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L wie Liquidator

L wie Liquidator

Titel: L wie Liquidator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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Dummheiten, Monsignore Tropius. Wenn die Kabine in diesem Stockwerk hält, haben meine beiden Freunde die Ruten griffbereit in der Tasche, und Sie wissen, daß die statischen Entladungen jedes Gewebe mühelos durchdringen. Ganz zu schweigen von meiner Laserpistole, die weiterhin auf Ihre Wirbelsäule gerichtet ist.«
    Ich nickte schicksalsergeben und pflanzte mich rechts von der Fahrstuhltür auf. Bertil hatte anscheinend nichts dagegen, daß ich so allfälligen Liftbenützern das Aussteigen in diesem Stockwerk erleichterte, er drückte mir aber sofort wieder seine Pistole ins Kreuz. Rot und Gelb neben und Bertil hinter mir trugen nicht zur Hebung meines Wohlbefindens bei.
    Der Fahrstuhl hielt tatsächlich in unserem Stockwerk, wie ich gehofft hatte, die Tür glitt auf, und Lyvias strahlendes Gesicht und unbedeckter Busen tauchten auf.
    »Monsignore Tropius! Tito hat alles aufgegessen …« Ehe Lyvia den Bericht über das Wohlergehen ihres Insektoiden beenden konnte, versetzte ich Bertil einen kräftigen Stoß mit dem Kopf und aktivierte die Gasladungen im Zeigefinger und kleinen Finger der rechten Hand. Gleichzeitig hielt ich Rot und Gelb die beiden Finger unter ihre Gesichtsvorsprünge. Der Kopfstoß traf Bertil glücklicherweise in sein Riechorgan, das knirschend nachgab; zugleich fühlte ich, wie die Mündung der Laserpistole sich von meinem Rückgrat löste. Vorsichtshalber stellte ich Rot, der sich schon mit den Händen an den Hals fuhr, ein Bein und warf ihn auf den aufheulenden Bertil hinter mir. Dann sprang ich in die Kabine, stieß Lyvia an die Wand und drückte auf den Abwärts-Knopf. Das alles hatte sich in Sekundenbruchteilen abgespielt, aber ich hatte dennoch Angst, daß ich es nicht schaffen würde; Bertil hielt sich eine Hand vor das Gesicht und tastete mit der anderen, in der er immer noch die Laserpistole hielt, nach der Fahrstuhlkabine. Die Tür schloß sich rechtzeitig und klemmte den Lauf der Waffe ein. Der glänzende Dorn des Laserkontakts befand sich ebenfalls im Türspalt, und der Relaismechanismus begann zu summen. Daraufhin drückte ich mit einer Hand Lyvia zu Boden und versetzte dem Lauf einen Fußtritt. Ich hörte ein Zischen und etwas Heißes streifte meine Wade, aber jetzt lag ich ebenfalls neben Lyvia auf dem weichen Schaumgummi, der den Boden der Kabine bedeckte. Der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung.
    Ich untersuchte meine Wade, den roten Streifen, der über sie verlief, und die verbrannte Hose, dann widmete ich mich Lyvia. Ihre weit aufgerissenen Augen fixierten das schwarze Loch über unseren Köpfen in der Kabinenwand.
    »Das war ein Laser«, murmelte sie mit schwacher Stimme. »Man hat auf uns geschossen. Das ist der Einschuß einer Laserpistole.« Ich wagte nicht, ihr zu widersprechen. Nie Zivilisten in unsere Aktivitäten hineinziehen lautete ein Grundsatz der Kadettenschule von Neu-Langley. Ich reinigte die Finger der rechten Hand an meinem Jackenfutter – das Gas hatte die schlechte Gewohnheit, an der Düse in blutroter Farbe zu kondensieren – und versuchte, Lyvia auf die Beine zu stellen; sie hielt den vor Schreck verstummten Tito noch immer in den Händen. Ich legte ihr einen Arm um die Schultern und versuchte vorsichtig, Titos steife, bebende Antennen zu streicheln. Lyvia sah mir tief in die Augen.
    »Sie haben auf dich geschossen«, murmelte sie, und ich konnte ihr abermals nicht widersprechen.
    »Jay Tropius, man hat mit einem Laser auf dich geschossen.« Was konnte ich darauf erwidern? Abgesehen davon, daß die Vertraulichkeit dieser Feststellung – normalerweise nannte Lyvia mich auch während des Orgasmus »O Monsignore Tropius« – mich etwas in Erstaunen setzte, konnte ich nur bestätigen, daß meine Sekretärin die Situation präzis erfaßt hatte. Das Wesentliche des Zwischenfalls war in diesen wenigen Worten enthalten, auch wenn die ganze Angelegenheit zahlreiche Erklärungen notwendig machte. Dennoch, Nie mit Zivilisten über unsere Tätigkeit sprechen, lautete ein weiterer Grundsatz der Kadettenschule, und an diesen hatte ich mich immer gehalten.
    »Hören Sie, Lyvia«, murmelte ich, auch wenn sich jetzt Bertil und die beiden homo mactator außer Hörweite befanden, »ich weiß, daß es dir merkwürdig vorkommt, aber die drei waren tatsächlich auf meinen Skalp aus.«
    Lyvia drückte Tito an sich, der sich mit zitternden Antennen zwischen ihre Brüste flüchtete: vielleicht waren die vier Tropfen Himmelsdrache daran schuld.
    »Auch wenn es albern klingt«,

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