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Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Titel: Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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erzählt?
    Sie wusste es nicht, aber der Ratschlag klang logisch, denn wenn sie an jeder Abbiegung die Richtung wechselte, war die Gefahr groß, dass sie sich verirrte.
    Also dann nach rechts.
    Mary folgte dem Gang mit müden Schritten, die Stimme ihres Bruders hatte sie schon länger nicht mehr gehört. Plötzlich hielt sie inne und starrte auf den Boden.
    Dort lag ein Messer.
    Bedrohlich wirkte es. Die Klinge schimmerte matt im Licht. Sie erkannte es sofort.
    Kathys Messer. Damit hat sie mich befreit.
    Mary hob das Messer auf und betrachtete es. Schwer und kalt lag es in ihrer Hand. Sie sah die eingetrockneten Blutspuren auf der Klinge, ein Schauer lief ihr über den Rücken. Es gab nur eine Erklärung für das Messer, hier an diesem Ort.
    Kathy war zurück. Irgendwie hatte sie überlebt. Der Kampf um die Tore würde erneut beginnen. Allen und allen voran Kathy war ohnehin klar, dass sie, Mary, die Schwächste der Gruppe war.
    Aber warum hat sie mich dann in der letzten Welt gerettet?
    Warum sie das getan hatte, war Mary immer noch ein Rätsel, aber Kathy war wie der Wind, er konnte jederzeit umschlagen. Wer wusste schon, was in ihrem Kopf vorging? Wenn Mary nur an die andere dachte, spürte sie die Würgemale auf ihrem Hals, die Kathy ihr beigebracht hatte.
    Kathy ist verrückt, sie wird mich finden und umbringen. Und die anderen sind diesmal nicht da, um mich zu beschützen.
    Die Worte hallten wieder und wieder in ihre Gedanken.
    Kathy wird mich finden und umbringen.
    Mit jedem Mal war Mary mehr und mehr davon überzeugt, dass es so kommen musste. Eine andere Möglichkeit gab es für sie nicht: Kathy wird mich finden und umbringen.
    Mary schluckte. Alle hielten sie für schwach, als ob sie nichts aushalten könnte. Sie hatte schon viel zu viel erlitten. Diesmal würde es anders laufen. Mary biss die Zähne aufeinander und umschloss das Messer mit ihrer Hand.
    Zwar bin ich diesmal allein, aber ich bin bewaffnet. Ich werde dich zuerst finden. Und dann wirst du schon sehen, du Biest.
    Mary richtete sich auf. Irgendwo in diesem Labyrinth war ihre Feindin.
    Die Jagd konnte beginnen.

L eón hatte Mischa schnell in Sicherheit gebracht, als die Wände aus dem Boden kamen, um erneut einen abgeschlossenen Raum um sie herum zu bilden.
    Nach den anderen zu suchen, dafür war keine Zeit geblieben, denn zuerst musste er das Blut stillen, das unaufhörlich aus Mischas Hinterkopf sickerte. León presste ein Stück Stoff von Mischas Hemd auf die Kopfwunde. Er hoffte, dass er so die Blutung würde stoppen können.
    Nun saß er auf dem nackten Boden und Mischas Kopf ruhte in seinem Schoß. Der Atem des blonden Jungen war kräftiger geworden. Doch er war blasser denn je. Er atmete ruhig und gleichmäßig, aber er erwachte nicht.
    León rief leise seinen Namen, bat ihn aufzuwachen, aber die Lider des anderen blieben geschlossen. Im Versuch, nicht den Mut zu verlieren, hob León den Kopf und betrachtete die Zahlen, die unablässig über die Wände huschten, ohne ihm zu verraten, wie er ihr Rätsel lösen konnte.
    Warum habe ich Mischa nicht besser zugehört, als er mir die Sache erklärt hat?
    Aber natürlich wusste León, dass diese Rätsel für ihn unlösbar waren, egal, wie oft er ihm das System erklärt hätte. Selbst Mischa hatte am Schluss mehrere Minuten gebraucht, um eine weitere Tür zu öffnen.
    Was mache ich jetzt?
    Es gab nichts, was er tun konnte. Nur warten, dass zwei Möglichkeiten eintraten: Entweder erwachte Mischa und brachte sie hier raus oder die Wände verschwanden wieder im Boden und er würde Mischa weiterschleppen, zu den Toren oder zu den anderen. Mischa zurückzulassen, kam für ihn nicht infrage. Zusammenhalt bedeutete alles, so viel hatte er hier inzwischen gelernt. Erst wenn alle Hoffnung verloren war, würde er sich allein durchschlagen, so wie er es noch vor wenigen Tagen in der Steppe verkündet hatte. Mischa war der Einzige, der von seiner Gang übrig war, und niemals ließ man jemanden aus der Gang im Stich.
    Er seufzte. So oder so waren ihre Chancen schlechter geworden. Vermutlich verdiente er es nicht anders. Nein, er wusste, er verdiente genau das hier. Dies war seine Strafe, davon war León mittlerweile überzeugt. All das hier war seine Buße für den Tod des Jungen, den er erschossen hatte.
    In einem anderen Leben, in einer anderen Zeit.
    Da waren Bilder. Verzerrt. Undeutlich. Aber er sah sie vor sich, deutlich.
    Und dann war er dort.
    Er spürte die flimmernde Hitze über Asphalt, der niemals

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