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Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Titel: Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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heißen?!«
    Jeb musste sich an der Wand neben der Tür abstützen, um vor Hitze nicht umzukippen. Das hier war eindeutig zu viel des Guten. Da spürte er, wie Jenna ihm leicht ihre Hand auf die Schulter legte, dann sagte sie leise: »Ich glaube, es heißt, dass keiner von uns zu Hause angekommen ist. Dass es noch nicht vorbei ist.«
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Mary mit erstaunlich fester Stimme.
    »Wir gehen ihr nach«, sagte Jeb sofort. Die Sache mit Fernandos Verletzung war nur wieder eines dieser unerklärlichen Rätsel, er beschloss, später darüber nachzudenken. Falls ihm die Zeit dafür blieb. »Ich brauche Wasser und vielleicht gibt es da drin ein Telefon.«
    Warum er beim Anblick eines Hauses sofort an ein Telefon dachte, konnte er selbst nicht erklären, irgendwie war ihm der Gedanke gekommen, obwohl er nicht wusste, wen er anrufen sollte. Er erinnerte sich nicht, ob sein Vater ein Telefon besaß. Schon gar nicht an eine Telefonnummer oder jemand anderen, den er anrufen konnte. Den anderen schien es ähnlich zu gehen, denn sie sahen ihn ratlos an.
    »Wen sollte ich anrufen?«, sagte Mary. »Ich erinnere mich nicht mal an meinen Nachnamen.«
    León strich mit einer Hand über seinen Schädel. »Gute Frage, aber wir sollten es versuchen. Vielleicht fällt uns wieder ein, wer wir sind und woher wir genau kommen.«
    Jeb glaubte selbst nicht so richtig daran, sie hatten es bis jetzt nicht herausgefunden, warum sollte es plötzlich anders sein. Die Sache mit Fernandos Verletzung – er hatte doch mit eigenen Augen gesehen, wie Fernando angeschossen wurde, er hatte gesehen, wie geschwächt er war! Wieso blutete er nicht?! – hatte nur wieder einmal bestätigt, dass sie immer noch gefangen waren. Und das machte Jeb Angst. Und wieso erinnerten sie sich zwar mittlerweile an mehr Details aus ihrem früheren Leben, an persönliche Dinge und Ereignisse? Aber warum waren keinem von ihnen konkrete Daten oder Fakten in den Sinn gekommen? Niemand wusste, woher genau er stammte. Wie die Straße hieß, in der er wohnte. Jede Form von Daten war aus ihren Gehirnen gelöscht worden, der Rest waren Erinnerungen und Bilder, die wild durcheinanderwirbelten. Bilder, die ihn beunruhigten. Weil sie von seiner Schuld sprachen. Nein, einfach würde es nicht werden, aber er wollte etwas tun, damit er mehr über sich erfuhr.
    »Okay, gehen wir rein«, meinte León. »Sie hat schließlich die Tür offen gelassen, das kann man durchaus als Einladung verstehen.«
    Jeb grinste und entspannte sich ein wenig. Er ging als Erster die Stufen hoch. Mit der Hand schob er die Haustür auf.
    Ein langer dunkler Flur lag vor ihnen. Rechts an der Wand hingen leere Kleiderhaken. Eine alte Holzkommode diente als Ablagefläche für alles Mögliche, Briefe, Baseballmützen, Sonnenbrillen. Der abgestandene Geruch von Essen wehte ihm entgegen, erinnerte ihn daran, wie hungrig er war. Hinter ihm schoben sich die anderen herein. Nach der gleißende Hitze der Straße war der kühle Hausflur eine Erfrischung.
    »Hallo?«, rief Jeb.
    »Kommt doch endlich rein!«, rief die energische Stimme der Frau. »Ich bin mit Fernando im Schlafzimmer. Einfach den Flur runter.«
    Das Schlafzimmer entpuppte sich als breiter Raum mit einer hohen stuckverzierten Decke. Ein großes Bett dominierte den Raum, davor lag ein abgewetzter Teppich. An den tapezierten Wänden hingen Bilder mit christlichen Motiven. Jesus am Strand mit den Fischern. Jesus bei seinem Einzug in Jerusalem und Jesus am Kreuz hängend.
    Sobald Jeb die Bilder sah, stellten sich weitere Erinnerungen ein, aber er konnte sich nicht darauf einlassen, es war nicht der richtige Augenblick und er hoffte nur, dass sie wiederkamen.
    Carmelita hatte ihrem Vater das Jackett ausgezogen, ihn aufs Bett gelegt und schnitt gerade mit einer Schere das Hemd vom Leib. Sie tat es vorsichtig und fachmännisch, was dafür sprach, dass sie eine schwere Verletzung bei ihrem Vater erkannt hatte. Eine Verletzung, die keiner von ihnen wirklich und in ihrem vollen Ausmaß sehen konnte. Während sie ihren Vater versorgte, beäugte Carmelita die Jugendlichen kritisch, immer wieder blieb ihr Blick an León hängen. Jeb fühlte sich dabei zunehmend unwohl. Carmelitas Schweigen mochte heißen, dass sie ihnen zwar dankbar war, dass sie ihren Vater gebracht hatten, sie sie aber so schnell wie möglich wieder aus ihrem Haus haben wollte. Oder aber, dass sie nicht wusste, wie sie diese vier staubbedeckten, ungewaschenen Jugendlichen

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