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L wie Liquidator

L wie Liquidator

Titel: L wie Liquidator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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ohne ein Wort. Die Sonne stand am höchsten Punkt ihrer Bahn, und der Kampf war immer noch unentschieden.
    Beide Seiten wußten: Hielten sie bis zum Abend aus, so würde sich die Kraft der anderen zermürben, zersplittern, erschöpfen, auflösen. Ja, sie mußten aushalten, aushalten, aushalten! In Namen Jesu Christi, unseres Erlösers, Allah ist Allah und Mohammed sein Prophet.
    Es gab kein Erbarmen.
     
    »Beim heiligen Mumma«, schrie plötzlich der Techniker, »und allem, bei allen Heiligen, Er ist da! Er ist dort unten!«
    »Wo?« Der Historiker eilte zum Bildschirm, der Techniker stellte das Bild schärfer auf den Gipfel des Angriffsturmes ein. »Um Mummas willen«, stotterte er, »Er steht hinter Gottfried von Bouillon, ja das ist Er – alle Biowerte treffen auf ihn zu!«
    Durch Wut verkrampftes Gesicht, rothaarig, rotbärtig, Rüstung, Schild und Schwert, sonst unterschied Er sich in nichts von den anderen Rittern des Abendlandes, die fürs Gottesgrab in den Kampf gezogen waren, überhaupt nicht.
    »Wie konnten Sie Ihn nur verpassen«, heulte Wvf 47 auf, »wie konnte Er hier auftauchen?«
    »Das, was Sie da gerade gesagt haben«, flüsterte der Techniker mit unbewegtem Gesicht, »war ein ungeschickter Versuch, die Schuld mir in die Schuhe zu schieben. Aber das ist Ihr Bier, Verehrtester! Sie haben Nachtdienst gehabt! Sie selbst haben sich freiwillig dafür gemeldet. Und Er muß in der Nacht aus Jaffa gekommen sein, mit dem neuen Schiff, mit dem aus England.«
    Dem Historiker wurde schwarz vor Augen, und im Geist malte er sich aus, wie die ersten Augenblicke des Nichts aussehen mochten, in das er nach seiner Verurteilung eingehen würde. Aber gerade dadurch gewann er seine Fassung wieder.
    »Verzeihen Sie, Sie haben recht, und ich entschuldige mich«, stotterte er Worte, die noch nie einer der Zweiten Kategorie zu einem aus einer niedrigeren gesagt hatte, und starrte dabei verzweifelt auf den jungen anglofränkischen Adeligen, als ob er ihn zwingen wollte, sofort die gefährliche Stelle zu verlassen und die Karriere des vielversprechenden Historischen Untermanipulators des Galaktischen Rates nicht mit dem Nichts zu bedrohen.
    »Blockade!« röchelte er. »Lassen Sie auf Ihn die hypnotische Blockade nieder!«
    »Ausgeschlossen«, antwortete der Techniker scharf. »Er ist im exaltierten Zustand seiner heiligen Begeisterung. Und darüber hinaus, du liebe Zeit, wenn ich Ihn jetzt einfach einschlafen lassen, so liquidieren Ihn doch sofort Iftikars Soldaten, oder Er fällt womöglich in seiner Betäubung vom Turm herunter. Und wenn ich Ihn hypnotisch dazu zwinge – das heißt: zwingen könnte –, den Turm zu verlassen, so erschlagen Ihn seine Mitstreiter als mutmaßlichen Feigling und Verräter an der Heiligen Sache!«
    »QiQ 51«, stöhnte der Historiker mit merkwürdig dumpfer Stimme auf, »machen Sie, was Sie wollen, aber retten Sie Ihn! Retten Sie Ihn, oder A1A1A1 schickt uns beide ins Nichts! Retten Sie Ihn, beim heiligen Mumma, oder wir sind beide erledigt!«
    »Ich mache, was ich will«, antwortete der Techniker und sah den Historiker rätselhaft an. Dann preßte er die Lippen zusammen, und wendete vorsichtig das Raum-Zeit-Schiff nach rechts.
    »Ja!« setzte er mit einem wütenden Ausdruck im Gesicht hinzu, der in merkwürdiger Weise dem Ausdruck des rotbärtigen Adeligen auf dem Angriffsturm ähnelte. »Seien Sie versichert, daß ich mache, was ich will, und daß ich Ihn wirklich retten werde! Aber wenn ich Sie mit aller Ehrerbietigkeit bitten darf, so begeben Sie sich jetzt in Ihre Kajüte, und flennen Sie nicht hier auf der Brücke herum!«
    »Ich gehe nicht!« schrie der Historiker, »denn ich will wissen, was Sie eigentlich machen werden, aber«, fügte er mit gebrochener Stimme hinzu, »ich werde nichts, aber gar nichts dagegen einwenden, was immer Sie auch tun.«
    Der Techniker nickte schweigend.
     
    Das Wasser ging zur Neige, und die feuchten Ledertücher, mit denen man bisher das Feuer erstickt hatte, trockneten aus. Und immer neue Feuertöpfe fielen auf die gepichten Balken des Turmes, das unheilverkündende Rot der Glut begann die Fugen entlangzukriechen. Das Geprassel der kleinen Flämmchen nahm immer mehr zu.
    Nein, nichts Ähnliches hat bisher der rotbärtige Adelige erlebt, nie vorher. Sicher, auch zu Hause ging es um den Hals, aber im Grunde waren es edelsinnige Duelle, die nur aus Zufall mit dem Tod endeten. Aber hier? Hier tobte der Kampf, wütender, rasender Kampf mit dem Ziel der

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