Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Titel: Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. L. Grey
Vom Netzwerk:
Konzentration dieses Geruchs nach gefrorenem Blut, den ich aus dem Korridor kenne, vermischt mit Ammoniak und Fisch. Die riesigen Kühlschränke, wahrscheinlich voll mit hängenden Kadavern, schnaufen und knacken, als wir an ihnen vorbeigehen.
    Hinter mir höre ich ein dumpfes Rumsen. Narbengesicht flucht leise. Ich drehe mich um und sehe, wie sie sich vom Boden hochrappelt und in ihrem albernen Akzent vor sich hin schimpft. Sie wischt sich über die Knie ihrer Jeans, und ihre Hände sind dunkel verfärbt, als sie wieder in mein Blickfeld geraten.
    »Verdammte Scheiße. Das ist Fischblut oder so was. Ich muss mir die Hände waschen.«
    Weiter vorn findet sie ein Waschbecken neben ein paar Metalltischen. Ich betrachte die Blutpfütze am Boden, die bei dieser Beleuchtung unecht aussieht, dann blicke ich nach oben und erwarte halb, einen riesigen Fisch an einem Haken an der Decke hängen zu sehen, aber da ist nichts. Die Dunkelheit und der Geruch machen mir zu schaffen. Das ist anscheinend der Wareneingang, also muss hier irgendwo die Tür sein. Sie muss da sein! Ich will der Junkietussi zeigen, wo ich den Jungen gesehen habe, und dann nach Hause fahren.
    Narbengesicht ist endlich damit fertig, sich die Hände zu waschen – überraschend pingelig – und schüttelt sie trocken. Ich gehe an ihr vorbei um eine Biegung nach rechts, die zum vertrauten Korridor führt, und sehe, Gott sei Dank, den Eingang zum Kühlraum. Ich erkenne das Spinnwebmuster – dort, wo jemand auf das kleine kugelsichere Fenster geschossen hat. Als ich den Zugangscode eintippe, öffnet sich die Tür zischend.
    Die Luft des Korridors strömt in meine Lunge wie der Windstoß eines Sturms aus dem Hochland. Noch nie in meinem Leben habe ich mich so gefreut, grelle Neonbeleuchtung, billige Backsteine und schlecht verputzten Beton zu sehen. Ich bin zurück auf vertrautem Terrain. 50 Meter vor uns befindet sich die abgewetzte Stelle, an der sich Josie und unzählige andere Raucher immer an die Wand lehnen. Und kurz dahinter wartet meine Nische, mein Zufluchtsort. Zwei Stunden ist es her; mir kommt es wie Wochen vor.
    Die Tür hinter mir schlägt mit einem lauten Krachen zu. Ich wirble herum und sehe Narbengesicht, wie sie dagegendrückt.
    »Mist. Sie ist weggerutscht. Ich hab versucht, sie zu verkeilen.«
    »Kein Problem. Wir können sie mit der Tastatur öffnen, wenn wir zurückkommen. Aber es ist wirklich einfacher, durch das Einkaufszentrum zu laufen.«
    »Wir gehen nicht durch das Einkaufszentrum.«
    »Was hast du angestellt?«
    »Keine Fragen, hab ich gesagt! Zeig mir, wo du ... ihn gesehen hast.« So, wie sie es sagt, klingt es, als kennt sie nicht mal seinen Namen.
    »Es war genau hier. Ich stand ... dort.« Ich deute auf das Ende des Korridors. »Und er ist an mir vorbei- nach da gelaufen. Hier gibt es nichts, wo er hingelaufen sein kann, außer zurück ins Einkaufszentrum. Alle Türen sind abgeschlossen.«
    »Okay, zeig’s mir.«
    »Den Weg raus? Aber das ist jetzt Stunden her. Du wirst ihn nie fi...«
    Sie packt mich vorne am T-Shirt und drückt mich gegen die Wand. Ich kann ihren gefährlichen chemischen Schweiß riechen. Ich zucke zusammen. Sie hat meine Brusthaare zusammen mit dem T-Shirt erwischt.
    »Hab ich dich etwa gefragt, Dan?«
    Sie wirkt erschöpft. Seit mindestens fünf Minuten hat sie kein Koks mehr genommen. Ich denke an das Messer, aber sie kommt mir nicht mehr so bedrohlich vor, eher ziemlich verzweifelt.
    »Ja, ja. Beruhig dich«, sage ich.
    Ich führe sie den Korridor entlang zum Durchgang ins Einkaufszentrum, vorbei an den grauen Türen der Musikhandlung, des Friseurs und von Crazy Toys, vorbei am vertrauten Lieferanteneingang von Only Books, vorbei an meiner Nische. Die Türen zum Einkaufszentrum sind verschlossen. Ich wusste gar nicht, dass sie überhaupt verriegelt werden können. Aber sie lassen sich nicht bewegen. Ich finde nicht einmal den Spalt zwischen den beiden Türflügeln. Halbherzig trete ich dagegen. Sie antworten mit einem schweren, dumpfen Rumpeln, und ich weiß, dass ich meine Zeit verschwende.
    »Was zum Henker soll diese Scheiße?«, beschwert sich Narbengesicht. »Willst du mich verarschen oder was?«
    »Ehrlich. Ich weiß nicht, w...«
    Aber sie eilt bereits den Weg zurück, den wir gekommen sind. »Mir läuft die Zeit davon, verdammt!«, schimpft sie im Laufen.
    Sie muss irgendwo falsch abgebogen sein, denn als wir nach links und noch einmal nach links um die Ecke biegen, befinden wir uns in einem Teil

Weitere Kostenlose Bücher