. Du sagtest, Sex sei manchmal die einzige Lösung .«
    »Ist
mein Privatleben von so großer Wichtigkeit für dich, den Mörder von Broderick
zu finden ?« erkundigte sie sich steif.
    »Wer
weiß? Es besteht immerhin die Möglichkeit, daß ein eifersüchtiger Liebhaber
vielleicht den Gedanken nicht mehr ertragen konnte, daß dein Ehemann noch am
Leben ist .«
    »Jetzt
beginne ich mir aber ernsthaft Sorgen um dich zu machen«, sagte sie. »Ich
meine, bist du wirklich und wahrhaftig Privatdetektiv? Oder nur jemand, der
Privatdetektiv spielt, um seiner Phantasie freien Lauf lassen zu können ?«
    »Wie
steht es mit dem Grundbesitz ?« fragte ich. »Wäre da
ein Mordmotiv zu finden ?«
    »Ich
glaube nicht. Und selbst wenn, wäre es logischer gewesen, Sarah umzubringen.
Wie ich schon erwähnte, hatte sie bei allen geschäftlichen Dingen die Zügel in
der Hand. Broderick ist höchstens der Strohmann gewesen .«
    »Nun,
wenigstens sollten wir uns jetzt stärken«, sagte ich und griff nach der
Speisekarte.
     
    Wir
verließen das Restaurant gegen drei Uhr und fuhren nach Santo Bahia zurück. Melanie
setzte mich vor meinem Büro ab. Die Atmosphäre war noch immer etwas unterkühlt,
als sie sich verabschiedete. Meine Bemerkung, daß ich mich bei ihr melden
würde, quittierte sie nur mit einem knappen Kopfnicken.
    Ich
suchte mir die Adresse von Charles Gray aus dem Telefonbuch heraus, stellte
fest, daß sich sein Büro nur ein paar Querstraßen von dem meinen entfernt
befand, und beschloß, zu Fuß dort hinzugehen.
    Das
verwitterte, zweistöckige Fachwerkhaus war zwischen einer modernen Boutique und
einer der ortsüblichen Teestuben eingequetscht. Eine Art umgekehrtes
Statussymbol des Alteingesessenen, vermutete ich, der es nicht nur ablehnte,
mit der Zeit zu gehen, sondern auch nicht nötig hatte, seiner Umwelt irgend etwas zu beweisen.
    Ich
betrat das Vorzimmer, in dem mich eine Empfangsdame mit einem berufsmäßigen
Lächeln bedachte. Sie war schätzungsweise um die Vierzig, adrett angezogen und
auf eine sterile Art recht attraktiv. Vielleicht stammte sie von einer langen
Reihe jener Fernsehmütter ab, die auf dem Bildschirm immer so aseptisch-proper
wirken, als hätten sie bereits im vorgerückten Alter von dreißig Jahren auf Sex
verzichtet, um sich ganz ihren Hausfrauenpflichten zu widmen. Diese hier machte
keine Ausnahme.
    »Guten
Tag«, begrüßte sie mich. »Kann ich Ihnen behilflich sein ?«
    »Ich
möchte Gray sprechen«, verlangte ich.
    Ihr
Lächeln verschwand. »Mr. Gray ist im Augenblick sehr beschäftigt. Sind Sie mit
ihm verabredet ?«
    »Sagen
Sie ihm einfach, Danny Boyd sei gekommen«, versetzte ich.
    »Mr.
Gray empfängt leider keine Besucher ohne vorherige Anmeldung«, erklärte sie.
    »Ich
werde warten .«
    »Das...
das geht leider nicht«, meinte sie zögernd.
    »Vielleicht
haben Sie hier irgendwo ein Hinterzimmer ?« Ich
musterte sie von oben bis unten. »Wo wir ungestört sind und

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