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Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Titel: Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. L. Grey
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in der schwachen Beleuchtung, aber es ist dickflüssig und klumpig wie Pudding.
    Und dann hören wir es. Den Laut, den vielleicht ein Elefant ausstößt, wenn er brünstig ist, aber gedämpft, lang gezogen, in feuchten Beton verpackt. Er hallt mehr, als dass er laut ist. Aber wir wissen, dass er ganz aus der Nähe kommt.
    »Heilige Scheiße!«
    Verzweifelt versuche ich aufzustehen, aber ich kann mich nicht bewegen. Angst, Schmerz und Verwirrung überfordern meinen Körper. Das andere Ende des Korridors liegt im Dunkeln, aber ich höre ein vertrautes Zischen. Etwas – jemand – hat die angeschossene Kühlraumtür geöffnet. Instinktiv zähle ich rückwärts und wappne mich für den Mief von Blut und Fleisch. 4-3-2-1, und wir werden vom heißen Gestank verwester Luft überfallen, von einem faulen, kotigen Atem, der über uns hinwegleckt. Während Narbengesicht über mir würgt, presse ich meine Nase neben dem Ölschleim an den Boden; so dicht wie möglich, ohne das Zeug einzuatmen.
    Wieder das Brüllen des sterbenden Elefanten. Lauter als zuvor.
    Ich rutsche über den Boden. Narbengesicht hat mein Handgelenk gepackt und zerrt mich durch den Gang. Ich rutsche an einer Schneckenspur dieser schwarzen Pampe entlang. Dann kratzt mein Körper über die Wand, als sie mich hochhievt, und im nächsten Moment landen wir mitten im Zentrum des Kotgestanks. Meine Ohren summen. Sie schubst mich zur Seite über den weichen, schleimigen Boden, rammt die Tür zu und lässt sich neben mir in der bebenden Finsternis zu Boden sacken.
    Der Elefant brüllt auf der anderen Seite der Tür. Ich nehme einen tiefen Zug der zähflüssigen braunen Luft und etwas Dickes dringt mir brutal in die Nase. Die Luft wimmelt von Fliegen, der Boden ist mit Maden bedeckt. Jetzt wird mir klar, was dieses ätzende Jucken auf meiner Haut verursacht.
    Narbengesicht springt schreiend auf, schlägt um sich und rennt irgendwohin, Hauptsache weg.
    Ich muss aufstehen. Ich muss ihr folgen.

Kapitel 5: RHODA
    Die Zeitanzeige meines Nokia hat sich irgendwie selbst vom Display gelöscht, deshalb habe ich nicht die leiseste Idee, wie lange wir schon in diesem verkackten, stinkenden Raum hocken. Ich konnte mich noch nie mit beengten Umgebungen anfreunden und dass die Luft so feucht und dumpfig ist, als würde man verfaulten Sirup einatmen, macht es nicht besser. Aber es könnte schlimmer sein. Abgesehen von einer rostigen Waschpulverdose und einer vertrockneten Spinnenleiche ist der Raum leer. Es ist kaum genug Platz für uns beide, aber manchmal kann man eben nicht wählerisch sein – diese Tür war als einzige nicht verschlossen.
    Dan kauert so weit vom Eingang weg, wie es eben geht, seine staksigen Insektenbeine hat er dicht an die Brust gezogen. Sein Atem entweicht in flachen Stößen und seine Augen sind fest zugekniffen. Eine Made windet sich in einem Haarbüschel direkt über seinem Ohr. Als ich sie herauspflücke, schreckt er zurück und schlägt nach meiner Hand.
    »Fass mich nicht an!«
    »Okay.« Ich schnippe die Made zu ihm zurück. Sie landet auf seiner Schulter, von wo er sie hastig herunterwischt.
    »Fotze«, sagt er und schließt wieder die Augen.
    Der Gestank, der von unserer Kleidung aufsteigt, ist unvorstellbar: eine Mischung aus vergammeltem Fleisch und Maschinenöl. Welches tote Tier stinkt denn so? Da war zu viel von diesem ekligen, schmierigen Zeug, als dass es eine Ratte sein könnte. Ein Hund eventuell? Ich hole meine Zigaretten aus der Tasche, um mit dem Rauch den Gestank zu überdecken. Als ich das Feuerzeug schnappen lasse, reißt Dan die Augen auf.
    »Du kannst doch hier drin nicht rauchen! Es gibt keine Belüftung.«
    »Du willst mich wohl verarschen.«
    »Nein, im Ernst. Mach sie aus. Ich bekomme Asthma davon!«
    »Lügner. Du bist echt ein Flachwichser, Dan! Hat dir das schon mal jemand gesagt?«
    Er gibt sich alle Mühe, mich mit seinen Blicken zu erdolchen, aber mit dem verwischten Eyeliner sieht er ein bisschen wie ein Pandabär aus, und das Resultat ist eher grotesk. Ich blase eine dicke Rauchwolke in seine Richtung und er hustet. Aber so viel Spaß es auch macht, den Blödmann zu ärgern: Mein Mund ist viel zu trocken, um zu rauchen, deswegen drücke ich die Zigarette aus. Ich ziehe das Kapuzenshirt über den Kopf und binde es mir um die Hüfte. Wenigstens ist das T-Shirt, das ich drunter trage, einigermaßen frei von diesem stinkigen Ekelkram.
    Ich lege mein Ohr an die Tür. Bis auf ein gedämpftes mechanisches Brummen höre ich

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