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Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Titel: Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. L. Grey
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des Personalkorridors, den ich noch nie gesehen habe. Die dunklen Backsteinwände und verkratzten Betonböden sehen alle gleich aus, ebenso die Leitungen, Rohre und Kabel, die Metalltüren – aber wir befinden uns nicht länger hinter Only Books.
    »Warte mal«, sage ich. »Wir sind hier falsch.« Ich führe uns zurück nach rechts und wieder nach rechts, aber wir kommen in einem anderen Abschnitt heraus. Die Nummern, die auf den Hintertüren stehen, liegen in den Z80ern. Zwischengeschoss – das muss ein Irrtum sein. Wir müssen nach wie vor im Obergeschoss sein, schließlich sind wir keine Treppen hinuntergegangen.
    »Verdammt, Dan, was soll das?«
    Ich bin inzwischen völlig desorientiert, und da ist es auch nicht gerade hilfreich, dass diese Irre hinter mir steht. Ich kann mich nicht konzentrieren, wenn ich jedes Mal bei der Wahl der falschen Abzweigung befürchten muss, einen Schlag in die Nieren zu bekommen. Das Beste wird sein, wenn ich stur geradeaus gehe und dem Korridor folge, bis wir einen anderen Ausgang erreichen.
    Aber in diesem verdammten Labyrinth geht es nirgends längere Zeit geradeaus. Mittlerweile laufe ich und beobachte, wie die Nummern auf den Türen an mir vorbeifliegen: Z87, Z89, Z91, Z65, Z63, Z1, um die Ecke, Z121, Z123, Z43, Z41, Z39. Sackgasse. Zurück. Die erste Abzweigung rechts. Z14, Z12, Z10, Z8. Oh, Gott sei Dank, da ist der Ausgang. Z6, Z4. Mist, nur eine dämliche Brandschutztür. Wir laufen durch. E92, E76, E84, E22, E20, E18. Was soll das denn jetzt?
    Wir sind keine Treppen nach unten gegangen, aber es fühlt sich an, als seien wir jetzt tiefer als vorher – ich habe dieses leichte Fahrstuhlgefühl in den Ohren. Die Luft wirkt wärmer, schwerer.
    Auf dieser Seite der Brandschutztür ist es dunkler, nur etwa jede dritte Neonröhre ist in Betrieb. Die Klimaanlage läuft nicht, die Luft macht einen abgestandenen und flauen Eindruck. Als die Tür hinter uns zufällt, verklingt augenblicklich das beruhigende Mahlen der Ventilatoren. Zum ersten Mal höre ich meinen schweren Atem. Narbengesichts Schuhe quietschen auf dem Boden. Sie schlürft irgendwelchen Schleim von der Lippe und sieht sich um.
    »Okay. Wo sind wir?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Ich dachte ...« Sie macht sich nicht die Mühe, den Satz zu beenden. Mit mir zu reden ist offenbar Zeitverschwendung. Sie greift in die Tasche, und einen Moment lang glaube ich wieder, sie will mich umbringen. Hier wäre ein guter Ort dafür. Aber sie holt nur ihr Handy raus.
    »Hast du Empfang?«, fragt sie.
    Ich krame mein eigenes Telefon hervor. Akku voll, Empfang null. Ich halte es in die Luft und schwenke es hin und her, wie man es in solchen Situationen unwillkürlich macht. Nichts.
    »Ich auch nicht.«
    Unsere Handys piepen gleichzeitig. Ich bekomme eine SMS. Wie ist das möglich ohne Signal?
    Auch Narbengesicht liest ihre Nachricht. Wortlos tauschen wir die Handys. Bei ihr steht: willkommen prinzessin zum großen spiel – shoppenbiszumumfallen – tot natürlich.lol Wir beide sind tief in diesem Betonkasten gefangen, nur wir ganz allein. Keiner weiß, dass wir hier sind. Meine Nackenhaare stellen sich auf.
    »Sagt dir das irgendwas?«, frage ich.
    »Nee.«
    So langsam überkommt mich ein Gefühl von Klaustrophobie, etwas, das ich sonst gar nicht kenne. Das Verlangen, von hier wegzukommen, wird immer stärker. Ich jogge weiter, immer an diesen schwarzen Türen entlang, wohin der Gang uns auch führen mag. Irgendwann muss er uns doch nach draußen führen!
    Links. Links. E74. E72. E70. E34. E36. U22. U20. U18.
    »Es gibt keine Läden im Untergeschoss, verdammt!«, brülle ich die Wände an. Ein Echo antwortet mir, das Geräusch von Schritten und Narbengesichts Schnaufen und Keuchen.
    Noch mal links, und ich rutsche in einer öligen Pfütze aus. Mit Hüfte und Knie krache ich auf den harten Betonboden und schlittere bis zu einer Nische in der Wand. Narbengesicht bleibt fluchend hinter mir stehen.
    Mein Gott. Es ist meine Nische . Da ist die zerknüllte Flipstüte, die ich vorhin leer gefuttert habe, und die Iron-Brew-Dose, die ich ausgetrunken habe. Aber es ist nicht mein Korridor.
    Jetzt setzt der Schmerz des Sturzes ein und beansprucht sämtlichen Raum in meinem Kopf. Mein Bein fühlt sich von der Hüfte bis zum Knöchel wie zerschmettert an.
    »Was ist das für ein Zeug?«, fragt Narbengesicht und hockt sich hin, um die Schmiere zu untersuchen, in der ich ausgerutscht bin. Es riecht und sieht aus wie schwarzes Öl und es schillert

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