Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)
Sekunde lang blitzt ein triumphierendes Glitzern in seinen Augen auf, wie ich es noch nie an ihm gesehen habe. Es gefällt mir ganz und gar nicht. Es hat etwas entschieden Kaltes und Hartes an sich, aber dann ist es auch schon verschwunden. Habe ich es mir nur eingebildet? »Ich konnte nicht anders. Ich glaube, ich bin einfach durchgedreht.«
»Ich weiß, was du meinst«, sage ich. Ich drehe mich um und stupse die Blonde mit dem Zeigefinger an. Ihre Brust hebt und senkt sich unmerklich, aber sie ist ohne Bewusstsein, ihr Mund schlaff und blutig. Ich weiß nicht, ob ich erleichtert oder enttäuscht bin, dass sie noch atmet. Ihr Rock ist über die Oberschenkel hochgerutscht, aber ich werde den Teufel tun und ihr die Würde zurückgeben. »Ich habe genau das Gleiche gespürt. Wir lassen uns von keinem verarschen, was?«
Er schaut überrascht auf. »Yeah«, sagt er mit ausdruckslosem Gesicht. »Wir sind die Rachezwillinge.«
Eine kurze Pause entsteht, in der wir beide in Gedanken wiederholen, was er gerade gesagt hat, und dann lachen wir lauthals los. Ein wildes, ungestümes Lachen, bei dem uns die Tränen über die Wangen laufen und wir das Gleichgewicht verlieren und uns aneinander festklammern müssen.
»Wir sind echt total Hardcore«, prustet Dan, als er wieder atmen kann.
»Die härtesten Motherfucker in ganz Joburg«, keuche ich.
»Voll Gangsta-mäßig«, sagt Dan, gabelt seine Finger und fuchtelt damit in der Luft herum. Wir grölen noch einmal los.
Dann, wie durch eine stumme Übereinkunft, verebbt unser Lachen abrupt. Meine Beine sind ganz zittrig, wahrscheinlich die Nachwirkung des Adrenalins.
Dan starrt mit einem seltsam leeren Gesichtsausdruck auf die Blonde. »Scheiße, Rhoda«, flüstert er. »Wir sind geliefert.«
»Was du nicht sagst.«
Er wischt sich mit der Hand übers Gesicht, eine vertraute Geste. Dann wandert seine Hand geistesabwesend hinter seinen Kopf und in seine Haare. »Wir sind tot«, sagt er.
»Nicht unbedingt«, widerspreche ich.
»Hä?«
»Denk mal nach. Woher wollen die wissen, dass wir es gewesen sind? Hat jemand gesehen, wie du ... das mit dem Typen da draußen angestellt hast?«
Er zuckt die Achseln. »Nein.«
»Also, wenn er stirbt – und glaub mir, Dan, er sah nicht so aus, als ob er in nächster Zeit eine Runde Golf spielen geht –, dann gibt es keine Zeugen. Es könnte genauso gut ein Überfall gewesen sein, der in die Hose gegangen ist.«
Sein Blick streift die Blonde. »Sie ist nicht tot.«
In meiner Kehle sitzt ein Klumpen. »Noch nicht.«
Unsere Blicke treffen sich.
»Du meinst, sie um... es zu Ende bringen?«, fragt Dan und beobachtet mich aufmerksam, um ja keinen Zweifel daran zu lassen, dass die Idee von mir stammt.
Ich versuche, mich so cool und lässig zu geben wie ein Auftragskiller in einem Tarantino-Film, der an Totschlag und Mord gewöhnt ist und ständig witzige Bemerkungen macht und Scheiße labert, während er jemandem die Rübe wegballert. Könnte ich es tun? Schließlich hat es mir auch nichts ausgemacht, ihr fast den Kiefer zu brechen.
Aber das ist etwas anderes. Das wäre endgültig. Willst du dich wirklich mit so etwas belasten?
»Ich werde sie nicht töten«, sage ich.
Er sieht erleichtert aus.
»Also lass uns logisch überlegen. Kommen gleich noch weitere Mitarbeiter?«
Er nickt. »Ja. Der Laden sollte längst geöffnet haben.«
»Also wird früher oder später – wahrscheinlich eher früher – jemand hereinkommen und den Kerl finden, den du abgemurkst hast.«
»Ja.«
»Dann sollten wir so schnell wie möglich von hier verschwinden.«
»Aber wohin?«
»Scheiße, Dan, sehe ich aus, als hätte ich auf alles eine Antwort?« Das Bild von Gelbauge taucht vor meinem geistigen Auge auf. »Vorne können wir nicht raus ...«
»Was du nicht sagst, Sherlock.«
»Okay ... Aber wir können durch den Wareneingang, oder?«
»Ja, Rhoda, aber was dann?«
»Du kannst mit zu mir nach Hause kommen«, platze ich heraus, ohne nachzudenken.
»Nach Hause? Aber du hast doch gar kein Zuhause.«
»Ich meine ... nach England.«
»England?«
»Ja. Warum nicht? Ich meine ...« Ich verstumme. Das ist Unsinn. Es gibt da ein paar kleinere Hürden, zum Beispiel die Tatsache, dass Dan gerade jemanden getötet hat, dass ich wahrscheinlich jemandem den Kiefer gebrochen habe und die britischen Behörden heutzutage nicht so übermäßig wild darauf sind, gesuchte Verbrecher ins Land zu lassen.
»Aber ich brauche ein Visum für England«, sagt Dan, als sei
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