Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)
merkwürdiges Gefühl.
Als ich zurück in den Telefonladen gehe, ist das Mädchen gerade dabei, Gel-Handys in eine Vitrine zu räumen. Sie fängt meinen Blick auf und lächelt wieder dieses magenwärmende Lächeln. Jetzt, wo sie nicht mehr hinter dem Tresen steht, kann ich erkennen, dass sie einen hübschen Körper hat, schlank, aber kurvig unter der schwarzen, hautengen Jeans, die sie trägt. Sie beugt sich hinunter, um das Netzteil wegzuräumen.
Ihr linker Knöchel ist an die Ladentheke gekettet.
Kapitel 13: RHODA
Scheiß auf Dan.
Und scheiß auf diesen ganzen Quatsch.
Wenn er unbedingt bleiben und diese bescheuerte rassistische weiße Schlampe anbaggern will, dann soll er doch. Wenn er sich nach allem, was wir durchgemacht haben, wie ein Arschloch benehmen und mich wie ein Stück Klopapier, das an seinem Schuh klebt, fallen lassen will, ist das sein eigenes Pech.
Also viel Glück, Dan. Und auf Nimmerwiedersehen.
Oh Gott. Ich kann’s gar nicht erwarten, aus diesem Dreckloch rauszukommen und so weit wie möglich von hier zu verschwinden. Und als Allererstes den Himmel zu sehen. Frische Luft atmen, draußen von jemandem eine Kippe – oder zwei – schnorren. Aber eins nach dem anderen. Erst muss ich Zinzi erreichen. Sie ist zwar eine Pfeife, aber alles, was ich habe. Und sie ist meine Cousine, also muss sie mir helfen. Was sie jetzt wohl denkt? Hoffentlich glaubt sie nicht, ich hätte den Jungen entführt oder so was. Aber ich werde ihr alles erklären. Werde mich ein bisschen von ihr anschreien lassen, damit sie sich Luft machen kann. Und überhaupt: Ich bin schon früher für sie eingesprungen, wir sind also quitt. Schließlich hab ich ihr einen Gefallen getan, indem ich auf den Kleinen aufgepasst habe.
Trotzdem rumort mein Magen, als ich zu ihrer Nummer herunterscrolle und auf › Anruf‹ drücke. Das Handy macht Piep-piep-piep, und dann trällert eine rauchige Frauenstimme in mein Ohr: »Leider ist die Nummer, die Sie gewählt haben, derzeit nicht erreichbar. Bitte versuchen Sie es später noch einmal.«
Ich probiere es erneut. Diesmal bekomme ich nur Rauschen. Beim dritten Mal habe ich mehr Glück: Eine Sekunde höre ich gar nichts, dann ... etwas, das wie Atmen klingt. Ein widerwärtiges, angestrengtes Atmen wie von einem Kind, das versucht, mit verschleimter Lunge hektisch Luft zu holen. Ich lege auf und versuche es ein weiteres Mal. Diesmal wird das Display schwarz, gefolgt von:
Netz nicht gefunden.
Schwachsinn.
Ich versuche es mit dem Notruf.
Netz nicht gefunden.
Was jetzt? Soll ich versuchen, Gelbauge und seine Kumpels zu finden? Sie dazu bringen, dass sie in den Tunneln nach dem Jungen suchen? Würden sie mir überhaupt zuhören? Und was, wenn nicht? Was, wenn dieser Wichser Simon mich wegen schwerer Körperverletzung anzeigt?
Mist. Ich weiß wirklich nicht, was ich tun soll.
Aber da nagt etwas an mir. Als hätte ich etwas vergessen oder verloren.
Deinen Verstand!, schreit mich eine irre Stimme in meinem Kopf an.
»Halt die Klappe!« Ich habe es laut gesagt, aber das Einkaufszentrum ist leer und die meisten Schaufenster auf dieser Etage sind abgeriegelt. Hier ist niemand, der mich hören kann.
Denk nach, Dummkopf!
Dann fällt es mir ein.
Zinzis Wagen!
Ich bin wirklich eine komplette Vollidiotin. Ich wühle in meinen Taschen, meine Finger betasten das Feuerzeug, eine durchweichte Packung Hustenbonbons mit Kirschgeschmack, den Griff des Messers, aber Zinzis peperoniförmigen Schlüsselanhänger aus Glasperlen finde ich nicht. Wenn ich es recht bedenke, habe ich ihn nicht mehr gesehen, seit dieser ganze Mist angefangen hat. Seit ich vor Millionen Jahren vor Gelbauges Füße gestolpert bin.
Aber Zinzi könnte doch einen Ersatzschlüssel haben. Nicht sehr wahrscheinlich, so wie ich sie kenne, aber einen Versuch ist es wert. Also, hier ist der Plan: den Wagen finden, entgegen allen Chancen darauf hoffen, dass sie irgendwo einen Ersatzschlüssel versteckt hat, und mir dann Gedanken darüber machen, wie ich aus dem Scheißparkhaus komme, ohne das Parkticket zu bezahlen, das anscheinend den gleichen Weg genommen hat wie die Autoschlüssel.
Ein Kinderspiel.
Es gibt nur ein kleines Problem: Auf welcher Ebene habe ich geparkt? Und wo zur Hölle ist der Eingang zum Parkhaus?
Mist. Als sei dichter Nebel in meine Gedächtnis-Speicherbänke gesickert.
Versuch dich zu erinnern. Denk logisch.
Was war das Erste, was ich und der Junge gemacht haben, als wir hier angekommen sind? Mein Gott, ich
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