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Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Titel: Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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denken?
    Eine eiskalte innere Stimme meldete sich in ihm zu Wort: Sie werden vor dir zurückweichen. Es nicht verstehen. Dich fürchten und hassen. Und du wirst allein sein, so wie du es schon immer warst.
    Die Straße fühlte sich an wie seine Heimat. Ob er hier ums Überleben kämpfte oder woanders, es spielte keine Rolle. Aber … dorthin sollte er zurück? Dafür kämpfte er?
    Er wusste nichts über Jebs Leben oder woher Mary stammte. Jenna kam aus Deutschland. Das Land der teuren Autos. Sie alle hatten ein Leben, in das sie zurückkehren konnten. Auf sie würden Freunde und Familien warten. Dort, wo er hinging, konnte er nur auf eine Kugel hoffen und darauf, dass er so schnell starb wie sein Vater.
    Estoy hasta los cojones de todo esto. Ich habe das alles so satt. Ich will das nicht mehr. All die Gewalt, es wird nie ein Ende finden. Eines Tages liege ich im Dreck und niemand kümmert sich um mich.
    Er schaute zu Mary hinüber, sie sah ihn offen an. Konnte es wirklich sein, dass sie ihn nicht verurteilte, was auch immer er getan haben mochte? Dass sie gar etwas für ihn empfand? Für den tätowierten Jungen, der ein Mörder war. Hoffnung keimte in ihm auf.
    Aber die Hoffnung schmeckte bitter in seinem Mund. Er schaute sich noch einmal um und er konnte sich in dieser tristen Gegend einfach kein glückliches Leben vorstellen. Sein Schicksal stand nicht in den Sternen, sondern in den Staub geschrieben.
    »Okay, wecken wir ihn«, seufzte León und riss sich endgültig von seinen Gedanken los. Er hob mit einer Hand Fernandos Kinn an, aber als er die Hand wegzog, sackte der Kopf wieder nach unten. »Fernando«, sagte er laut und rüttelte den Alten vorsichtig an der unverletzten Schulter. Der Alte schlug die Augen auf und sah sich verwirrt um.
    »Wo sind wir?«, fragte er verwirrt.
    León stöhnte auf. »Genau das wollen wir von dir wissen. Du hast gesagt, wir sollen vier Blocks weit gehen und dann in eine Nebenstraße abbiegen. Das haben wir getan.«
    Fernando sah sich um. Langsam schien sich sein Geist zu klären.
    »Ah ja, wir sind richtig. Es ist nicht mehr weit. Die Straße runter. An der zweiten Ecke nach links abbiegen. Es ist das dritte Haus, es hat vergitterte Fenster aus dem letzten Jahrhundert und einen steinernen Rundbogen über der Tür.«
    Nach weiteren zehn Minuten standen sie vor einem alten, aber gepflegten Backsteinhaus, das sich über zwei Stockwerke hochzog und von einem Giebeldach bedeckt wurde. Es gab keinen Garten, aber bunte Blumen wuchsen trotz der Trockenheit in steinernen Töpfen rechts und links des Treppenaufgangs. Die Tür zierte tatsächlich ein rotbrauner Rundbogen und gab dem Ganzen einen immerhin vornehmen, wenn auch in die Jahre gekommenen Eindruck.
    »Hier wohne ich«, krächzte der Alte und hustete. »Rechts an der Wand ist eine Klingel … ach verdammt, wir haben ja keinen Strom. Klopft einfach.«
    Aber so weit kam es nicht, denn die Tür wurde im gleichen Augenblick aufgerissen. Eine übergewichtige Frau in einem zu engen, geblümten Kleid und mit glatten schwarzen Haaren stürmte heraus und schrie: »Oh mein Gott. Oh mein Gott. Oh mein Gott.«
    Sie kam die Stufen wie ein Orkan herabgefegt und riss Fernando fast aus Jebs Armen. Mühelos hielt sie den Alten, wiegte ihn sanft hin und her.
    »Was ist mit dir, Papá? Was haben sie dir angetan?«
    »Er hat eine Schusswunde«, sagte Jenna. Jeb merkte, dass ihre Stimme zögerlich klang, als wäre sie sich nicht ganz sicher. Fernandos Tochter allerdings schien den Zustand ihres Vaters sofort erfasst zu haben.
    Nun blickte die Frau auf und starrte sie einen nach dem anderen an. »Wer seid ihr? Ihr seid nicht von hier.«
    »Das sind nette junge Leute, die mir geholfen haben, Carmelita«, mischte sich Fernando ein.
    »In der rechten Schulter«, fügte Jenna hinzu.
    Carmelita sah Jenna stirnrunzelnd an. »Das sehe ich, er blutet ja! Wie lange ist das her? … Oh, Papá! Was treibst du dich auch immer in den Straßen herum, jetzt, in diesen Zeiten!« Mit diesen Worten wandte sie sich um, half ihrem Vater die Treppen hinauf und verschwand mit ihm im Haus. Die Tür ließ sie offen stehen. Jeb sah ihr mit offenem Mund hinterher und er sah, dass die anderen genauso verblüfft und erschrocken waren wie er.
    León sprach den Gedanken aller aus: »Blutet? Aber … das kann doch einfach nicht sein? Was … wo sind wir hier nur wieder hingeraten, was soll diese verdammte Scheiße bedeuten? Er blutet nicht, sie sagt, er blutet, was soll das

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