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L wie Liquidator

L wie Liquidator

Titel: L wie Liquidator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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Hartes, schlug ein paar Purzelbäume und fiel auf den Rücken.
    Der Nebel war verschwunden. Rost fuhr auf, doch bis er den Motor wieder in Gang setzen konnte, sah er mit Entsetzen, daß ein riesiger grauer Felsblock direkt auf ihn zurollte. Er sprang zur Seite. In diesem Augenblick bemerkte er, daß sich ihm von oben eine andere dunkle Gestalt mit wachsender Geschwindigkeit näherte. Wieder sprang er beiseite. Das, was ihm als Felsblock erschienen war, war die Vorderseite eines länglichen Ungeheuers, das lautlos neben Rost dahinhuschte und verschwand. Doch näherten sich ihm noch zwei weitere, von einer Seite und von oben. Es sah aus, als wollten sie ihn zerschmettern. Instinktiv schmiegte er sich im letzten Moment an die Erde. Waren mechanische Ungeheuer imstande, ihn zu erreichen? Es gab immer mehr von ihnen. Sie flogen aus allen Richtungen herbei, die einen im Tiefflug über der Erde, so daß sie Rost fast am Rücken streiften, die anderen höher, als suchten sie nach einem versteckten Opfer.
    Aber war es möglich, daß er, Rost, tatsächlich das Angriffsziel dieser Maschinen war? Langsam beruhigten sich seine aufgewühlten Nerven. Die Blöcke flogen unaufhörlich herum, doch nun begann er eine gewisse Regelmäßigkeit in ihrer Bewegung zu erkennen. Sie bildeten einige Ströme, die in verschiedener Höhe und in verschiedener Entfernung von seinem Standort verliefen. Daß sie es auf sein Leben abgesehen hatten, war offensichtlich eine Illusion.
    »Ein Höhlenmensch auf der Kreuzung großer Verkehrsarterien einer modernen Stadt.« So würde sich Helia sicher ausdrücken, und sie hätte wohl recht gehabt.
    Helia. Wo mochte sie sein? Unter dem Einfluß erschütternder Eindrücke hatte er völlig vergessen, daß er hierher geflogen war, um sie zu holen.
    Er löste die Gurte des Motorflugapparates und begann irgendwohin zu kriechen. Nur um schnell aus der Hölle herauszukommen.
    Ein Höhlenmensch auf der Straße, dachte er wieder voller Bitterkeit.
    »Fürchte dich nicht! Du kannst aufstehen«, hörte er plötzlich die Stimme Helias.
    »Wo bist du?« rief er und blickte sich um.
    »Ganz nahe. Steh auf!«
    Er erhob sich vom Boden. Erst jetzt bemerkte er, daß er sich auf dem Grund eines gigantischen Brunnens befand, dessen Wände aus himmelhohen Gebäuden bestanden. Große graue Blöcke sprangen immer wieder aus den Wänden der Bauwerke und verschwanden auf unverständliche Weise im Innern anderer Gebäude.
    Als jede Minute neben ihm Riesenmaschinen vorbeiliefen, war er nicht fähig, darüber nachzudenken. Die Wirkung war zu stark für sein durch die Krankheit und die letzten Erlebnisse erschöpftes Nervensystem.
    »Wohin soll ich gehen? In welche Richtung?«
    »Siehst du das Gebäude links von dir?« sagte Helia.
    »Ja. Ist es dieselbe … Nadel?«
    »Dieselbe. Sieh aufmerksam hin! Siehst du hoch an der Wand einen dunklen runden Fleck?«
    »Nein. Wo?« unterbrach er sich und rief plötzlich aufgeregt: »Ja! Ich sehe ihn. Jetzt hat er sich gezeigt!«
    »Gut. Versuche, ihn nicht aus den Augen zu verlieren! Und komm! Ruhig, langsam. Es lohnt nicht, sich zu beeilen.«
    Der Fleck, der einer vibrierenden runden Scheibe ähnelte, war nicht groß. Er begann in diese Richtung zu gehen und bemühte sich, nicht darüber nachzudenken, was rings um ihn passierte.
    Was war dieser Fleck? Eine Signalvorrichtung? Ein Wegweiser? Wohl doch nicht.
    In diesem Augenblick wurde ihm bewußt, daß es weder ein Fleck noch eine vibrierende Scheibe war, sondern eine Öffnung. Eine Wandöffnung? Ein Fenster etwa? Nein, es konnte kein Fenster sein. Es war wohl die Mündung einer großen Röhre? Oder eher eines Korridors. In der Perspektive sah er deutlich einen fernen Durchgang des Tunnels. Zu seiner Verwunderung fiel ihm erst jetzt auf, daß das erschreckende Bild der von allen Seiten vorbeisausenden Maschinen verschwunden war.
    Er befand sich jetzt schon im Innern jenes Korridors, der steil in die Höhe führte. Der Korridor war sicher eine Illusion, eine künstlich hervorgerufene, ihm aufgezwungene Halluzination. Das sagte ihm die Vernunft. Doch nach all dem, was er vor einigen Minuten erlebt hatte, schien ihm der lange Tunnel mit seinen polierten Wänden ein gut bekannter, stiller Pfad nach Hause zu sein. Der Ausgang des Korridors war von milchigen Dämpfen erfüllt, doch durchdrang er sie kühn, ohne eine Spur von Furcht.
    Er war wieder in dem Wald, der den Landeplatz umgab.
     
    Mia wartete im Steuerraum vor dem Bildschirm.
    »Wo ist Helia?«

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