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L wie Liquidator

L wie Liquidator

Titel: L wie Liquidator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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entgegenfieberten. Über eine Welt, auf der es von Leben wimmelte. Eine Welt, deren Bahn Jahr für Jahr ein Stück näher an die Sonne heranführte. Eine Welt, die zum Tode verurteilt war. Über ein Volk, das nicht sterben wollte, solange es fruchtbare Planeten im Universum gab, Planeten, die sich erobern ließen von Elefanten.
    Eins und Zwei hatten mir den Selbstmordgedanken nicht eingegeben; sie hatten ihn unterdrückt, und sie hatten auch versucht, das Wissen zu unterdrücken, das ich durch ihren Leichtsinn besaß. Ich war ihr Tor zur Erde, und ich sollte dieses Tor nicht wieder verschließen, wie es der junge Soldat getan hatte.
    Ich sah die Fernsehansprache von Eins in meinem Hotelzimmer in Tripolis. Er war stabilisiert. Er lud die ganze Welt ein, das Geschenk des langen Lebens und des Glücks zu feiern. Er war kein schlechter Redner, trotz seines Lispeins und trotz seines Connemara-Akzents.
    Wenige konnten der freundlichen Aufforderung widerstehen: Innerhalb von vierundzwanzig Stunden war ein Großteil der nichtislamischen Welt total betrunken. Und als die Nüchternheit wieder einkehrte, sah sie voller Entsetzen, wie Tausende und Abertausende von rosa Elefanten ringsum aus dem Nichts auftauchten. Sie betrachtete verwirrt die neuen Embleme auf den öffentlichen Gebäuden und geriet in hilflosen Zorn, als die Elefanten damit begannen, die Menschen einzukesseln und aus den Städten zu vertreiben.
    Und ich, der Judas, das Tor der Fremden, war ein Vollidiot. Ich hatte geglaubt, ich könnte ihnen entrinnen, wenn ich in ein islamisches Land reiste. Aber es gab kein Entrinnen. Ein paar Tage unter dem Einfluß der neuen Realität … Die Araber sahen sie auf ihren Bildschirmen, akzeptierten sie als Wirklichkeit – und inzwischen wandern die Elefanten auch hier durch die Straßen.
    Hin und wieder krachen Schüsse. Einige Araber wollen die neue Ordnung nicht anerkennen. Und jetzt ein lautes Schreien. Gedankenexplosion! Ein grauenhaftes Wimmern aus dem Zimmer neben mir. Ein Gewehr poltert auf die Straße hinunter. Ein junges Mädchen stürzt zu Boden und preßt beide Hände an die Schläfen.
    Jetzt spürt der Gedankenstrahl mich …
     
    Originaltitel: »Bottle for the Stars«
    Copyright © 1987 by Paul Campbell
    Aus dem Amerikanischen übersetzt von Birgit Reß-Bohusch

 
Krzysztof Boruń
Toccata
     
    Von den hundertvierunddreißig Teilnehmern der Expedition zum Kugelsternhaufen M 55 kehrten nur drei zur Erde zurück.
    Zweiundneunzig verschlang auf ewig der blaue Dschungel des Planeten Kloto 4. Am dreiundvierzigsten Tag des Aufenthaltes auf diesem Himmelskörper, als es schien, daß den Menschen von den dortigen Mikroorganismen keine Gefahr drohe, starben innerhalb weniger Stunden alle Teilnehmer der Planetenerkundungsmission.
    Zweiundzwanzig Tage später brach unter der Mannschaft des Mutterschiffes eine Epidemie aus. Sie verschonte niemanden, doch hatten diesmal drei Fälle keinen tödlichen Ausgang. Das Virus der klotonischen Lähmung hinterließ jedoch dauerhafte Spuren im Organismus zweier Teilnehmer der unglückseligen Expedition. Das Licht des Kugelsternhaufens M 55 braucht neunzehntausend Jahre bis zur Sonne. Das interstellare Raumschiff durchflog fast die ganze Strecke mit einer Geschwindigkeit knapp unter der Lichtgeschwindigkeit.
    Während die Uhren des interstellaren Raumschiffs Wochen anzeigten, verflossen auf der Erde Jahrhunderte … Für Rost, Mia und Helia dauerte die Expedition zu M 55 fünf Jahre. Für die Erdbewohner vergingen in dieser Zeitspanne dreihundertzweiundachtzig Jahrhunderte. Darüber gaben sowohl theoretische Berechnungen wie auch Veränderungen in den relativen Sternkonstellationen Aufschluß.
    Die ersten Radiosignale aus dem Sonnensystem fing Helia in den letzten Monaten des Abbremsens auf, in einer Entfernung von elf Milliarden Kilometern von der Sonne. Sie erinnerten an telemetrische Meldungen, doch kein Computer konnte ihren Inhalt entziffern.
    Die Beobachtungen und Messungen zeigten, daß in der physischen Struktur des Sonnensystems Veränderungen eingetreten waren, die man nur als Folge bewußten Handelns denkender Wesen erklären konnte. Venus und Merkur kreisten nicht mehr als Einzelplaneten auf ihren separaten Bahnen, sondern waren in einen Doppelplaneten verwandelt, dessen Komponenten wie Erde und Mond um einen gemeinsamen Massenschwerpunkt kreisten. Der Mars hatte vier neue Monde gewonnen, die im eigenen Licht leuchteten. Dafür war in der Nähe der Erde, selbst dann nicht,

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