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L wie Liquidator

L wie Liquidator

Titel: L wie Liquidator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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Wahrscheinlich würden die Heiler ein paar Blockaden in ihrem Geist anbringen und sie dann einfach wieder an die Arbeit schicken. Konservatoren gab es zu wenige, als daß man auf sie hätte verzichten können.
     
    Onno setzte seine Atemmaske auf und schlenderte durch die Luftschleuse nach draußen. So früh in der Geschichte betrug der Sauerstoffanteil der Luft nur 7 Prozent und der Mensch mußte zu Hilfsmitteln greifen.
    Die Basis wurde durch Wände aus durchsichtigem Kunststoff geschützt, die durch Kohlenstoff-Fasern verstärkt und einen halben Kilometer hoch waren. Der nahe Mond ließ den Ozean zu Flutwellen ansteigen, die so gewaltig waren, daß sie ganze Kontinente überspülten.
    Der Boden zitterte, kam drei Sekunden lang zur Ruhe und bebte dann erneut.
    Er fühlte ein unbestimmtes Mitleid mit den skelettlosen Wesen, die in den Ozeanen eine blühende Ökologie aufgebaut hatten. Die Flutwellen hatten ihre Städte aus zähem Schleim auseinandergerissen und sie als brodelnden Schaum über die Wüsten des Inlandes geschmiert.
    Wieder so ein himmelschreiendes Unrecht, das niemals rückgängig gemacht werden durfte: das Leben hatte umsonst eine intelligente Rasse geschaffen, und es würde zwei Milliarden Jahre dauern, bevor es wieder eine solche Leistung zustande bringen würde.
    Er nahm seine Atemmaske ab und atmete die Luft ein: Salz, ein vager Ammoniakgeruch. Bei der nächsten Windbö mußte er würgen. H 2 S, eine brodelnde Welt voller verwesender Eier.
    Am Horizont entdeckte er eine neue Rauchwolke. Zwölf aktive Vulkane in einem Umkreis von sechzig Kilometern – nicht gerade das Richtige für einen gesunden Abendspaziergang.
    Sein Pulssender piepste. Er drückte den Empfangsknopf.
    »Strafversammlung um 1100«, sagte die freundliche Stimme des zentralen Organs. »Bestätige.«
    »Onno de Feyter«, antwortete er. »Ich komme.«
     
    Das zentrale Organ stammte aus dem letzten Jahrhundert, das noch von den Konservatoren verwaltet wurde. Nach 161.783 A.D. wurde die Erde aus unbekannten Gründen nicht mehr von Menschen bewohnt, und die Jurisdiktion der Konservatoren ging in andere Hände bzw. Tentakel (oder waren es Klauen?) über.
    C.O. war groß für einen Menschen, 6 Meter, und seine Spinnenarme endeten in zehn kleinen Fingerchen, die sich unentwegt wanden. Er ließ sich auf Hände und Füße nieder, damit sich sein Gesicht auf einer Höhe mit dem seines Untergebenen befand. Er lächelte. Grünumrandete Atemspalten öffneten sich an seinem breiten Hals, während seine Lippen sich zu einer Linie aufrollten, die bis weit über die Ohren reichte.
    »Ich habe gute Neuigkeiten. Unsere Geschichte ist jetzt bis 1768 stabilisiert. Illegale Eingriffe vor diesem Zeitpunkt sind nicht mehr zu erwarten. Das Territorium unserer Gruppe erstreckt sich bis 2385. In dieser Zeitspanne wird es nur zu zwei Versuchen kommen, den Lauf der Geschichte abzuändern. An einem wird schon gearbeitet: Konservator Spalding wird uns in neun Sekunden über die erste Korrektur Bericht erstatten.«
    Er trat zur Seite, wie stets Meister im Timing, und Konservator Spalding materialisierte sich auf dem Podium. Spalding stieg aus seiner Zeitmaschine, strich sich über sein kurzes graues Haar und warf einen Blick auf seinen Chronometer.
    »Guten Abend, Freunde.« Sein Latein hatte eindeutig einen Cockney-Akzent. »Ich muß sagen, es ging schnell, erstaunlich schnell, möchte ich meinen.«
    »Vielleicht können Sie uns etwas über die Hintergründe erzählen?« fragte C.O., der über den Vorgang mit Sicherheit besser informiert war als der Agent selbst.
    Spalding nickte. Seine stoppeligen Unterkinne wippten auf und ab. Er strich sich wieder über sein borstiges Haar und ließ seine Hand dann abrupt sinken. »Ich kann mich einfach nicht daran gewöhnen, keine Perücke zu tragen. Fühlt sich irgendwie unanständig an.
    Also gut, die Hintergründe. Natürlich. 1768. Eine Anzahl britischer Kolonien auf dem amerikanischen Kontinent versucht, sich zusammenzuschließen. Der Plan entsteht, sich vom Mutterland unabhängig zu machen. Wie ihr wißt, führt das zu nichts, wegen interner Streitereien und ähnlichem, und Amerika erhält 1953 den Status eines unabhängigen Dominion mit einem selbstgewählten Gouverneur – bekannte Tatsachen für jeden, der sich mit der Periode nach 1600 beschäftigt hat.«
    Spalding streckte eine Hand aus. Ein Glas Whiskey erschien zwischen seinen gekrümmten Fingern. Er trank es in einem Zug leer. »Das ist etwas, das mir sehr

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