L wie Liquidator

Titel: L wie Liquidator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke

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runtergeklappt. Also ist der da in der Nacht gestorben. Die Uniform ist grau, die Haut schwarz. Ein Concom. Der erste Feind, den ich zu Gesicht bekomme. Hoffentlich sind alle Concoms, denen ich begegne, auch schon so tot.
    Der Wanst stapft kommentarlos daran vorbei, aber dabei lächelt er so ganz leise vor sich hin. Stancato geht rasch um das Ding herum, schaut kaum hin, bleibt ganz unberührt. Bloß eine neue Kulisse für Stancato, unseren überlegenen Mister Cool. Während die beiden weitergehen, bleibe ich neben dem Ding stehen.
    Wegen des Nachtvisiers kann ich das Gesicht nicht sehen. Und mir wird plötzlich klar, daß ich das ja auch gar nicht will. Wer, verdammt noch mal, war das da? Und wieviel hat er dafür hinblättern müssen, für das zweifelhafte Vergnügen, hier draußen verfaulen zu dürfen? Irgend etwas zwingt mich plötzlich, diesen Körper, dieses tote Fleisch zu berühren. Ich bin entsetzt darüber und unterdrücke den Impuls. Aber ich starre immer weiter auf das Ding da vor mir.
    Und auf dem toten Körper bewegt sich etwas. Ich schaue hin und bin wie gelähmt. Und dann muß ich mich plötzlich in einem dicken Strahl übergeben. Röchelnd und überall hinkotzend, wende ich mich ab. Irgendwie ist es mir gelungen, nicht auf die Leiche zu kotzen.
    Als es vorbei ist, steht Stancato vor mir und lächelt mit schmalen, verspannten Lippen. »Ganz ruhig, Andy!« sagt er und stützt mich mit einem Arm ab, ganz der starke Mannskerl. »Das ist doch bloß ’ne Made. Die tut dir schon nichts.«
    Nur eine Made. Nur eine Made! Mein Gott, wie ich den Kerl hasse! Ich beiße die Zähne zusammen, reiße mich aus seinem Griff los und renne mit langen Schritten zurück ins Dickicht.

    Wir stießen auf drei weitere von unserer Truppe, und jetzt sind wir alle beisammen. Ich kann mich nicht erinnern, sie im Hubschrauber gesehen zu haben, aber sie müssen ja wohl auch mit dabei gewesen sein. Ich habe aber nicht den Eindruck, daß sie uns viel nützen werden. Zwei durchwachsene muskelbepackte Ochsen und ein dürres Wiesel, die haben wir dazugekriegt. Aber das Wiesel trägt Veteranenabzeichen.
    Und jetzt redet er mit dem Wanst, ganz verstohlen und flüsternd, und schaut sich die ganze Zeit dabei um. Die zwei sehen absolut irre aus, fast wie Dick und Doof in Uniform. Der Wanst und das Wiesel. Und auf solche Typen soll ich mich verlassen? Die sollen mich hier heil wieder rausbringen? Scheiße! Das Wiesel sieht aus, als könnte er kaum über die Straße kommen, ohne angefahren zu werden. Ein langes verquetschtes Gesicht voller Aknenarben. Nicht unbedingt die Idealvorstellung von einem Kämpfer. Aber vielleicht sehen wirkliche Soldaten gar nicht so aus wie die im Kino. Vielleicht sind die häßlichsten Kerle die besten Killer. Mist! Aber Stancato wird sich ganz schön bepißt vorkommen, wenn er das je rausfindet. Der muß doch immer und in allem der Supermann sein.
    Der Wanst schaut zu uns herüber und wedelt mit der Hand. »Wir haben da was«, sagt er. »Granattreffer drüben im östlichen Sektor. Gewehrfeuer. Jim sagt, ein paar von unsern Jungs sind dort von den Concoms festgenagelt worden. Also gehen wir jetzt und holen sie raus!« Sagt er und grinst.
    Wir laufen im Joggertrab, schieben Zweige vor dem Gesicht weg und platschen durch Matschpfützen. Der Wanst glüht vor Eifer. Ich habe eine Heidenangst. Auf was hab ich mich da bloß eingelassen! Wohin gehen wir? Ich will weg von hier. Das ist doch der reine Wahnsinn. Die Hand, mit der ich mich an mein Gewehr klammere, zittert. Gleich werde ich wieder kotzen müssen.
    Der Krieg rollt über uns hinweg.
    Einer von den Bullenbubis vor mir stolpert plötzlich, und dann knattert es rings um uns herum los. Der Junge stürzt, sein Kopf verrenkt sich grotesk, sein Gewehr wirbelt in eine Schneewächte. Auf seiner Brust bricht eine blutrote Blume auf. Tot, denke ich, der ist tot. Wir wissen nicht, woher der Schuß kam.
    »Ein Heckenschütze!« kreischt der Wanst. »Deckung! Runter mit euch, in Deckung!«
    Und dann ist er verschwunden, einfach so da drunten weggetaucht. Und die anderen verschwinden auch. Nur ich bleib da, über die Leiche gebeugt stehen, glotze dumm blinzelnd, entschlußunfähig, starr vor Entsetzen auf sie hinunter. Dann kracht wieder ein Schuß, und dann eine ganze Kaskade von Schüssen. Ich höre sie um mich herumzischen, aber ich fühle mich seltsamerweise ganz in Sicherheit. Die Kugel, die für dich bestimmt ist, hörst du nicht, sagen sie einem immer.
    Dann packt