Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)
Trance. Ich wirble herum.
»Oh. Du bist es, Daniel«, sagt Josie. Sie trägt Jeans und ein keckes weißes Sweatshirt. Sie hält zwei Tassen Kaffee in der Hand. »Was machst du hier?«
»Äh ...« Und da trifft mich die Erkenntnis. Ich bin ja so ein Idiot. Da habe ich die ganze Zeit wie ein verknallter Schuljunge für Josie geschwärmt, während sie und Bradley sich wie Erwachsene benommen – und gefickt – haben. Ich habe es nicht kapiert, bis ich Rhoda kennengelernt habe. Und was mich am meisten überrascht: Es macht mir nicht mal etwas aus.
»Brad ist echt sauer auf dich gewesen«, lacht sie. »Er wird dir deinen Job nie zurückgeben. Hast du schon mit ihm geredet?«
»Äh, nein.«
»Ich würde es Brad gegenüber natürlich nie zugeben, aber Katrien und ich fanden es großartig. Jeder träumt doch davon, seinem Boss einmal die Meinung zu sagen. Wir haben nach der Arbeit auf dich angestoßen.«
»Oh.«
»Und? Willst du ihn jetzt bitten, dir deinen Job zurückzugeben oder was?«
»Nein. Ich will nur meinen ausstehenden Lohn. Er hat mir gesagt, ich soll hier warten, bis er fertig ist.«
Josie setzt sich auf Bradleys Schreibtisch und reicht mir einen der Kaffeebecher. »Ich habe ihn für Brad mitgebracht, aber du kannst ihn haben. Sind zwei Stück Zucker okay?«
»Äh, danke.« Ich setze mich neben sie. Diesmal kann ich mir nicht einreden, dass alles nur ein Spiel ist. Aber wenn es ein Spiel wäre, dann würde ich wollen, dass Josie so lange wie möglich hier sitzen bleibt. Hauptsache, sie geht nicht hinaus in den Laden und entdeckt Bradley.
»Also, äh, du und Bradley ... ihr seid zusammen?«
»Ja«, antwortet sie. »Aber nicht fest oder so.« Sie lächelt mich über den Rand ihres Kaffeebechers an. Was ist denn jetzt los? Stoße ich plötzlich Josie-anziehende Pheromone aus? Dabei will ich eigentlich nichts mehr, als sie nie in meinem Leben wiederzusehen. Sie steht für alles, das mit mir nicht gestimmt hat. Ich möchte gerne glauben, dass ich mich verändert habe, doch dieser Laden, diese Leute, das alles zieht mich zurück in die Vergangenheit. Aber egal – je länger Josie hier bei mir sitzt, desto mehr Zeit habe ich, um mir etwas einfallen zu lassen.
»Ich glaube, ich habe mich in deiner Gegenwart ein bisschen blöd benommen. Du bist sehr hübsch, weißt du.«
Es ist keine Frage, sondern eine Feststellung, aber sie antwortet trotzdem darauf. »Aaaach, nein, bin ich nicht.«
»Doch.«
»Danke. Du bist selbst auch gar nicht so übel. Wusstest du, dass Katrien total scharf auf dich ist?«
»Quatsch.«
»Doch. Ich wusste erst gar nicht, was sie an dir findet. Aber jetzt kann ich, glaube ich, sehen, was sie meint.«
Herrje. In meinem Kopf dreht sich alles. Die ganze Zeit ... Katrien?
»Das ist die Stelle, an der du mich um eine Verabredung bittest ...«, souffliert sie und knabbert am Rand ihres Bechers.
Etwas zerbricht in mir. »Nein danke«, lehne ich ab. »Kein Interesse.«
»Was?«
»Ich habe jemanden kennengelernt. Jemanden, der mir wirklich etwas bedeutet.« Josie glotzt mich an und legt den Kopf auf die Seite wie ein nachdenklicher Pudel, dann wird sie langsam rot. Ich kann sehen, dass sie es zu unterdrücken versucht, aber je mehr sie sich anstrengt, desto roter und fleckiger wird ihr Gesicht. Ein paar Schweißperlen bilden sich im Flaum über ihrer Oberlippe. »Und jetzt kenne ich auch den Unterschied zwischen verknallt sein und echter ...«
»Fick dich!«, sagt sie.
»Heute nicht, Josie. Niemals.«
Sie zu beleidigen, ist nicht gerade die beste Strategie, um sie zum Hierbleiben zu bewegen, aber ich kann nicht anders. Ich habe Blut geleckt. Und Bradley kann ohnehin jeden Moment durch das Schaufenster entdeckt werden. Ich habe höchstens noch eine oder zwei Minuten, um mir etwas einfallen zu lassen, verdammt!
»Du bist ein Loser, Daniel«, schnaubt Josie. Ich pikse mich wieder an der Messerspitze. »Ich weiß gar nicht, wie ich auf die Idee kommen konnte ...«
Ich blende ihr Geschwafel aus. Mein Plan scheint festzustehen. Welche andere Möglichkeit gäbe es noch, sie hierzubehalten? Ich ziehe das Messer aus der Tasche.
Kapitel 29: RHODA
»Du bist so erbärmlich, Dan«, keift die blonde Schlampe. »Sieh es doch ein. Du bist ein Loser.«
Sie hört nicht, wie ich das Büro betrete; zu sehr ist sie damit beschäftigt, sich toll zu fühlen. Es liegt jetzt sogar eine pseudo-gelangweilte Arroganz in der Stimme, als wäre es ja sooo sehr unter ihrer Würde, Dan herunterzumachen.
Sie
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