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L wie Liquidator

L wie Liquidator

Titel: L wie Liquidator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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einen Blick auf deine geheimen Instrumentenanzeigen! Entscheide, ob ich klar genug bei Verstand bin, um mich um diesen Fall zu kümmern! Aber wenn du dich positiv entscheidest, solltest du auch die Verantwortung tragen! Denn es wird jedesmal schwerer. Ich verliere immer mehr die Beziehung dazu.
     
    Doch Doktor Cardozo beobachtete gar keine geheimen Instrumentenanzeigen. Statt dessen stellte er eine Interkomverbindung ins Vorzimmer her. »Nun, Sharon?«
    Miß Farber – alias Sharon Farber, Medizinische Abteilung, Doktor der Psychiatrie. Und sie warf einen Blick auf Skalen und Leuchtdisplays. Gleichzeitig analysierte sie alle noch so unwichtig erscheinenden Einzelheiten der »Plauderei« mit Daemon. »Er hat fast die kritische Grenze erreicht.«
    »Was bedeutet das?«
    »Er steht dicht vor einem klassischen Märtyrerkomplex. Miß Trimbles Bericht gibt mir zu denken.«
    »Das ist schlimm. Wir können keine Märtyrer gebrauchen – sie neigen dazu, sich zu opfern, anstatt zu helfen.«
    »Ich sagte: fast. Noch ist er nicht soweit, und er könnte sich sogar fangen – mit ein wenig vorsichtiger Unterstützung. Er braucht eine Intensivierung der zwischenmenschlichen Kontakte. Ich würde mich in dieser Hinsicht gern selbst zur Verfügung stellen, aber Frank wäre bestimmt dagegen.«
    Doktor Cardozo nickte. »Ich werde sehen, was sich machen läßt, um ihm die Arznei zu geben, die Sie ihm gerade verschrieben haben. Aber wie sollen wir uns jetzt verhalten?«
    »Als Mensch ist er ein gefühlsmäßiger Krüppel. Aber was E-Amt angeht, läßt sich eine derartige emotionale Verstümmelung nicht nur akzeptieren: Sie ist sogar erforderlich. Er wird stark belastet werden, sicher – aber dem Druck noch nicht nachgeben.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja. Ich zeichne alles auf, und in ein paar Minuten haben Sie meinen offiziellen Bericht auf dem Schreibtisch.«
    »Danke, Sharon.« Doktor Cardozo schaltete ab.
     
    Die Stahlblende glitt wieder nach oben, und Doktor Cardozo half Timothy aus der Installation. »Wie lautet die Entscheidung?« fragte Daemon und fürchtete die Antwort.
    »Keine Rekonvaleszenz notwendig.«
    »Also beginnen wir«, brummte Timothy. »Ist er bei Bewußtsein?«
    Doktor Cardozo verzog das Gesicht. »Nein.«
    Phantom! Jedesmal wird die Verlockung größer! Jedesmal wächst die Faszination der Verbindung – und das Gefühl, ohne einen festen Kontakt bliebe alles unvollständig und sinnlos! Phantom! Wenn es so weitergeht, besteht bald der einzige Ausweg nur noch im Tod! Timothy begann zu zittern. Schweiß tropfte ihm in die Augen, und er mußte mehrmals zwinkern.
    »Wir haben ein gutes Profil von ihm«, fuhr Doktor Cardozo rasch fort. Er verstand den inneren Schmerz Daemons nur zu gut – aufgrund seiner Beförderung wurde er selbst nicht mehr direkt als Arzt tätig, und eine sechsmonatige Intensivtherapie war notwendig gewesen, um ihn nach dem Abwenden vom Phantom nicht überschnappen zu lassen. »Die Leute von der Investigationsabteilung hatten wie üblich nicht viel Zeit. Aber Mohr ist so etwas wie eine Berühmtheit. Die Medien konnten uns ausführliches Informationsmaterial zur Verfügung stellen.«
    »Und worin besteht es?«
    »Aus einem vollständigen Lebenslauf: Ergebnisse psychologischer Untersuchungen in der Armee, Zeugniskopien von den verschiedenen Schulen, Angaben über seine Karriere als Rallyepilot und Interviews mit seiner Frau, einem älteren Bruder und einem Kollegen. Ich fürchte, Sie werden ganz schön Kopfschmerzen bekommen.«
    »Wurde alles programmiert?«
    Doktor Cardozo kontrollierte die Anzeigen der in den Schreibtisch integrierten Geräte und nickte. »Der Einsatzraum ist bereit.« Nach einem kurzen und fast peinlichen Zögern fügte er hinzu: »Ich schätze, das wär’s. Viel Glück, Daemon!«
    »Danke. Leiten Sie selbst die Überwachung?«
    »Nein. Dafür habe ich derzeit zu viel zu tun. Ich nehme mir morgen die Aufzeichnung vor.«
    Daemon nickte und begab sich in den Einsatzraum. Tür folgt auf Tür, und jede bringt mich dem Unheil näher. Ein Labyrinth, in dem das Phantom auf mich wartet.
    Der Einsatzraum war eine Sphäre der Elektronik, und wieder einmal kam sich Timothy hier wie ein organischer Eindringling vor. Alles um ihn herum glänzte in weißen und silberfarbenen Tönen. Fluoreszenzflächen glommen matt, und Sensoren und Dioden blinzelten ihm wie vergnügt zu. Leise summten die Instrumentenblöcke. Das Klacken der Absätze Timothys auf dem Boden klang wie ein Trommelwirbel, der

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