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Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Titel: Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. L. Grey
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kommen. Ich weiß nicht, was sie zu finden erwartet. Der Junge ist sicher längst weg.
    Sie hat mich gezwungen, sie durch den Liefereingang von Woolworths zu bringen, statt zurück durch den normalen Zugang, also müssen wir den langen Umweg durch den Laden nehmen. Aber vielleicht habe ich ja Glück und es wurde ein stummer Alarm ausgelöst, als wir hereingekommen sind, dann tauchen die Bullen bestimmt bald auf.
    Wenn sie nicht so aggressiv wäre, könnte ich mir sogar vorstellen, ihr freiwillig zu helfen. Schließlich will sie ja bloß den Jungen finden, den sie verloren hat. Ich bin nur froh, dass sie das Messer weggesteckt hat.
    »Scheiße, Mann, worauf wartest du? Du versuchst doch nicht ...«
    »Halt mal die Luft an, okay? Ich überlege, wo der Hinterausgang ist.«
    »Versuch’s mal da«, raunzt sie und deutet auf eine Tür mit einem kleinen Fenster und einem Tastenfeld.
    »Nee, das ist der Kassenraum. Wir suchen den Kühlraum. Da gibt’s eine Tür, die auf unseren Flur führt.«
    Sie zieht sich die Kapuze tiefer über den Kopf, sodass ich ihr Gesicht kaum noch erkennen kann.
    »Warum ...«, beginne ich, doch dann bemerke ich den roten Lichtpunkt der Überwachungskamera über der Tür zum Kassenraum. Scheiße. Soll ich mich wie ein Krimineller benehmen und einen Mantel und eine Mütze vom nächsten Kleiderständer reißen oder soll ich mich unschuldig verhalten? Moment mal – ich bin unschuldig. Ich bin von dieser drogenbenebelten Wahnsinnigen gekidnappt worden! Wenn die Jungs vom Wachdienst die Aufzeichnung sehen, werden sie sofort wissen, was Sache ist. Ich schaue direkt in die Kamera und dann mit angstverzerrtem Gesicht in Narbengesichts Richtung. Ich frage mich, ob jetzt gerade jemand die Kameras überwacht.
    Wieder stößt sie mich in den Rücken, genau in die Nieren. »Netter Versuch, Danny. Dein Oscar ist schon in der Post. Und jetzt lass uns endlich gehen. «
    »Herrgott«, rufe ich. »Hör auf, mich zu schlagen, ja? Du brauchst meine Hilfe! Dafür könntest du ruhig etwas freundlicher sein.« Sie lacht, ein leeres Gackern, das nach einem Leben voller Verzweiflung klingt. »Ich weiß, dass du Probleme hast. Ich versuche dir zu helfen!«
    Das Lachen verklingt. »Na klar. Als ob ein Arschloch wie du freiwillig jemandem wie mir hilft. Ich weiß genau, was du über mich denkst.«
    »So? Und was denke ich über dich?«, stichle ich und reibe mir das Kreuz.
    »Hässliche ungehobelte Bimbotussi mit Drogen- und Kontrollproblem. Typisch für diese schwarzen Schlampen, die sich für was Besseres halten.«
    Nun, zumindest macht sie sich nichts vor. Sie ist aggressiv, paranoid und von den Drogen völlig durchgeknallt, aber – das muss ich ihr zugestehen – sie macht sich nichts vor. »Du irrst dich. Du kennst mich nicht.« Ich kann mich gerade noch beherrschen, nicht zu sagen: ›Niemand kennt mich‹; das klänge dann doch zu erbärmlich. Wenigstens reden wir miteinander und sie schlägt mich nicht mehr.
    Es scheint ihr egal zu sein, dass die ganze Show direkt auf den Überwachungsbildschirmen von Woolworths landet. Ich gestikuliere in Richtung der Kameras.
    »Na und?«, schnaubt sie. »Das ist noch das kleinste meiner Probleme.«
    »Ist wahrscheinlich sowieso nur ’ne Attrappe«, sage ich und bemühe mich, nonchalant zu klingen. »Die echten Kameras sieht man normalerweise nicht.« Bei Only Books haben sie die Kameras direkt über den Ladentheken montiert. Die Arschlöcher sind mehr daran interessiert, die Angestellten beim Griff in die Kasse zu ertappen, als die Kunden am Bücherklauen zu hindern.
    »Möglicherweise ist die Tür zum Kühlraum dahinter«, meint sie und zeigt auf die Fisch- und Fleischtheke. Das Fleisch liegt in dunklen Reihen da, eingeschweißt in Plastikfolie, und die Fische scheinen im Halbdunkel fast zu leuchten, ihre entsetzten, eingesunkenen Augen reflektieren einen Schimmer von irgendwoher.
    »Wahrscheinlich hast du recht«, nicke ich und gehe voran. Wir orientieren uns am Licht einiger weniger schwacher Leuchtstoffröhren und deren Reflexion auf den stählernen Industriekühlschränken. Boden und Wände sind mit identischen weißen Fliesen gekachelt, und ich versuche, nicht an das Messer in der Tasche der Drogensüchtigen zu denken und an das Schlachten und Hacken, das hier hinten jeden Tag stattfindet.
    Mein Herz schlägt zu schnell und zu fest. Ich muss mich konzentrieren, um die Benommenheit zurückzudrängen, die mich zu erfassen droht. Die Luft stinkt; eine durchdringende

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