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L wie Love

L wie Love

Titel: L wie Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Haworth-Attard
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übertönenden Stimmen, die von Tante Annes schrillem Gelächter getoppt wurden (eine Hyäne ist nichts dagegen), bekam ich solche Kopfschmerzen, dass ich mir eine kurze Auszeit im Garten genehmigen wollte. Um zur Hintertür zu gelangen, musste ich unglücklicherweisedurch die Küche, und schon setzte ein anderes Sonntagsritual ein – der Sprachunterricht.
    Jeden Sonntag fragte uns Tante Connie maltesische Vokabeln ab. Wir lernten aber nie etwas Neues, weil sie immer dieselben Fragen stellte.
    »Wer bin ich?«, wollte Tante Connie wissen.
    »Zija Connie«, antwortete ich.
    »Wer ist das?«, fragte sie dann und zeigte auf ihren Mann Mario.
    »Ziju Mario«, antwortete ich folgsam.
    Vielleicht weiß sie wirklich nicht, wer dieser behaarte, kleine Kerl ist, der ihr überallhin folgt.
    Wie immer freute sie sich über meine Antworten und umarmte mich, als hätte ich etwas Großes vollbracht. Ich löste mich aus ihrer Umklammerung und ging in den Garten.
    Manchmal wünschte ich mir, im Leben gäbe es auch Werbepausen wie im Fernsehen. Zeiten, in denen man sich etwas zu trinken oder eine Tüte Chips holen oder aufs Klo gehen und dann wieder in sein Leben zurückkehren kann.
    Mein Atem bildete weiße Wölkchen und wegen der feuchten Kälte musste ich mich tief in meinen Mantel einhüllen, aber das war mir egal. Hier war es ruhig.
    Der Garten von Tante Grace sah herbstlich trüb aus. Die Bäume schienen nur aus vertrockneten frostbraunen Ästen zu bestehen, an denen schwere Wassertropfen hingen. Das passte genau zu meiner Stimmung.
    Biff machte mir wirklich zu schaffen. Ich stapfte grübelnd durch Tante Graces Garten. Schließlich kam ich zu dem Schluss, dass ich wütend auf sie war. Es war nicht nur ihre mangelnde Sorge um mein Wohlbefinden. Warum ermutigte sie Phillip, ständig mit uns herumzuhängen? Sie wusste doch, dass ich mich mit ihr auf dem Schulweg einzig und allein über AAA unterhalten wollte. Und das ging nicht, solange Phillip in unserer Nähe war. Vielleicht stimmte ja etwas nicht mit mir? Warum wollte Biff keinen Freund haben? Oder gab es vielleicht doch jemanden, für den sie schwärmte? Nein, wohl eher nicht, das hätte sie mir verraten.
    Vor einer Statue der Jungfrau Maria blieb ich stehen. Im Sommer sprudelte Wasser aus ihren Augen. Aber das ist Absicht. Sie ist nämlich ein Springbrunnen und keine religiöse Wunderstatue, die weint und zu der die Leute von Weither kommen.
    Der ernste Gesichtsausdruck der Jungfrau verbesserte meine Laune nicht gerade und so ging ich zurück in die Küche. Mein Magen knurrte.
    Nanna und die Tanten flitzten mit dampfenden Pasta-, Gemüse- und Fleischplatten zwischen Küche und Esszimmer hin und her. Mom saß, die Beine auf einem Hocker, am Tisch und aß genüsslich Spinat aus einer Salatschüssel. Da sie »in anderen Umständen« war, musste sie nicht helfen.
    Nannu setzte sich neben sie. Die anderen Männer hockten im Wohnzimmer und sahen Sportschau, doch Nannu sagte, er zöge die Gesellschaft von Frauen vor.
    Da mischte sich Nanna ein. »Er nennt uns kopflose Hühner. Aber neulich war er es, der die Post nicht gefunden hat. Hat sie in den Kühlschrank getan. Kühlschrank!«
    »Oh, Pa«, kreischten die Tanten. Sie scharten sich um ihn und bedeckten ihn mit Küssen. Alle außer Mom.
    Sie sah Nannu mit gerunzelter Stirn an, der einen Arm um mich legte und mich drückte. »Inhobbok.«
    »Ich liebe dich auch«, antwortete ich.
    Und langsam verflog meine schlechte Laune.
    Ich werde mich bessern, versprach ich Gott auf der Stelle. Ich werde Biff anrufen, sobald wir zu Hause sind. Dann erzähle ich ihr auch von dem Baby.
    »Was ist das?« Nanna hatte den Ausschlag auf meinen Armen bemerkt.
    Ich zeigte Mom die Pusteln und sie war entsetzt. An ihrem Gesichtsausdruck sah ich, dass sie Schuldgefühle hatte: Eine gute Mutter hätte einen hässlichen, roten, blasigen Ausschlag sofort bemerkt. Mom wurde ganz weinerlich (die Hormone, meinten die Tanten), und ich sagte ihr, sie solle sich keine Sorgen machen. Nannu und Nanna wollten mich am nächsten Tag nach der Schule in die Polyklinik fahren, damit Mom sich nicht freinehmen musste.

Biff und ich sind wieder Freunde.
    Kaum war ich am Sonntagabend zu Hause (ein echtes Abenteuer, Nannu war falsch herum in eine Einbahnstraße gefahren und Nanna und Mom hatten wie am Spieß gekreischt), hatte ich mit ihr telefoniert und ihr von Boo-Boo erzählt. Sie war total begeistert.
    Und heute Morgen, Wunder über Wunder, wartete Phillip nicht an der

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