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Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Titel: Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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einordnen sollte: Waren sie ihre Freunde oder Feinde?
    Bevor Carmelita etwas zu Leóns Tätowierungen bemerken konnte, war Jeb erleichtert, dass Jenna sie um Wasser bat. Die Frau riss ihren Blick von León los und strahlte Jenna regelrecht an.
    »In der Küche findet ihr einen vollen Krug, bedient euch. Wir haben Wasser genug. Als die Sache anfing, aus dem Ruder zu laufen, habe ich die Badewanne und jede Schüssel, die ich gefunden habe, volllaufen lassen. Ihr trinkt uns also nichts weg.«
    »Carmelita, bitte«, beschwerte sich der Alte. »Das sind unsere Gäste.«
    Die dicke Frau kicherte: »Papá, du hast natürlich wie immer recht.«
    Jenna, León und Mary verschwanden in der Küche. Er konnte nun hören, wie die drei geräuschvoll tranken. Fast wäre er den anderen sofort gefolgt, aber jetzt war nicht die Zeit für falsche Zurückhaltung. Sie hatten Hilfe gefunden und er würde um jede Unterstützung bitten, die sie in dieser neuen, feindlichen Welt kriegen konnten. »Entschuldigung, es ist so … wir haben schon ewig nichts mehr gegessen. Wäre es …«
    »Nehmt euch, was ihr braucht. Es ist genug da. Der Kühlschrank hat zwar keinen Strom, aber darin stehen Butter und Brot. In der Kammer neben dem Herd findet ihr Würste, Schinken und Käse. Ich würde euch ja etwas Warmes kochen, aber wie gesagt, wir haben keinen Strom.«
    »Das geht schon in Ordnung. Vielen Dank.«
    León hatte Gläser gefunden und füllte sie für alle immer wieder auf. Jeb und die anderen tranken hastig, in großen Schlucken. Noch nie zuvor hatte Wasser so gut geschmeckt, süß und kalt und klar. Als ihr Durst gestillt war, kam urplötzlich der Hunger.
    In der Küche roch es intensiv nach Essen, dass Jeb der Speichel im Mund zusammenlief. Und die Speisekammer war der Ort all ihrer Träume. An Haken hingen luftgetrocknete Würste und ein großer Schinken. Ein würziger Käse erfüllte mit seinem Duft die Luft. León fand ein Messer, Jeb trug die Lebensmittel in die Küche.
    Jenna und Mary teilten Teller aus, stellten Brot und Butter hin. Niemand sprach. Still aßen sie. Jeb genoss das Essen, jeden Bissen. Wurst, Brot und Schinken schmeckten wundervoll.
    Dann kam Carmelita herein. »Er schläft jetzt«, sagte sie leise und schloss die Tür zum Flur. »Gut, wie ich sehe, habt ihr alles gefunden. Langt ordentlich zu, in Tagen wie diesen weiß man nie, wann es die nächste Mahlzeit gibt.« Eindringlich schaute sie León an. »Leute wie dich empfange ich normalerweise nicht in meinem Haus, aber du hast meinem Vater geholfen.«
    »Was meinen Sie mit ›Leute wie er‹?«, fragte Mary.
    »Ihr wisst nicht, was ich meine? Schaut ihn euch doch an!«
    »Wir sind nicht von hier«, erklärte Jenna. »Und das gilt auch für ihn.« Sie nickte in Leóns Richtung, der verbissen auf seinen Teller starrte.
    »Gut, ihr wollt mir nicht sagen, was mit euch los ist, damit kann ich leben.« Sie wirkte verärgert.
    Jeb überlegte für einen Moment, ihr die Wahrheit zu erzählen, aber er wusste, Carmelita würde ihm nicht glauben. Wie auch, die Geschichte war zu verrückt. Er blickte in die Runde und sah, dass es den anderen genauso ging. Keiner sprach ein Wort. Alle starrten auf ihre Teller.
    »Entschuldigung«, sagte Jenna schließlich in die Stille hinein. »Haben Sie vielleicht ein Handy?«
    Jeb blickte überrascht auf. Das Wort ›Handy‹ löste erneut einen ganzen Ansturm an Assoziationen aus. Die Rettung schien auf einmal in unmittelbarer Reichweite zu liegen. Die Frage aber blieb, wen Jenna anrufen wollte. Erinnerte sie sich an weitere Details ihres früheren Lebens?
    »Ein Handy?« Carmelita schüttelte den Kopf. »Nein, so einen Kram brauchen wir nicht, aber ihr könnt das Festnetztelefon benutzen. Es steht im Wohnzimmer.« Carmelita deutete auf eine geschlossene Tür, die aus der Küche führte.
    »Aber Sie sagten doch, es gäbe keinen Strom.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Mal funktioniert es, mal nicht. Versucht euer Glück.«

J enna erhob sich, sah die anderen an. Gemeinsam gingen sie hinüber ins Wohnzimmer. Der Raum empfing sie mit stickiger und muffig riechender Luft, so als wäre schon lange nicht mehr gelüftet worden. Durch die zu Schlitzen heruntergelassenen Rollläden fiel Sonnenlicht, das den Staub in der Luft sichtbar machte, wie er langsam zu Boden schwebte.
    Ein abgenutztes Sofa stand rechts an der Wand, ihm gegenüber befand sich ein bis zur Decke reichendes Regal, das vor Büchern überquoll. Zwei bequem aussehende Ledersessel

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