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L wie Liquidator

L wie Liquidator

Titel: L wie Liquidator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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Die Luftverteidigung würde bald alle Hände voll zu tun haben.
    Nein, nein, NEIN! Das ist doch nicht möglich! Wir hätten siegen müssen! Die Lamettatypen haben uns doch versichert, der Feind hätte keine Chance! O ja, alte Männer machen Fehler, aber wir müssen dafür büßen! Allah, und wie wir dafür büßen müssen!
    Durch die Drehbewegung (die ich klugerweise bereits für eine Eigenrotation des Wracks gehalten hatte und nicht etwa einen plötzlichen Spin des Universums) offenbarten sich mir immer neue Bilder. Sie bestätigten das, wovor mich die empirischen Dämonen bereits unzählige Male gewarnt hatten: Von den Destruktoren der Purpurnen war die Fusionskammer zerstört worden. Mit anderen Worten: Zwei Drittel von B-26 existierten nicht mehr. Die Alpha-212-Kuben waren größtenteils unbeschädigt geblieben, doch ohne Energie konnten sie keine Antiprotonen erzeugen. Die Torpedos waren entweder bereits abgeschossen worden oder dem nuklearen Feuer zum Opfer gefallen. Die zwölf Lockheed-S-26-Kanonenboote trieben als zerfetzte Trümmer jenseits der Umlaufbahn Lunas.
    In technischer Hinsicht war B-26 »außer Funktion.« In diesem Fall aber bedeutete das, daß der Angriff von der Orbitalstation kaum mehr als Schrott übriggelassen hatte.
    Metallegierungen, Halbleiter, Wasserstoffplasma – und zweiundneunzig Menschen. Welcher Verlust wiegt schwerer? Für den Kommandostab vermutlich der der ersten drei Dinge, da es Nachschubschwierigkeiten gibt. Aber verdammt: Ich erbreche mich nicht, weil ich die Zerstörung wichtiger technischer Komponenten bedaure!
    Für mich gab es kein Entkommen. Ich konnte mich nicht mit Verletzungen herausreden – die große Masse des Kommandosessels hatte mich vor den glühenden Metallsplittern abgeschirmt. Abgesehen von dem profunden Entsetzen in mir und einem ebenso ausgeprägten Schuldbewußtsein war alles in Ordnung mit mir.
    Nicht einmal eine Fleischwunde. Ich habe mich versteckt und überlebt. Meine Mannschaft jedoch …
    Entschlossen schüttelte ich den Kopf und verdrängte alles andere, indem ich mich auf die militärische Routine konzentrierte.
    Offizielles Ersuchen um Hilfe, TOW-Notfallprozedur Nummer drei. Die ersten sieben Punkte kann ich weglassen – die entsprechenden Geräte existieren nicht mehr. Aber was ist mit Abschnitt neun? Ja, das müßte gehen.
    Vorsichtig streckte ich mich und tastete mich an das Instrumentenpult heran. Ich verschwendete einige Zeit damit festzustellen, daß der Laserkom nicht mehr funktionierte, und anschließend betätigte ich den Auslöser für den Katastrophenfalter. Überraschenderweise leuchtete auf der entsprechenden Anzeige ein grünes Licht auf. Wenn mir mehr an meinem Überleben gelegen hätte, wäre ich nun sicher glücklich gewesen. Ich blickte aus dem Sichtfenster und beobachtete, wie sich die Aluminiumfolien in jeder Richtung einige Kilometer weit ins All erstreckten. Jeder Raumkadett, der auch nur einigermaßen mit einem Radar umgehen konnte, mußte darauf aufmerksam werden.
    Aber das alles hat erst dann einen Sinn, wenn die Weißboote eintreffen und die Suche nach Verletzten beginnen. Früher oder später werden sie natürlich kommen – wenn die Purpurnen sich an die Regeln halten und verlieren. Andernfalls ist mir der Tod sicher.
    Aber die Purpurnen können uns nicht schlagen. Allah weiß, daß nicht einmal die Sirgil-Krieger von Arthos II dazu in der Lage sind, Terra zu erobern. Admiral Killeen macht ihnen vermutlich gerade in diesem Augenblick den Garaus. Bestimmt dauert es nur einige wenige Stunden, höchstens einen Tag, bis die Mistkerle aus dem Sonnensystem gejagt sind, und dann kommen die Weißboote …
    Während dieser Überlegungen blickte ich weiterhin auf die Anzeigen, aus Scheu davor, auf das zu sehen, was sich hinter mir befand. Nun aber drehte ich mich um.
    Die Kommandobrücke hatte nur noch entfernte Ähnlichkeit mit der Anlage vor knapp vier Stunden: Es handelte sich um einen kreisförmigen Raum mit niedriger Decke, und die Kammer durchmaß gut zwanzig Meter. Der weiße Mylarbelag war an den meisten Stellen verbrannt und offenbarte zwiebelartige Isolationsschichten. Die Konsolen hatten sich stellenweise in Schlacke verwandelt. Da und dort glühten verblüffenderweise noch einige Lichter, doch die meisten Instrumente hatten längst ihre Funktion eingestellt. Sessel waren aus der Verankerung gerissen und an die Wand geschleudert worden. Kleinere Trümmerstücke schwebten wie exotische Insekten umher.
    Inmitten der

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