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Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Titel: Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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Gewissheit nahm. Aber hier und jetzt wusste er: Mit Mary spielte Zeit keine Rolle. Nur dass sie zusammen waren.
    Er nahm eine Haarsträhne in die Hand und spielte damit. Ihr Haar roch nach Sommer, nach Unbeschwertheit, nach Freiheit. Nach allem, wonach er sich sehnte.
    Sie hatte die Augen geschlossen, lächelte, ihre Lippen waren leicht geöffnet.
    Sein Atem schien sie zu kitzeln, denn sie kicherte. Dann flüsterte sie: »In uns liegt die Kraft, weißt du? Wir müssen sie nur finden.«
    León nickte, ohne zu verstehen, was sie meinte. Denn sein Blick hing an ihren Lippen, während sie die rätselhaften Worte formten, die in diesem Moment so viel Sinn zu ergeben schienen.
    León schloss die Augen und seine Lippen fanden Marys. Dann versank die Welt um ihn herum in ihrem Kuss.
    Plötzlich war der Moment vorüber. Etwas hatte alles zerstört und schlagartig kam er wieder zu sich. Mischas Gesicht war ganz nah, direkt vor seinem Gesicht. Zuerst verstand er nicht, aber dann wurde ihm bewusst, was geschehen war. Mit einem wilden Aufschrei stieß León den anderen weg.
    Mischa fiel nach hinten, war aber sofort wieder auf den Beinen. León sprang ebenfalls auf, nun hellwach. Kein Traum war so real, dass man ihn auf seinen Lippen schmecken konnte. Vor seinen Augen tanzten rote Lichter und Wut erfüllte ihn. Wut, die nur mit Blut gestillt werden konnte. Stumm stürzte sich León auf Mischa. Seine Faust traf mit dem ersten Schlag. Mischa wurde gegen die Wand geschleudert und blieb für einen Augenblick dort liegen.
    In León tobte ein Sturm. Den Schmerz in seiner Faust nahm er kaum wahr und er ließ seine Knöchel knacken, während Mischa sich wieder aufrichtete. Verletzt und verwirrt schaute er León an. Aus seiner Nase floss hellrotes Blut. Er machte einen Schritt auf León zu.
    »Komm mir nicht zu nahe«, knurrte León.
    Mischa hob die Hand, beschwichtigend vielleicht, vielleicht um ihn erneut zu berühren. León stürmte mit gesenktem Kopf auf Mischa zu, doch dieser parierte seinen Angriff, indem er sich zur Seite drehte und Leóns Oberkörper umklammerte. Fast erstaunt über Mischas Verteidigung versuchte León, sich von ihm wegzustoßen. Mischa sollte nicht glauben, dass er ihn einfach berühren durfte. Keiner durfte das, keiner.
    Doch er hatte keine Chance. León versuchte, sich aus Mischas Griff um seinen Oberkörper zu befreien. Die beiden wanden sich stumm, aber keiner der beiden bekam die Oberhand. Da holte León mit seinem Kopf aus. Mit aufeinandergebissenen Zähnen rammte er Mischa seinen Schädel an die Schläfe. Eine Methode, die immer funktionierte und seine Gegner meist völlig unvorbereitet traf.
    Und tatsächlich. Keuchend warf sich Mischa nach hinten und stieß im selben Moment León von sich. Leóns Rücken krachte auf den Boden und der Schmerz presste ihm für einen kurzen Moment die Luft aus den Lungen.
    Grimmig schaute er zum anderen. Seine Hände öffneten und schlossen sich krampfhaft. Sein ganzer Körper zitterte. Er hatte sich auf die Zunge gebissen, wütend spuckte er auf den Boden zwischen ihnen aus.
    Er wollte sich aufrappeln, aber da war Mischa schon über ihm. Mit jedem Schlag wurde das Rauschen in seinen Ohren lauter.
    Schlag um Schlag donnerte auf ihn herab und León war voll damit beschäftigt, Mischas Schläge gegen seinen Kopf abzuwehren. Doch die Schläge wurden schwächer und León wusste, der Zorn, der in ihm tobte, gab ihm Kraft. Nicht nur, um die Schläge zu ertragen, denen er nicht ausweichen konnte. Sondern auch, um im richtigen Moment den einen, letzten Schlag zu landen.
    Sich nicht mehr auf den Beinen haltend, lag Mischa nun in voller Länge auf ihm. Ekel und Zorn schwappten über León zusammen und mit einer fast übermenschlichen Anstrengung stieß er Mischa zur Seite. Keuchend, aber ohne einen Ton, lagen die beiden nebeneinander.
    Doch die Pause währte nur kurz.
    Langsam erhoben sich beide vom Boden. León sah sein Blut auf den weißen Wänden, auf dem Boden. Die hellroten Schlieren waren überall. Die Blutlache, in der Mischa noch vor wenigen Stunden nach seinem Fall gelegen hatte, hatte dagegen eine dunkle Färbung angenommen. León bemerkte, dass sich Mischas Wunde am Hinterkopf wieder geöffnet zu haben schien. Seine rot unterlaufene Nase stand schief in seinem Gesicht.
    Mit zitternden Beinen lehnte sich Mischa gegen eine der Wände. León spürte das Adrenalin in seinem Inneren toben. Mit der Zunge fuhr er über seine brennenden Lippen. Er schmeckte Blut. Doch er spürte

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