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Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Titel: Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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ertönte ein Klacken. Eine Frauenstimme sagte: »Sommer.«
    »Oma?«, rief Jenna in den Hörer.
    »Wer ist da?«
    Irgendwie klang die Stimme ihrer Großmutter merkwürdig. Das Weiche, Sanfte darin war verschwunden. War das überhaupt ihre Oma?
    »Ich bin doch bei Sommer«, sagte Jenna. In der Bindung begann es, zu rauschen und zu knacken.
    »Ja, richtig, aber wer spricht denn da?«
    »Ich bin’s, Jenna.«
    »Wer?«
    »J-E-N-N-A, deine Enkelin!«
    »Sie müssen mich verwechseln. Ich habe keine Enkelin. Wer zum Teufel sind Sie?!«
    Was? Was sagte sie da?
    Im Hörer knackte es immer heftiger. Es klang, als würde jemand gegen die Sprechmuschel klopfen.
    »Ist Mama da?«, brüllte Jenna nun. Sie hatte Angst, die falsche Frau am Apparat zu haben, aber noch größer war die Angst, dass das Gespräch unterbrochen werden konnte. Auch wenn die Stimme ihrer Großmutter anders klang als sonst, Jenna erkannte sie eindeutig wieder und es war alles, was sie hatte. Alles, was zwischen ihr und der totalen Verzweiflung stand.
    »Wer sind Sie und was wollen Sie?!«, tönte es genervt zurück.
    »Ich will mit meiner Oma sprechen. Hertha Sommer.«
    Eine Weile war es still im Hörer. Jenna dachte schon, dass die Verbindung unterbrochen worden war, denn nicht einmal mehr das Klacken und Rauschen war zu hören.
    Dann sagte die Frau am anderen Ende der Leitung. »Meine Tochter Claudia ist zwei Jahre alt. Ich habe keine Enkelin und bin niemandes Oma. Sie müssen sich in der Nummer irren.«
    Es wurde aufgelegt.
    »Nein!«, kreischte Jenna auf. »Nein, nein, nein.«
    Sie ließ den Hörer aus der Hand fallen. Mit einem Poltern fiel er auf die Kommode.
    »Ich verstehe das nicht«, flüsterte Jenna. »Ich verstehe es nicht.«
    León und Mary sahen sie verwirrt an. Der einzige Mensch auf dieser Welt, der ihr helfen konnte, hatte gerade aufgelegt. Die Verbindung zu ihrem wahren Leben war abgerissen und sie verstand gar nichts mehr. Ihre Oma war ihre Oma und doch auch wieder nicht. Je länger sie darüber nachdachte, desto mehr glaubte sie an eine Verwechslung. Sicher, die Stimme ihrer Großmutter hatte vertraut geklungen, aber konnte sie sich wirklich sicher sein? Jenna hob den Hörer auf, aus dem es hektisch tutete. Sie wollte gerade erneut wählen, als sich eine Hand auf ihre legte. Jeb.
    »Lass gut sein, Jenna. Es funktioniert nicht, es gibt hier keine Verbindung zu unserem echten Leben.« Er hielt etwas in der Hand. Sein Blick war ernst. Sehr ernst.
    »Ich glaube, wir haben außerdem gerade ein viel größeres Problem«, sagte er leise.
    In seiner Hand lag eine gefaltete Zeitung. Die Los Angeles Times.
    Die Überschrift sprang sie förmlich an:
    BÜRGERMEISTER VERKÜNDET DEN NOTSTAND!
    Sie überflog den Artikel. Alles, was sie da las, war für sie mehr oder weniger unverständlich. Offensichtlich ging es darum, dass der Bürgermeister nach den ständigen Unruhen den Notstand erklärt hatte und Polizei und Militär das Gebiet abgeriegelt hatten, um zu verhindern, dass sich die Unruhen auf andere Stadtteile ausbreiten konnten. Das alles änderte nur wenig an ihrer Situation, aber etwas weiter unten auf der Seite stand ein weiterer Artikel, dem sie erst Beachtung schenkte, nachdem sie sich die vier dazugehörigen Fotos ansah. Die Bilder waren etwas unscharf, so als habe man sie mit einer älteren Kamera gemacht.
    Und dennoch konnte man mit etwas Mühe die Personen darauf erkennen.
    León, Jeb, Mary und ihr eigenes Gesicht schauten ihr starr von der Zeitung entgegen. Ihr Herz raste, als sie die Bildunterschriften las.
    WEGEN VORSÄTZLICHER BRANDSTIFTUNG UND ANSTIFTUNG ZUR UNRUHE GESUCHT!
    Jenna sackten die Beine weg.

A ls sie wieder die Augen aufschlug, schienen nur wenige Momente vergangen zu sein. Sie lag auf dem Boden, auf dem alten, abgewetzten Teppich. León und Jeb hockten links von ihr. Mary hatte sich auf die andere Seite zu Boden gesetzt.
    »Geht es wieder?«, fragte Jeb.
    »Ja«, sagte Jenna schwach. »Es … es war nur der Schreck.« Sie blickte zu Mary und León. »Habt ihr den Zeitungsartikel gelesen?«
    Beide nickten. »Das sind nicht wir auf den Fotos«, meinte Mary. »Wir können es gar nicht sein.«
    »Aber du musst zugeben, dass sie uns verdammt ähnlich sehen.« Jenna richtete sich auf.
    »Aber wie kann das sein? Alles kommt uns hier zwar bekannt vor, aber irgendwie auch fremd. Du hast deine Großmutter angerufen, ohne Erfolg. Und es ist doch wohl klar, dass wir noch niemals vorher hier gewesen sind – wie können wir also

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